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Türme strahlen den Tod

Türme strahlen den Tod

Titel: Türme strahlen den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Gray
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    Türme strahlen den Tod
    (TORMENTED CITY)
     
    Von CHARLES GREY
     
1. Kapitel
     
    Ein Schatten war er, nichts als ein Schatten unter anderen Schatten, der sich dahinbewegte, in der Düsternis bergender Winkel verschwamm, weiterglitt und dem hellen Schein unter den strahlenden Bogenlampen, die große weiße Flecke auf den Boden warfen, auswich. Ein Schatten, der sich kaum sichtbar und unheimlich schnell bewegte, daß die auf und ab wandernden Wachtposten ihn nicht bemerkten. Geräuschlos glitt er die menschenleeren Straßen entlang. Hin und wieder erstarrte er, verschwamm bewegungslos mit der Ecke eines Gebäudes oder in einem beschatteten Torbogen.
    Die Wachtposten schienen gerade heute abend in äußerster Alarmbereitschaft. Sie hielten die Augen offen!
    Zwei von ihnen blieben nur wenige Meter von ihm entfernt stehen, so dicht, daß er den pfeifenden Atem des einen hören konnte und das leise Klirren der, Ausrüstung, als der zweite Posten seine Augen aufmerksam in die Runde schickte. Einen Augenblick lang starrte der Mann direkt in Richtung auf die dämmerige Gestalt. Diese stand auf dem Sprung, das zu tun, was der Augenblick verlangte, wenn …
    Aber da wanderten die Augen des Postens weiter. Er hatte den Mann in seinem Versteck nicht entdeckt.
    Schwer polterten die Wachstiefel über den Asphalt der Straße. Der Schein der Bogenlampen glitzerte auf dem polierten Leder des Koppelzeuges und dem hellen Metall der Ausrüstung. Weiter gingen die beiden Posten. Ferner und immer ferner klangen ihre Schritte.
    Ganz langsam wich die Spannung, aus Körper und Geist des Mannes im Torbogen. Tief holte er frische Luft in seine erstorbene Lunge, pumpte neuen, erfrischenden Sauerstoff in sein Blut und brachte die Nerven zur Ruhe. Er wartete, bis sein Puls wieder normal klopfte, bis sein Atem still und regelmäßig ging, bis das nervöse Zittern endgültig nachgelassen hatte. Dann erst bewegte er sich, glitt weiter von. Schatten zu Schatten, unsichtbar und unhörbar, bis er am Rande eines hellerleuchteten Gebietes stehenblieb.
    Hoch wuchs ein Gebäude empor, eine schmale Säule aus glattem Beton, kahl und fensterlos, grell angestrahlt von harten Scheinwerfern bis zu einer Höhe von etwa dreißig Metern.
    Um das Gebäude herum, in einem Umkreis von etwa fünfzig Metern, war nichts als glatter, ebener Asphalt. Jeder Quadratzentimeter lag unter den aufmerksamen Augen vieler auf und ab patrouillierender Wachen. Sie hielten ihre Gewehre schußbereit.
    Der Mann wartete, alle Muskeln und alle Nerven zum Zerreißen gespannt.
    Er hob die schwarzverhüllte Hand vor seine Augen und schob ein dünnes Tuch beiseite. Der kreisende Zeiger über einem Leuchtzifferblatt tickte regelmäßig von Strich zu Strich, und zum tausendstenmal heute abend überprüfte der Mann in flinkem, sicherem Rechnen seine Zeiteinteilung.
    Fünfzig Meter waren es bis zu dem Gebäude. Das bedeutete ungefähr fünf Sekunden, vielleicht ein bißchen weniger. Dann galt es, dreißig Meter hoch zu klettern. Dreißig Sekunden würde er dafür vermutlich brauchen, vielleicht sogar noch mehr. Es schien doch sicherer, mit einer ganzen Minute zu rechnen. Auf jeden Fall mußte sein Vorhaben gelingen.
    Eilig befestigte er sich Saugnäpfe aus Plastik an Knien, Ellbogen, Füßen und Händen. Wieder schaute er auf den Chronometer, beobachtete den kreisenden Uhrzeiger und stand dann unbeweglich, entspannt und bereit. Sein heißer Atem schlug sich an der Innenseite der schwarzen Kapuze nieder.
    Er brauchte nicht lange zu warten.
    Drüben am anderen Ende des erleuchteten Platzes, jenseits des Gebäudes, sprühte stiebendes Feuer auf, und der aufbrüllende Donner einer fürchterlichen Explosion zerriß die Luft.
    Einen Augenblick lang erstarrten die Wachen in fassungslosem Schrecken. Dann aber rannten sie blitzschnell dahin, wo der rollende, donnernde Lärm entstanden war.
    Noch hatten die hastenden uniformierten Gestalten den erleuchteten Bereich nicht ganz verlassen, als der schwarzgekleidete Mann auf das Gebäude losstürzte.
    Er schaffte es, ohne entdeckt zu werden.
    Ganz kurz vor dem Gebäude spannten sich seine Beinmuskeln, und mit einem gewaltigen Satz sprang er an der glatten Oberfläche empor. Weit spreizte er Arme und Beine, preßte im Augenblick der Berührung die Saugnäpfe gegen den Zement und blieb einen Augenblick lang hängen. Dann fing er entschlossen an, die senkrechte, glatte Wand emporzuklimmen.
    Höher, immer höher. Verzweifelt, mit schmerzenden Muskeln

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