Gefangene der Welten
schicken. Zu groß schien ihm das Risiko, dass er seine widerspenstige Braut gleich hier auf dem Flur in einen der versteckten Alkoven zerrte und sie direkt zu der Seinen machte.
24.
Damian erreichte die kleine Kapelle und hielt einen Moment inne, bevor er eintrat. Die Bürger drängten sich in den Bänken und warteten darauf, dass die Zeremonie begann. Aufgeregtes Murmeln brachte das kleine Kirchenschiff zum Summen. Damian warf einen weiteren Blick hinein und sah, dass der Priester bereit war. Seine dicke, rote Nase versank eben in dem kleinen Gebetbuch, das er bei sich trug.
„Herr! Sir Ramsey!“ Damian drehte sich um und erblickte den jungen Narien, der im Laufschritt auf ihn zu gerannt kam. Stirnrunzelnd kam er dem Jungen entgegen. „Was ist los?“ Verblüfft über die Schärfe in seiner Stimme, starrte Narien ihn an. „Sprich, Junge, was hast du für Nachrichten?“ Ein ungutes Gefühl beschlich Damian und der Drang die Hochzeit zu vollziehen, stieg in ihm hoch. Stockend erzählte Narien, was er gesehen hatte.
Sein Vater, einer der Wachmänner an den Zinnen, hatte zwei Reiter kommen sehen und ihn direkt losgeschickt, damit er Damian informieren konnte. „Wer ist es?“, fragte er ungeduldig. Der Junge zuckte die Schultern. „Ich weiß nicht genau, Sir. Mein Vater sagte, sie reiten unter keiner Flagge und sie sind zu dritt. Einer von ihnen sieht aus wie Sir Pattsworth, sagte er.“ Damian stieß einen Fluch aus. Mussten sie ausgerechnet jetzt kommen? Eilig lief er zum Tor, wo zwei weitere Wachposten postiert waren, und erteilte rasch einige Befehle, um die Ankömmlinge entsprechend aufzunehmen, ehe er zurück zur Kapelle eilte, um seiner Braut entgegenzutreten.
Diese rang noch immer mit sich.
Es ist üblich, dass der Bräutigam der Braut vor der Zeremonie ein Geschenk erbringt
. Sydney schluckte. Ihre eiskalten Hände zitterten.
Nun reiß dich zusammen, Syd‘! Kein Grund, derart nervös zu werden
, versuchte sie sich zu beruhigen.
Die Tür öffnete sich und Maria trat ein. Freundlich lächelnd kam sie näher. Dabei fiel ihr Blick auf die Tiara in Sydneys Händen. Sogleich erhellte sich ihr Gesicht. „Wie wunderschön sie ist! Ihr müsst sie tragen, meine Herrin!“ Zerknirscht überließ Sydney dem Dienstmädchen das Schmuckstück und wartete, bis sie das Gewicht des kühlen Metalls auf ihrem Kopf spürte. Sie stand auf, doch Maria hielt sie zurück. „Wartet bitte einen Moment noch, Herrin.“ Sydney setzte sich erneut und beobachtete, wie Maria einen Schleier aus der Kommode zog. Gekonnt steckte sie ihn auf ihrem Kopf fest. Dann lächelte sie heiter und sagte: „Nun ist die Zeit gekommen, meine Herrin. Der Priester ist da und man wartet auf Euch.“ Sydneys Kleid raschelte leise, als sie sich erhob und auf die Tür zuging. Wäre es nach ihr gegangen, so hätte sie keinen Grund zur Eile, doch Maria sah das erwartungsgemäß anders. Sie griff nach Sydneys Arm und halb schob, halb zog sie Sydney zur Tür hinaus. Der Wachposten folgte ihnen in diskreter Entfernung.
Sydney blinzelte, als sie nach draußen ins Sonnenlicht traten, und erkannte, dass Damian vor der Kapelle auf sie wartete.
Er trug eine eng anliegende schwarze Hose und schwarz-polierte Stiefel, deren Schaft ihm bis zu den Knien reichte. Sein kräftiger Brustkorb steckte in einem blütenweißen Hemd, was jedoch unter dem elegant wirkenden, dunkelgrünen Gehrock, den er trug, nahezu verborgen blieb. Wie Ebenholz schimmerte sein Haar im hellen Licht und als Sydney seinem Blick begegnete stockte ihr für eine Sekunde der Atem und ihr Verstand setzte aus.
Seine Augen, bisher von solch Düsternis erfüllt, reflektierten das Sonnenlicht und strahlten ungewohnt intensiv. Unverwandt sah er sie an und trotz der Entfernung, die sie voneinander trennte, spürte Sydney, wie es sie zu ihm hinzog; wie
er
sie anzog. Angezogen von seinem glühenden Blick trat sie auf ihn zu.
Damian verneigte sich vor ihr und seine dunklen Augen wanderten über ihre Züge. Er griff nach ihrer Hand und hauchte einen Kuss auf den Rücken. Ein Funke glomm in seinen Augen, der die Schmetterlinge in Sydneys Bauch erneut zum Flattern anregte. Sie spürte, wie sie errötete und war dankbar, dass der weiße Schleier ihre Züge weitestgehend verbarg.
„Dein Anblick ist wie immer eine Freude, mein Herz.“ Sydney schluckte nervös und schwieg. Damian entging ihre Schweigsamkeit nicht und, einen Mundwinkel hebend, fragte er: „So schweigsam, Sydney?“ Aufgewühlt
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