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Gefangene des Meeres

Gefangene des Meeres

Titel: Gefangene des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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Möglichkeit, nach draußen zu sehen, plötzlich gedämpft. Bisher war an Bord der »Gulf Trader« keiner der Überlebenden gestorben.
    Jenny mußte als erste gehen. Richard wußte inzwischen genauso viel über die Behandlung der Altersdiabetes wie Dr. Radford, aber sie hatten kein Insulin, und es gab nichts, was sie tun konnten. Bald darauf stolperte Richards Vater und schlug mit dem Kopf gegen einen Türrahmen. Seine Gedanken waren nicht bei seiner Beschäftigung gewesen, nur bei seiner toten Jenny. Trotz Richards und des Arztes gemeinsamer Anstrengung erlangte er das Bewußtsein nicht wieder. Dann bekam Margaret, was Radford und Richard übereinstimmend als Lungenentzündung diagnostizierten, und die beiden brachten Wallis so schonend wie möglich bei, daß sie auch für sie nichts tun konnten. Doch sie erlaubten ihm, bei ihr in der Krankenstation zu bleiben. Wallis begann die lange und doch allzu kurze Wache, aber er wußte nicht genau, wann Margaret starb. Er hatte sie in seinen Armen gehalten, das eine Auge geschlossen, das andere von Tränen geblendet, als Richard sacht seine Schulter berührte und ihn wegführte.
    Danach kehrten der Doktor und Wallis zu ihrer alten Gewohnheit zurück und schliefen zusammen, um einander besser warmhalten zu können. Aber es war ein sehr kalter Winter, und seit vielen Monaten war es ihnen wegen ihres Alters nicht mehr möglich gewesen, sich durch Arbeit am Generator aufzuwärmen. Immer häufiger wurden die Nächte, in denen Wallis fröstelnd wachlag, so wie er es am Anfang getan hatte, als seine einzigen Gedanken die an Rettung und Entkommen gewesen waren. Nun war er nicht mehr besorgt, aber Margarets Tod hatte einen tiefen und schmerzlichen Kummer in ihm zurückgelassen, der mit jedem Tag zunahm. Es war, als hätte er ein Glied verloren und erwachte nun aus dem ersten Schock. Aber es gab auch Nächte, in denen er schlafen konnte.
    »Wovon haben Sie die letzte Nacht geträumt?« fragte der Doktor eines Morgens beim Frühstück, um Wallis aufzuheitern. »Als Sie mich packten, glaubte ich einen Augenblick lang, Sie hätten einen Anschlag auf meine Tugend vor.«
    »Ich werde woanders schlafen«, sagte Wallis.
    Der Doktor schwieg eine Weile, dann sagte er unbeholfen: »Ich weiß, wie es mit euch beiden war. Es stört mich nicht, wenn Sie im Schlaf Ihren Arm um mich legen. Es gefällt mir sogar. Um die Wahrheit zu sagen – ich friere dann nicht so. In letzter Zeit ist mir immer kalt…«
    Wenige Tage später machte Dr. Radford eine Selbstdiagnose auf Lungenentzündung, und Wallis begann eine weitere, lange und herzbrechende Krankenwache. Diesmal teilte er sie mit Richard, einem noch jungen aber seltsam gereiften Richard, der dem Doktor in den letzten Jahren nahegekommen war, so daß sich seit dem Tod seiner Eltern zwischen dem alten Arzt und ihm beinahe ein Vater-Sohn-Verhältnis ausgebildet hatte. Richard saß mit trockenen Augen, aber einem vom Kummer zerquälten Gesicht neben Radford und lauschte in den kürzer werdenden Perioden, wenn der Sterbende bei klarem Verstand war, den Worten seines Lehrers.
    »Ich habe dir den Kopf mit Symptomen und Krankheiten und Behandlungsarten vollgestopft, die du wahrscheinlich nie kennenlernen oder anwenden wirst«, hörte Wallis ihn einmal zu Richard sagen, »und das Resultat ist, daß du in der Theorie recht gut beschlagen bist. Deine praktische Erfahrung ist jedoch – ich hoffe, du wirst mir das verzeihen – auf Entbindungen beschränkt geblieben. Wenn du sie vor dir liegen hättest, würdest du weder Leber noch Lunge erkennen. Natürlich kannst du nichts dafür, denn wir haben keine medizinischen Werke, keine Illustrationen, nicht einmal die Mittel, um genaue Skizzen zu machen. Aber in vielleicht zwei Tagen wirst du in der Lage sein, dein praktisches Wissen erheblich zu erweitern, und ich bitte dich – nein, verdammt noch mal, ich befehle dir! – das zu tun. Du verstehst, worauf ich hinauswill? Ich will nicht in einem Stück in der Bilge verschwinden!«
    Richard verstand, worauf der Doktor abzielte, und auch Wallis wußte es.
    »Gut«, sagte Radford schwach. »Wir werden noch einen richtigen Arzt aus dir machen. Aber da ist noch etwas – eine unwichtige Sache nur, aber sie macht deine Stellung offiziell. Ich mußte diesen Eid ablegen, und ich weiß noch, daß es mir schwerfiel, mich an den Wortlaut zu erinnern. Du hast es leichter, denn du brauchst mir nur nachzusprechen.
    Ich schwöre bei Apollon, dem Arzt, und Asklepios und Hygieia

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