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Geheimcode Schreckenstein

Geheimcode Schreckenstein

Titel: Geheimcode Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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persönlich in den Saal geleitet, Mauersäge, mit unbürgerlichem Namen Graf Schreckenstein.
    Umständliches Händeschütteln brach aus, Mauersäge hatte für jeden ein freundliches Sätzchen bereit, wobei er auch jenes merkwürdige Kicksen nicht vergaß, das sich anhört, als müsse er seine sehr schmale Nase zwischendurch immer wieder freipusten . Schalten nannten es die Ritter.
    „Ja… ks… Bürgermeister… ks… Kress ! Wer hätte gedacht, sie bei einem Lieder… ks… abend zu treffen.“ Die Ehrengäste setzten sich. Versuche der Ritter, wenigstens in Blickkontakt zu bleiben, scheiterten, als hätten es die Mädchen darauf angelegt. Sophie zog Ottokar ganz nach hinten, Beatrix hielt unmittelbar hinter den Ehrengästen einen Platz für Stephan frei, und Dampfwalze gelang es zwar, irgendwo in der Mitte, neben Ingrid zu kommen, doch mit sämtlichen Kratzbürsten um sich herum.
    „Na, bist du auch so gespannt?“ Doktor „Waldmann hatte sich zu Stephan umgedreht.
    Seinem Blick durch die Hornbrille und seinem Tonfall nach war er vom Rex unterrichtet.
    Stephan antwortete entsprechend. „Das klappt alles. Wir werden sicher ein schönes Konzert erleben und nachher mit Sonja noch ein bißchen zusammensein können.“
    Beifall kam auf. Das nette, runde, gemütliche Fräulein Böcklmeier schlingerte in langem Kleid zum Pianoforte, verneigte sich knapp, nahm Platz und ordnete dann ihre Noten.
    Während Fräulein Doktor Horn die Ehrengäste begrüßte, sah Stephan auf die Uhr: Inzwischen müßte das Streichkommando aufgebrochen sein! – überlegte er, doch Geflüster lenkte ihn ab.
    „Du sollst jetzt zuhören!“ Beatrix legte ihre Hand auf seine Armbanduhr. „Oder mußt du wieder telefonieren?“ Er tätschelte sie beruhigend. „Wollt nur wissen, ob’s pünktlich losgeht.“ Und während er dachte: Hoffentlich nicht! – nahm er sich vor, nicht mehr auf die Uhr zu schauen. Von hinten rollte eine Beifallswoge, sie trug Sonja nach vorn. Sehr sicher wirkte die junge Lehrerin und sah in ihrem weißen Kleid besonders hübsch aus.
    Stephan klatschte so laut, daß Ehrengäste sich umdrehten. Sonja lächelte ihm zu, er nickte. In Gedanken aber begleitete er das Streichkommando und verstand von Sonjas Ansage nur so viel, daß Fräulein Böcklmeier den Abend mit zwei Klaviersoloeinlagen bereichern würde.
    Jetzt müßten sie nach Wampoldsreute hinunter zischen! Auch Ottokars Konzentration war ausgelagert: Durch Wampoldsreute müßten sie durch sein!
    Den Muskelprotz beschäftigten andere Gedanken: Mann! Da sitzt du und hörst dir Töne an. Und so was nennt sich dann Streich!
    Sonja sang wunderschön – das fanden alle. Ehrengäste tuschelten Lobesworte, und Doktor Waldmann atmete tief und zufrieden.
    Im dritten Lied – Jetzt müßten sie auf der Steigung im Wald sein! – kam ein „Klein fein Blümelein “ vor, und das so oft, bis Stephan zusammenzuckte. Die Minis ! Hoffentlich kriegen die nichts spitz und kommen auch rüber. Nach ihrem letzten Reinfall ist denen alles zuzutrauen!
    Ottokar wurde durch das erste Klaviersolo angeregt.
    Fräulein Böcklmeier wühlte in den Tasten, daß er dachte: Über den See kommt heut niemand! Auch nicht die Minis . Viel zu windig!
    Völlig anders wirkte sich die Musik auf Dampfwalze aus: Wenn Ingrids Hand noch lang so daliegt, greif ich mal danach!
    Als Sonja kurz darauf sehr innig von „Feinsliebchen“ sang, schnappte seine Pranke zu wie eine Falle. Sie öffnete sich jedoch gleich wieder, bereichert um einen ansehnlichen Kratzer.
    Stephan dagegen griff ungefährdet nach Beatrix’ Hand. Blitzschnell sah er dabei auf ihre Armbanduhr. Jetzt müssen sie da sein!
    Sie lächelte ihm zu. Überhaupt mußte er seine Gesichtszüge vor Entgleisungen bewahren. Aus dem Augenwinkel hatte sie ihn ständig im Blick, wohl um festzustellen, ob er die Musik auch so empfinde wie sie.
    Mücke wird erst mal auskundschaften, ob irgendwo eine Wache rumsteht ! Er hört uns zwar, traut dem Kunstgenuß aber nicht. Andi wird sich ranschleichen , vielleicht noch Dieter. Pummel und Eugen werden zum Hafen runtergehen und nach ihrem Schiff schauen. Sie müssen ihn ja nachher mitnehmen. Hoffentlich bleibt der Wind! Mal wieder Bea zunicken! Und Sonja zuhören. Mann! Vielleicht will Hassan hierbleiben? Und wenn er schreit? Hoffentlich ist dann nicht grad so eine leise Stelle wie jetzt. Wahnsinn! In Gedanken regt der Streich viel mehr auf als in Wirklichkeit.
    „He!“ Beatrix schubste ihn mit dem Ellbogen.

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