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Geh@ckt: Wie Angriffe aus dem Netz uns alle bedrohen. Ein Agent berichtet (German Edition)

Geh@ckt: Wie Angriffe aus dem Netz uns alle bedrohen. Ein Agent berichtet (German Edition)

Titel: Geh@ckt: Wie Angriffe aus dem Netz uns alle bedrohen. Ein Agent berichtet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael George
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zum Abendessen am Münchner Flughafen. Er war gerade viel unterwegs, und so bot es sich an, dass wir uns bei einem seiner Zwischenstopps trafen. Im Airbräu ließ es sich gut unterhalten, außerdem konnte man draußen sitzen, und der Wurstsalat war eine Sensation.
    «Weißt du, was wir neulich gemacht haben?», fragte er mich, nachdem wir bestellt hatten.
    «Keine Ahnung, sag schon», erwiderte ich.
    «Wir wollten feststellen, ob wir es überhaupt bemerken würden, wenn jemand 200  Gigabyte-Daten nach China verschickt. Also nahmen wir irgendwelche Blinddaten und schickten sie von einem Arbeitsplatz aus übers Internet nach China.»
    «Und?», fragte ich neugierig. Immerhin waren 200  Gigabyte eine große Datenmenge.
    «Nichts. Keine Reaktion. 200  Gigabyte fallen überhaupt nicht auf. Weltweit kommunizieren wir mit über sechzig Dependancen unseres Konzerns und verschicken dabei allein von unserem deutschen Headquarter in etwa neun Terabyte Daten täglich. Welche Daten dabei um die Welt gehen, wissen wir eigentlich nicht. Verrückt, nicht wahr?»
    In der Tat. Allerdings kein Einzelfall, denn die Zeiten, in denen Akten von Tisch zu Tisch gereicht oder in Archiven im Keller gelagert wurden, sind Geschichte. Heute werden sie über das Internet quer durch die Welt gejagt oder verschwinden, auf Datenträgern gespeichert, in Akten- oder Hosentaschen. Mitarbeiter von Unternehmen reisen quer durch die Welt und tragen tonnenweise Daten mit sich herum. Moderne Smartphones haben mit Hilfe von Secure Digital Memory Cards ( SD -Cards; «sichere digitale Speicherkarte») oft riesige Speicherplätze. USB -Sticks, DVD s oder Digitalkameras sind ebenfalls allesamt Geräte, die Massen an Dokumenten und Daten aufnehmen. Der Ausdruck «komplexe Datenhaltung» scheint da fast noch geschmeichelt, «chaotisch» wäre wohl treffender. Einmal unterwegs, müssen die Daten noch nicht einmal gestohlen werden, es reicht, wenn Mitarbeiter sie verlieren. Eine Studie des Ponemon Instituts im amerikanischen Bundesstaat Michigan belegt, dass allein auf europäischen Flughäfen etwa 3200 Laptops verloren werden. Pro Woche. Die Frage ist, welche Art Daten dabei abhandenkommen. Handelt es sich um Speisepläne der hauseigenen Kantine, fällt der Verlust nicht weiter ins Gewicht. Handelt es sich um vertrauliche Dokumente, kann der Schaden oft gar nicht bemessen werden.
    Der Fall, der sich im Februar 2012 am Pariser Bahnhof Gare du Nord abspielte, ist so einer. Es war ein wichtiger Gipfel gewesen, dieser Französisch-Britische Atomindustrie-Gipfel. Schließlich verkündeten die beiden damaligen Staatschefs, Nicholas Sarkozy und David Cameron, den Start der nächsten Phase einer gemeinsamen Kampfdrohne. Zusammen wollten der englische Rüstungskonzern BAE Systems und das französische Unternehmen Dassault Aviation bis 2020 das unbemannte Kampflugzeug entwickeln.
    Eine Woche später begab sich ein hochrangiger Vertreter von Dassault Aviation auf Geschäftsreise nach Großbritannien. Gemeinsam mit seiner Begleiterin wollte er den Eurostar nach London nehmen. Just in dem Moment, als er an einem Ticketautomaten stand, seine Aktentasche auf dem Boden, wurde seine Begleiterin von einem fremden Mann belästigt. Er drehte sich um, um ihr zu Hilfe zu kommen. Diesen Augenblick passte der Dieb ab und entwendete die Tasche, die voller geheimer Dokumente und Daten über das geplante Drohnenprojekt mit den Briten war. Der Mann, der die Frau belästigt hatte, verschwand genauso schnell und klanglos, wie er aufgetaucht war. Reiner Zufall? Ein gewöhnlicher Taschendiebstahl, wie er während der Hauptbetriebszeit des Bahnhofs vielfach geschieht? So zumindest beurteilte der Pressesprecher des französischen Unternehmens den Vorfall gegenüber den Medien. Die örtlichen Polizeibehörden wollten nicht so recht an einen Zufall glauben, denn trotz Sicherheitskameras konnten die Täter unerkannt entwischen. Aus meiner Erfahrung würde ich mich den Polizisten anschließen, denn Geheimdienste überlassen nur ungern Dinge dem Schicksal. Nun ist es nicht so, dass man hinter jedem Straßenraub oder Einbruch einen gezielten Angriff vermuten muss, aber die Möglichkeit, dass es sich um mehr als nur puren Zufall handeln könnte, sollte in Betracht gezogen werden, insbesondere dann, wenn schützenswerte Daten gestohlen wurden.
    Weil Daten überall in der Welt verstreut sind sowie doppelt und dreifach gespeichert werden, verdoppeln und verdreifachen sich auch die

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