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Gefangene des Meeres

Gefangene des Meeres

Titel: Gefangene des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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überspült worden war und es im Maschinenraum nach dem zweiten Treffer kaum Überlebende gegeben haben konnte, waren die Aussichten sehr günstig, daß beide wasserdichten Türen noch geschlossen waren. Auch konnte sich in dem kurzen Korridor und den zwei engen Kabinen keine große Wassermenge befinden. Sie einigten sich, den geplanten Durchstieg nahe der Innenwand von Tank zwölf in die Decke zu schneiden.
    Die Ausführung des Projekts dauerte fast zwei Jahre.
    Als Übung öffnete Richard zuerst durch einen der Spantenzwischenräume einen Weg in die Bilgen. Im Boden von Tank sieben befand sich eine wasserdichte Luke zu diesem Zwischenraum, und am Boden desselben eine zweite, gleichartige Luke, durch die man in die Bilgen gelangen konnte. Unter normalen Verhältnissen wurden diese Luken nur bei Reparaturarbeiten im Trockendock geöffnet. Richard stieg, mit einer Notlaterne und einem Preßluftbehälter versehen, in den winzigen Raum hinab und ließ die Luke hinter sich schließen. Dann öffnete er mit einem schweren Hammer den festgerosteten Verschluß der unteren Klappe, während die ausströmende Preßluft das Bilgenwasser am Aufsteigen hinderte. Nun war er imstande, direkt in die wassererfüllte Bilge zu blicken, und im Lichtkegel seiner Laterne konnte er Fische umherschwimmen sehen. Es war das erste Mal in seinem Leben, daß er einen Fisch oder überhaupt eine lebende Kreatur nichtmenschlicher Art sah, und der Eindruck auf ihn war so, daß er noch Jahre später davon redete.
    Er verschloß die untere Luke, bevor seine Laterne ausging – ihre Batterie war schon zu oft aufgeladen worden, und eine Ladung hielt nicht länger als eine halbe Stunde vor –, dann klopfte er, und man öffnete ihm.
    Es war unmöglich, die obere Luke langsam genug anzuheben, um einen plötzlichen Druckabfall im Spantenzwischenraum zu vermeiden, und Richard bekam Nasenbluten und Ohrenschmerzen. Aber er konnte ihnen sagen, daß es nun einen Ort gab, wo sie die wachsenden Unrathaufen und alles andere unbrauchbare und unerwünschte Material abladen konnten.
    Richard machte nicht viele Worte, aber sie alle wußten, daß dieser Ort auch ihre Körper aufnehmen würde, wenn der Tod sie ereilte …
    Während der langen Wartezeit bis zur Öffnung des »Neuen Landes« dachte Wallis oft an diese nützliche, wenn auch etwas makabre Entdeckung, aber er vergaß sie vollständig, als das letzte Wasser aus dem neugewonnenen Territorium gurgelte und er das Zeichen zum Aufschneiden des Durchstiegs gab. Er war jetzt ebenso ungeduldig wie Richard, obwohl er im Gegensatz zu diesem die Gründe dafür nicht hätte angeben können.
    Minuten später drängten sie sich durch die Öffnung, ohne auf die noch heißen Schneidkanten zu achten, an denen sie sich die Finger verbrannten. Dickson senior, Richard, der Doktor, Eileen, Wallis selber – jeder, der sich nicht um die Kinder kümmern oder den Generator bedienen mußte – rannten lachend und schreiend in dem kleinen Stück Korridor auf und ab und in die beiden Kabinen hinein und wieder hinaus, stampften wie Kinder in den Seewasserpfützen herum und redeten hysterisch durcheinander. Aber dann wurden sie ebenso schnell wieder still und versammelten sich schweigend um die beiden Bullaugen.
    Durch das nach vorn gerichtete Bullauge sahen sie die Umrisse der Navigationsbrücke und des Hauptmastes, stumpfe Schatten in einem kühlen grünen Zwielicht. Der Laufgang, die Reling des Wetterdecks, Entlüftungshauben und Kräne waren näher und darum bis in die Einzelheiten zu erkennen. Jenseits der Reling sah man sandigen Meeresboden, durchsetzt mit unregelmäßig geformten Felsriffen verschiedener Höhe. Es waren nur wenige Fische zu sehen, und die unterseeische Vegetation war gering. Wallis wunderte sich, daß die Glasscheiben der Bullaugen nicht von Algen überwuchert oder getrübt waren und kam zu dem Schluß, daß eine starke Strömung oder die Tidenbewegungen im Wasser der Ansiedlung von Algen entgegenwirkten.
    Das seitliche Bullauge zeigte in einiger Entfernung die schwarze, steil aufragende Masse eines Riffs, das etwa siebzig Meter über ihnen durch den hellen, blinkenden Spiegel der Meeresoberfläche stieß.
    »Jetzt«, sagte der Doktor lachend, »kann ich die Tage zählen und nicht nur die Monate.«
    »Jetzt«, ergänzte Richard mit der feierlichsten Stimme, die Wallis je bei ihm gehört hatte, »weiß ich, daß außerhalb des Schiffes noch etwas ist…«
    Nicht viel später wurde die Freude und Aufregung über die

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