Geheimcode Makaze
Vereinigten Staaten ansteuern, wo seine beiden Flugzeuge Luftangriffe auf die Städte Tacoma, Seattle, Victoria und Vancouver durchführen sollten.
Auf den ersten Blick wirkt das wie ein vergebliches Unterfangen, dachte Ogawa. Japan brauchte seine Unterseeboote eher zur Verteidigung der heimischen Gewässer als für einen ohnmächtigen Angriff mit zwei kleinen Flugzeugen. Aber immerhin war da noch die Frage, was es mit Dr. Tanaka und seiner unbekannten Fracht auf sich hatte.
Als er in Ogawas Kabine gerufen wurde, verbeugte sich Tanaka höflich, bevor er die enge Unterkunft betrat und an einem kleinen Holztisch Platz nahm. Der schmächtige Wissenschaftler wirkte mürrisch und missmutig. Durch den ausdruckslosen Blick und die dicke Brille, die er trug, wurde dieser düstere Eindruck noch verstärkt.
Ogawa verzichtete auf alle Förmlichkeiten und kam sofort zur Sache.
»Dr. Tanaka, laut meinen schriftlichen Befehlen soll ich mich zur Westküste von Nordamerika begeben und einen Luftangriff auf vier Städte unternehmen. Ihre Aufgaben und die Beschaffenheit Ihrer Fracht werden mit keinem Wort erwähnt. Ich muss Sie fragen, welche Rolle Sie bei diesem Einsatz spielen.«
»Kapitän Ogawa, ich darf Ihnen versichern, dass mein Auftrag von höchster Stelle genehmigt wurde«, erwiderte Tanaka mit leiser, monotoner Stimme. »Ich werde Ihnen beim Angriff technische Unterstützung leisten«, fuhr er fort.
»Dies ist ein Kriegsschiff. Mir ist nicht ganz klar, inwieweit mich ein Stabsarzt bei einem Seekriegseinsatz unterstützen soll«, entgegnete Ogawa.
»Kapitän, ich bin in der Forschungsgruppe für Seuchenprävention am militärmedizinischen Institut tätig. Wir haben von einem Laboratorium in China Materialien erhalten, die es uns ermöglichten, eine äußerst wirksame Waffe gegen den Feind zu entwickeln. Ihr U-Boot wurde dazu auserkoren, diese Waffe zum ersten Mal zum Einsatz zu bringen. Ich bin für die ordnungsgemäße Durchführung dieses Einsatzes verantwortlich.«
»Diese ›Materialien‹ … werden die von meinen Flugzeugen abgeworfen?«
»Ja, in speziellen Kanistern, die von Ihren Bombern befördert werden können. Ich habe mit dem Bodenpersonal Ihrer Marineflieger bereits die entsprechenden Vorkehrungen getroffen.«
»Und die Männer auf meinem Boot – sind sie durch diese Waffe in irgendeiner Weise gefährdet?«
»Nicht im geringsten.« Tanaka schaute ihn mit ausdrucksloser Miene an.
Ogawa glaubte ihm nicht, aber seiner Ansicht nach drohte seinem Boot durch die Zerstörer der amerikanischen Marine mehr Gefahr als durch irgendetwas, das es an Bord hatte. Trotzdem versuchte er ein bisschen mehr in Erfahrung zu bringen, doch Tanaka gab sich zugeknöpft. Was es mit dieser geheimnisvollen Waffe wirklich auf sich hatte, behielt der Stabsarzt für sich. Der Mann hatte etwas Undurchsichtiges an sich, stellte Ogawa fest, und ihm war dabei ganz und gar nicht wohl zumute. Nachdem sie rasch eine Tasse Tee getrunken hatten, entließ er den unheimlichen Wissenschaftler. Ogawa verfluchte das Flottenkommando dafür, dass man sein Boot für diesen Einsatz ausgewählt hatte. Es war ein Auftrag, der ihm ganz und gar nicht gefiel.
Anfangs waren ihnen gelegentlich noch Handelsschiffe und Fischerboote begegnet, doch es wurden immer weniger, je weiter sich das U-Boot vom japanischen Mutterland entfernte und langsam im nördlichere Breiten vordrang. In den nächsten zwölf Tagen und Nächten gewöhnte sich die Besatzung allmählich an die Einsatzbedingungen, während das Boot weiter nach Nordosten steuerte und nur nachts auftauchte, um schnellere Fahrt zu machen. Im Nordostpazifik war die Gefahr, von einem alliierten Schiff oder Flugzeug entdeckt zu werden, eher gering, doch Ogawa ging kein Risiko ein und blieb den ganzen Tag über auf Tauchstation. Unter Wasser aber wurde es im Boot brütend heiß. Durch die Abwärme der Maschinen stieg die Innentemperatur auf weit über dreißig Grad, und die Atemluft wurde von Stunde zu Stunde stickiger. Daher wartete die gesamte Besatzung begierig auf den Abend, wusste doch jeder, dass das Boot mit Einbruch der Dunkelheit endlich auftauchen würde, worauf die Luken geöffnet wurden und kalte, frische Seeluft in die muffigen Innenräume strömen konnte.
In U-Booten herrschte ein auffallend lockerer Umgangston, selbst bei der japanischen Marine, und auf der
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war das nicht anders. Offiziere und Mannschaften verkehrten zwanglos miteinander, nahmen die gleichen Mahlzeiten zu sich und
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