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Deshalb heisse ich Starker Baer

Deshalb heisse ich Starker Baer

Titel: Deshalb heisse ich Starker Baer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irina Korschunow
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I ch heiße Martin und bin fast neun Jahre alt. Ich wohne mit meinem Vater, meiner Mutter und meiner kleinen Schwester in einem großen Häuserblock. Unser Haus ist hoch und hat einen Fahrstuhl und oft fahre ich mit dem Fahrstuhl dreimal oder viermal auf und ab, von ganz unten bis in das oberste Stockwerk und zurück. Aber das geht nur, wenn kein Erwachsener in der Nähe ist, sonst gibt es Krach.
    Unser Haus liegt an einer Hauptstraße. Im vorigen Jahr ist mein Freund Gerhard von einem Auto überfahren worden. Deshalb darf ich nie auf der Straße spielen. Aber hinter unserem Block ist ein großerHof mit einem Sandkasten, einer Schaukel und fünf Bäumen. Dort haben wir Platz.
    Mittags mache ich schnell meine Hausaufgaben, damit ich auf den Hof kann. Alle Kinder aus der Nachbarschaft spielen dort. Die Großen haben eine Bande und ich bin auch Mitglied, weil ich bei der Prüfung gut laufen und einen der Größeren umwerfen konnte.

    Meistens spielen wir Indianer. Dabei machen wir manchmal solchen Radau, dass die Leute, die keine Kinder haben, aus dem Fenster herausschimpfen.
    Aber Herr Moser, der Hausmeister, ist unser Freund. Er zieht immer ein furchtbar wütendes Gesicht und brüllt: »Wenn ihr nicht gleich still seid, jage ich euch allesamt vom Hof! Dann seht zu, wo ihr bleibt!«
    Doch dabei kneift er ein Auge zu, denn er meint es gar nicht ernst. Er tut bloß so, damit die Leute ohne Kinder zufrieden sind und denken: Wir haben einen prima Hausmeister, der sorgt schon für Ruhe.
    Wenn Herr Moser mich sieht, sagt er jedes Mal: »Na, Starker Bär, was macht deine Squaw?«
    Dabei kneift er wieder ein Auge zu. Er weiß nämlich, dass wir gar keine Squaws haben. Wenn die Mädchen mitspielen, sind sie keine Squaws, sondern richtige Indianer, genau wie wir.
    Aber dass ich Starker Bär heiße, stimmt. Wir in der Bande haben echte Indianernamen: Schneller Hirsch, Scharfer Speer, Sausender Pfeil, Großer Felsen.
    Meinen Namen Starker Bär habe ich mir selbst ausgesucht. Ich habe einmal ein Buch gelesen, darin kam ein tapfererIndianer vor, der hieß Starker Bär. Der Indianer gefiel mir gut und ich wollte wie er heißen.
    Zuerst haben mich der Häuptling und die anderen nie so genannt. Sie haben Kleiner zu mir gesagt, weil ich der Jüngste in der Bande bin. Alle haben mich ausgelacht, weil ich Starker Bär heißen wollte, sogar mein Vater. »Wie war noch dein Name?«, hat er immer gesagt. »Etwa ›Starker Bär‹? Ich finde, ›Schneller Schwätzer‹ würde viel besser zu dir passen.«
    Aber das war vor unserer Bergtour und ist lange her. Jetzt sagt er so etwas nie mehr und auch der Häuptling und die anderen nennen mich nie mehr Kleiner. Ich heiße Starker Bär. Warum, will ich erzählen.
    Im vorigen Jahr musste meine Mutter mit meiner kleinen Schwester verreisen. Mein Vater und ich sind zu Haus geblieben. Mein Vater hatte Urlaub genommen, das war sehr lustig. Er hat mittags gekocht und ich habe abends Spiegeleier gebraten mit viel Salz. Meine Mutter nimmt nie so viel, weil Salz nicht gesund ist. Aber mein Vater und ich essen gerne salzig. Manchmal haben wir Wurstscheiben in die Eier getan, das schmeckt noch besser.
    Mein Vater hat hinterher die Pfanne mit Brot ausgewischt und gesagt: »Das ist eine pfundige Wirtschaft mit uns beiden, was, Starker Bär?«
    Das fand ich auch. Sogar Abtrocknen machte Spaß. Sonst laufe ich am liebsten weg, wenn ich abtrocknen soll.

Eines Tages sagte mein Vater: »Wollen wir morgen eine Bergtour machen, Martin? Eine richtige? Nicht bloß einen Damenspaziergang?«
    Ich wusste gleich, was er meinte. Mein Vater ist nämlich ein sehr guter Bergsteiger. Er war schon auf der Pyramidenspitze,wo man sich anseilen muss. Sogar auf die Zugspitze ist er gestiegen und die Zugspitze ist der allerhöchste Berg in Deutschland. Die meisten Leute fahren mit der Bergbahn hinauf. Aber mein Vater fährt nie mit der Bergbahn. Er sagt immer: »Ich bin doch ein Bergsteiger und kein Bergfahrer!«
    Und nun wollte er mit mir eine richtige Bergtour machen! Das fand ich toll. Bis jetzt waren wir nur auf kleine Berge gestiegen, wo es richtige Wege gibt und keine Felsen. Denn meine Mutter und meine kleine Schwester waren immer dabei. Meine Schwester kann noch nicht lange laufen und meine Mutter hat Angst vor hohen Bergen. Sonst ist sie mutig, aber im Gebirge wird ihr schwindelig, und wenn es steil hinaufgeht, tun ihr gleich die Beine weh.
    »Auf Frauen muss man Rücksicht nehmen«, sagt mein Vater, »die haben zwar genau

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