Geheimcode Makaze
ihn noch vor dem Krieg zu der immer stärker werdenden U-Bootwaffe gezogen. Er hatte auf zwei Booten gedient, bevor man ihm Ende 1943 das Kommando über die
I-403
übertragen hatte. Unter seiner Führung hatte die
I-403
ein halbes Dutzend Handelsschiffe sowie vor den Philippinen einen australischen Zerstörer versenkt. Ogawa galt als einer der besten U-Bootkommandanten, die der rasch schrumpfenden Unterwasserflotte geblieben waren.
»Yoshi, wir gehen auf Zickzack-Kurs, wenn wir die Meerenge erreichen, und tauchen dann, bevor wir das Binnenmeer verlassen. Wir dürfen uns mit keinem der feindlichen U-Boote anlegen, die vor unserer Küste patrouillieren.«
»Ich werde die Besatzung verständigen, Kapitän.«
»Und sehen Sie zu, dass Dr. Tanaka bequem untergebracht ist.«
»Ich habe ihm meine Kabine angeboten«, sagte Motoshita mit gequältem Blick. »Dem Stapel Bücher nach zu urteilen, die er mitgebracht hat, wird er meiner Meinung nach beschäftigt sein und uns nicht im Weg stehen.«
»Sehr gut«, erwiderte Ogawa, der sich insgeheim über seinen unerwünschten Passagier wunderte.
Als die Sonne rot am östlichen Horizont aufging, lief die
I-403
in die Bungo-Straße ein, ein Schifffahrtsweg, der oberhalb der japanischen Südinsel Kiuschu in den Pazifik führte. Ein grauer Zerstörer, der nach einer unangenehmen Begegnung mit zwei Hellcats der US-Navy eine Unmenge klaffender Löcher aufwies, schleppte sich mit schwerer Schlagseite an dem U-Boot vorbei in Richtung Hafen. Mehrere Unteroffiziere versammelten sich auf dem Kommandoturm der
I-403
, um einen letzten Blick auf die grünen Inseln ihres Heimatlandes zu werfen, wussten sie doch nicht – wie alle Seeleute, die zum Kampfeinsatz ausliefen –, ob sie jemals wieder nach Hause zurückkehren würden.
Als der Ausguck die Einfahrt in den Pazifik erkennen konnte, erteilte Ogawa den Befehl zum Tauchen. Eine Glocke schrillte, worauf die Seeleute in aller Eile sämtliche Decks und Luken sicherten.
»Wir tauchen auf fünfzehn Meter«, befahl Ogawa von der Brücke aus.
Große Ballasttanks wurden mit Seewasser geflutet und die Tiefenruder nach vorn geneigt. Unter dem Rauschen des einströmenden Wassers senkte sich der Bug der
I-403
, und binnen kürzester Zeit wurde das ganze U-Boot von der trüben grünen See verschluckt.
In den tiefen pazifischen Gewässern vor der Bungo-Straße lauerten angriffslustige amerikanische U-Boote, die Jagd auf auslaufende Handels-, Nachschub- und Kriegsschiffe vom Marinestützpunkt Kure machten. Auch Unterseeboote waren schon attackiert worden, und Ogawa hatte nicht vor, eine leichte Beute für sie zu werden. Als die
I-403
in den Pazifischen Ozean vorstieß, ging er daher auf Nordwestkurs, fort von den viel befahrenen Seewegen in Richtung Süden, zu den Philippinen.
Wie die meisten Unterseeboote ihrer Zeit wurde die
I-403
von Diesel- und Elektromotoren angetrieben. Tagsüber ging die
I-403
auf Tauchstation und schaltete die batteriebetriebenen Elektromotoren ein, die es mit lahmen sechs Knoten pro Stunde vorwärts bewegten. Im Schutz der Dunkelheit indessen tauchte das Boot auf und warf die Dieselmotoren an, mit denen die
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mehr als 18 Knoten Fahrt machte und gleichzeitig ihre Batterien auflud. Mit über 120 Meter Länge war die
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eines von einer Hand voll Unterseebooten der Sen-toku-Klasse, die größten, die seinerzeit gebaut wurden. Der schwere eiserne Schiffskörper hatte eine Wasserverdrängung von 5200 Tonnen und wurde von vier Dieselmotoren mit jeweils 7700 PS fortbewegt. Das Einzigartige an der
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aber waren die Flugzeuge, mit denen es bestückt war. Das Unterseeboot konnte drei Wasserflugzeuge vom Typ Seiran befördern, kleine, umgebaute Sturzkampfbomber, die mithilfe eines Katapults am Bug gestartet wurden. Während der Fahrt waren die Maschinen zerlegt und in einem 35 Meter langen wasserdichten Hangar verstaut, der sich unter dem Deck des U-Boots befand. Wegen des Mangels an Flugzeugen hatte Ogawa allerdings eines seiner Wasserflugzeuge an die Küstenaufklärung abtreten müssen, daher hatte sein Boot zurzeit nur zwei Seiran-Maschinen an Bord.
Sobald die
I-403
in den Pazifischen Ozean vorgestoßen war, zog sich Ogawa in seine Kabine zurück und las noch einmal den kurzen Einsatzbefehl, den Horinouchi ihm gegeben hatte. Die knappen Anweisungen besagten lediglich, dass er auf nördlichem Kurs über den Pazifik fahren und auf den Aleuten Treibstoff fassen sollte. Anschließend sollte er die Nordwestküste der
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