und der Geisterzug
Fahrt in die Vergangenheit
Das Erste, was Justus, Peter und Bob von der alten Dampflok zu sehen bekamen, war die weiße Wolke, die hinter den alten Häusern auftauchte und sich den Schienen folgend in einer weiten Kurve auf den Bahnhof zuschob. Dann hörten sie das Rattern der Räder auf den Schienen und schließlich den heulenden Pfiff der Lokomotive. Das riesige Ungeheuer aus schwarzem Eisen kam in Sicht und donnerte auf die drei Jungen zu.
Bremsen kreischten. Wieder zog der Lokführer an der Signalpfeife, und das Heulen klang, als hätte die Lok selbst eine Stimme. Als sie dröhnend an Justus vorbeizog, sah er die hart arbeitenden Pleuelstangen an den blankpolierten Triebrädern und ein grünes Metallschild auf dem schwarzen Rumpf. In großen goldenen Buchstaben stand dort der Name der Lok: Sequoia .
Gleich darauf rollte auch der Tender mit den Kohlen- und Wasservorräten an ihnen vorbei, und dann kam der Rest des Zuges: sechs altertümliche Abteilwagen, die Justus an hochrädrige grüne Kutschen erinnerten. Die goldene Aufschrift Harrowville Railroad Museum Company zog sich über alle sechs Wagen.
Die Bremsen kreischten erneut. Schnaubend, zischend, stampfend wie ein ungeduldiges Schlachtross kam die Lok zum Stehen, und endlich konnte Justus auch wieder hören, was Peter ihm begeistert ins Ohr schrie. »Mensch, Just! Das ist einfach irre! Hast du den Heizer gesehen, der uns zugewinkt hat? Klasse!«
»Und alles nur für uns«, ergänzte Bob und sah sich auf dem beinahe menschenleeren Bahnsteig um. »Oder wenigstens fast.« Er zeigte auf eine Frau und drei Männer, die in den vordersten Wagen einstiegen. Niemand war ausgestiegen, und als Justus sich auf die Zehenspitzen stellte, sah er, dass der Waggon vor ihm völlig leer war.
»Umso besser für uns«, sagte er. »Wir setzen uns nach ganz hinten, da haben wir in den Kurven den besten Blick!«
Die drei Jungen packten ihre Rucksäcke und schleppten sie zur Waggontür. Als Bob eben die Hand nach der Klinke ausstreckte, wurde die Tür von innen aufgestoßen. Ein etwa vierzehnjähriger sommersprossiger Junge in einer prächtigen grüngoldenen Uniform mit der Aufschrift Harrowville Railroad Museum Company sprang heraus. In der Hand hielt er eine altmodische Schaffnerkelle. Er musterte die Jungen und ihre Rucksäcke, machte ein finsteres Gesicht und fragte: »Seid ihr die Trödeltypen aus Rocky Beach?«
»Trödeltypen?« Peter und Bob blieb die Luft weg. Justus musterte den Jungen kühl. »Wenn du mit dieser Frage meinst, ob wir vom Gebrauchtwarencenter Titus Jonas kommen, dann ja.«
»Ist mir doch schnuppe, wie der Laden heißt«, sagte der Junge. »Der Zug ist jedenfalls voll. Kein einziger freier Platz mehr da.«
»Wie bitte?«, rief Bob. »Vier Leute sind eingestiegen, alle Wagen sind leer, und außer uns ist hier kein Mensch auf dem Bahnsteig! Was soll denn das?«
»Alles reserviert. Fahrt nach Hause und geht surfen – oder was man sonst da bei euch am Meer macht.« Der Junge drehte sich weg, aber Justus hielt ihn an der Schulter fest.
»Augenblick mal. So geht das nicht. Wir haben vor, nach Harrowville zu fahren und das Eisenbahnmuseum zu besichtigen, und das werden wir auch tun. Mr Kingsley, der Direktor, hat uns selber die Karten geschickt. Er erwartet uns – und du ja offenbar auch, da du weißt, wer wir sind. Also steigen wir jetzt ein.«
Ohne ein Wort riss der Junge sich los und marschierte am Zug entlang nach vorne.
Justus, Peter und Bob sahen ihm nach.
»Trödeltypen!«, sagte Peter wütend. »Dem geb ich Trödeltypen! Der hat sie ja nicht alle!«
»Muss dein Deo sein, Peter«, sagte Bob. »Die Marke ›Strandschweiß‹ kennen sie hier im Gebirge nicht.«
»Man nennt das Übertragung«, ließ Justus sich vernehmen.
»Was? Nein, ich bin ganz sicher, dass es ›Strandschweiß‹ heißt. Ein unverkennbares Aroma.«
»Ich meine doch nicht Peters Deo. Ich meine den Grund, warum der Junge wütend auf uns ist.«
»Ach nein«, sagte Bob. »Dann erleuchte uns mal. Was haben wir dem Knirps denn getan? Ich meine, außer zu existieren?«
»Wir kommen vom Gebrauchtwarencenter Titus Jonas.«
»Aha«, sagte Peter. »Na klar. Das ist natürlich ein schweres Verbrechen. Da hätte ich aber auch selber drauf kommen können!« Er machte eine kurze Pause. »Also was haben wir ihm getan?«
»Wir sind hier«, sagte Justus, und als Peters Gesicht sich verfinsterte, fügte er eilig hinzu: »Wir sind hier, weil das Eisenbahnmuseum geschlossen und die
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