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Gefangene des Meeres

Gefangene des Meeres

Titel: Gefangene des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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leicht zerreißt und nicht gewaschen werden kann, aber für warme Umhänge und Decken sind sie gut, und wenn wir mehr Pflanzen hätten …«
    »Das stimmt«, unterbrach Randolph Brutus Dickson, der vierte in der Gruppe. »Obwohl zerfaserte Bohnenstengel wie die Hölle jucken und brennen, sind sie mir immer noch lieber als nackt zu gehen wie jetzt. Seit meiner Babyzeit habe ich mich nicht mehr warm gefühlt.«
    Das fünfte Mitglied der Gruppe lachte. Es war Elizabeth Graves Wallis, und sie lachte über alles. Wenn sie nicht lachte, spielte sie mit ihren Fingern und lächelte dabei still vor sich hin. Ohne Zweifel war sie die glücklichste Person an Bord.
    »Die Vergrößerung des Gartens wird nicht helfen«, erklärte Arthur geduldig, »weil wir nicht die nötigen Glühbirnen und Leitungen haben. Wenn weiterhin so viele von den Dingern durchbrennen, werden sie nicht mal so lange reichen wie unsere Essensvorräte, und je mehr Lichtquellen wir haben, desto schneller brauchen wir die Birnen auf. Keine Lampen – das bedeutet kein Licht, keine Bohnen und keine Luft. Wie ich die Dinge sehe, gibt es innerhalb des Schiffes keine Lösung für das Problem, und das heißt, daß wir auf Rettung hinarbeiten müssen.«
    An dieser Stelle begann der Doktor eine leise Enttäuschung über Arthur Sullivan Wallis zu empfinden. Es wurde immer wieder mit verschiedenen Methoden versucht, die Aufmerksamkeit der Leute an der Oberfläche auf das Schiff und seine Bewohner zu lenken, wenn auch in der letzten Zeit weit weniger häufig. Man hatte im Morsekode SOS-Signale an die Schiffswände gehämmert, Lichtleitungen in Richards Räume verlegt und Blinksignale durch die Bullaugen gesendet, wenn es Nacht war. Aber diese Versuche hatten nur bewirkt, daß jedermann auf Monate hinaus bedrückt und niedergeschlagen gewesen war, und jetzt waren sie völlig entmutigt. Der Gedanke an Rettung war etwas wie die Gedanken an Mädchen, eine Phase der Jugend.
    »Meine Idee war, die Räume hier zu benützen«, fuhr Arthur fort, »um einen von uns an die Oberfläche zu bringen. Die Tür zum Wetterdeck ist festgerostet, und dasselbe gilt für die Bullaugen, aber ich dachte daran, das Glas einzuschlagen und sich durchzuzwängen oder von einem Erwachsenen durchgeschoben zu werden und an die Oberfläche zu schwimmen. Das Loch ist aber so eng, daß nur ein Sieben- oder Achtjähriger durchkäme. Vielleicht auch ein dünner Zehnjähriger. Man müßte ihn genau instruieren, was er den Leuten dort oben sagen soll, und er müßte etwas mitbekommen – eine Botschaft und den Ausweis des ersten Kommandanten, vielleicht, damit sie selbst dann, wenn er es nicht bis zum Ufer schafft oder seine mündliche Meldung nicht gleich geglaubt wird, wissen, daß wir hier sind …«
    »Augenblick!« unterbrach der Doktor entsetzt. »Das könnt ihr nicht machen! Das Bullauge wäre auch für einen mageren Achtjährigen verdammt eng, und ringsum wären scharfe Glassplitter. Man könnte sie nicht alle abschlagen, während das Wasser hereinschießt. Der Junge würde bei dem Versuch zerschnitten!«
    »Der Erwachsene«, fuhr Arthur unerschütterlich fort, »wäre ein Freiwilliger, der genau wüßte, daß er sterben muß, und so würde er nicht in Panik verfallen. Man würde ihn vorher in der richtigen Position anbinden, so daß ihn das hereinschießende Wasser nicht wegreißen kann, und während der Junge seinen Kopf so lange wie möglich in der Luft behielte, würde der Erwachsene alle lockeren Glassplitter vom Rand des Bullauges schlagen. Stiege das Wasser dann bis über die Oberkante des Loches, würde die oben gefangene Luft das Einströmen des Wassers verlangsamen, und es wäre noch Zeit genug, dem Jungen durch die Öffnung zu helfen.«
    »Nein!«
    Diesmal war es Irene, die sich Arthurs Vorhaben widersetzte. »Das würde bedeuten, daß wir die Räume hier verlören und das Schiff wieder blind wäre! Das könnte ich nicht ertragen. Unsere Eltern könnten es vielleicht – sie kommen nicht gern hierher, weil sie hinaussehen können, und das macht sie unglücklich. Aber ich will wissen, daß es außer dem Schiff noch etwas gibt, etwas anderes als rostige Metallwände und feuchte Lagerstätten aus alten Fetzen und diese ständige Kälte und den ewigen Gestank. Ich mag gern hier oben leben und immer das Licht draußen sehen, ganz gleich, woher es kommt und wer es macht.«
    Auf ihre vehement vorgetragenen Worte folgte ein langes Schweigen, das schließlich von Arthur gebrochen wurde.
    »Ich

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