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TS 78: Operation Vergangenheit

TS 78: Operation Vergangenheit

Titel: TS 78: Operation Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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1.
     
    Jeder, der einen Blick durch das Guckloch der Zellentür warf, konnte an dem jungen Mann auf der Pritsche nichts Besonderes feststellen. Er war durchschnittlich groß, hatte braunes kurzgeschnittenes Haar, und sein glattes Jungengesicht war eines von denen, die man rasch wieder vergißt. Was in ihm vorging, verrieten seine hellen Augen, deren Pupillen sich verengten, sobald draußen Schritte laut wurden – doch nur für den Bruchteil einer Sekunde.
    Er wußte, daß ein Auge durch das Guckloch blickte, verriet aber nichts.
    Der Posten, ein schon älterer Jahrgang, rechnete mit irgendeiner Reaktion des Gefangenen; doch Ross Murdock beherrschte sich.
    Aber so ging das auf die Dauer nicht weiter, und von allein kam er hier so leicht nicht ‘raus. Er mußte irgend etwas riskieren, selbst wenn es glatter Wahnsinn war. Denn er war jung, liebte die Freiheit und das Leben.
    Hier war ein Tag wie der andere. Allerdings hatte man ihn heute nachmittag einem Verhör unterzogen. Der Psychologe hatte seltsame Fragen gestellt, und Ross Murdock hatte sie so vorsichtig wie möglich beantwortet.
    Jetzt wurde die Zellentür geöffnet.
    Ross Murdock tat, als habe er nichts gehört.
    Der Posten räusperte sich.
    „Stehen Sie auf, Murdock, und folgen Sie mir!“
    Was ist denn jetzt schon wieder los? dachte Ross.
    „Der Richter möchte mit Ihnen sprechen“, beantwortete der Posten die unausgesprochene Frage.
    Ross Murdock stand langsam auf. Es hatte keinen Sinn, Fragen zu stellen oder Widerstand zu zeigen. Am besten, man sagte immer das, was der Richter hören wollte. Er würde vor dem Richtertisch stehen wie ein kleiner Junge, der seine Missetaten aufrichtig bereute. Mit dieser Methode hatte Ross Murdock bei den Verhören der Vergangenheit noch immer am vorteilhaftesten abgeschnitten. Mehr als einmal hatte sich sein naiv-unschuldiges Jungenlächeln bewährt.
    „Ihre gute Führung läßt zu wünschen übrig, junger Mann“, erhob Ord Rawle seine Baßstimme, als Ross vor dem Richtertisch stand.
    „Jawohl, Sir“, antwortete Ross Murdock und senkte schuldbewußt den Kopf. So konnte der Richter nicht seine Augen sehen, die alles andere als lammfromm waren. Er grinste insgeheim.
    Leider dauerte dieses Grinsen nicht lange. Denn als er nach einer Weile den Kopf hob, sah er, daß Richter Ord Rawle nicht allein war. Der Psychologe hatte neben ihm Platz genommen und musterte den Gefangenen mit dem gleichen Interesse, das er ihm schon beim Verhör entgegengebracht hatte. Ross Murdock bemühte sich, seine wahren Empfindungen weitgehend abzuschalten.
    „Ihre Führung läßt in der Tat einiges zu wünschen übrig“, betonte der Psychologe. „Eigentlich müßten wir Sie in den neuen Rehabilitationsdienst einweisen, denn das Gesetz schreibt vor, daß Gefangene Ihres Alters …“
    Ross Murdock erschrak. Rehabilitationsdienst, das bedeutete zumindest Arbeitslager.
    Aber einen kleinen Funken Hoffnung hatte er noch. Der Psychologe hatte nur die Möglichkeit eines Rehabilitationsdienstes in Erwägung gezogen, das zusammenfassende und abschließende Urteil stand noch aus.
    „Wir sind übereingekommen, Ihnen eine Chance zu geben“, übernahm Ord Rawle wieder das Wort, und Ross Murdock atmete auf. Welcher Art diese Chance auch war, er mußte sie unter allen Umständen ausnutzen!
    „Um es kurz zu machen, Murdock, es gibt da ein wichtiges Regierungsprojekt, zu dem Freiwillige benötigt werden.“
    „Zunächst ein Freiwilliger“, sagte eine Stimme im Schatten der rechten Wandseite.
    „Ich an Ihrer Stelle würde mich für das Regierungsprojekt entschließen, Murdock. Sie sind jung, gesund und kräftig.“
    Ross Murdock hatte im Geiste schon ja gesagt. Nur ‘raus aus dieser verdammten Isolierzelle und ganz gleichgültig, wohin!
    „Abgesehen davon, daß Sie unserem Land einen großen Dienst erweisen, dürfte sich Ihr Entschluß nur günstig auf das über Sie gesprochene Urteil auswirken, Murdock.“
    Ross Murdock tat, als überlege er noch. Hätte er spontan ja gesagt, wäre der Psychologe unnötig mißtrauisch geworden.
    „Wenn ich ablehne, komme ich in den Rehabilitationsdienst, Sir?“
    „Leider, junger Mann, leider. Ich deutete wohl schon an, daß Ihre Führung …“ Ord Rawle raschelte mit den Papieren.
    „Dann bin ich bereit, mich der Regierung zur Verfügung zu stellen, Sir.“
    „Ich hatte es nicht anders von Ihnen erwartet“, murmelte der Richter und schob die Papiere in eine Aktenmappe. „Hier haben Sie Ihren Freiwilligen,

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