Geheimnis um eine siamesische Katze
mal durch das Fenster des Schuppens gucken und ,armer Bursche!’ oder so was Ähnliches sagen?”
Luke nickte schweigend und verschwand. Ängstlich nach dem Gärtner ausschauend, schlich er zu dem Schuppen hin. Herr Tupping stand neben einem Gewächshaus. Nun zog er seine Jacke aus und hängte sie an einen Nagel. Als er Luke erblickte, schrie er: „He, du Faulpelz! Bist du endlich mit dem Beet fertig? Dann binde die Tomatenpflanzen fest.”
Luke antwortete etwas. Er verbarg sich zwischen den Büschen und spähte durch die Zweige. Herr Tupping ging zum Gemüsegarten, der von dem übrigen Garten durch eine Mauer getrennt war. Unterwegs entwirrte er ein Bastknäuel. Dann verschwand er durch eine grüne Tür.
Luke faßte einen raschen Entschluß. Er lief leise zu dem Gewächshaus, an dem Herrn Tuppings Jacke hing, und nahm den Schlüssel aus der Tasche. Dann rannte er zu dem Schuppen und schloß die Tür auf. Purzel schoß ins Freie. Luke versuchte ihn zu fangen, um ihn den Kindern über die Mauer zu reichen. Aber Purzel entwischte ihm und lief davon.
Rasch schloß Luke die Schuppentür zu, rannte zu dem Gewächshaus zurück und steckte den Schlüssel wieder in die Jacke des Gärtners. Dann ging er zu Herrn Tupping. Hoffentlich war der Hund so klug, aus dem Garten zu laufen.
Aber Purzel hatte sich verirrt. Plötzlich tauchte er im Gemüsegarten auf. Als er Luke erblickte, bellte er freudig. Herr Tupping sah überrascht auf.
„Wie kommt der Hund hierher?” rief er ärgerlich. „Ich habe ihn doch in den Schuppen gesperrt. Habe ich die Tür nicht selber zugeschlossen und den Schlüssel in meine Tasche gesteckt?”
„Ich sah, wie Sie die Tür zuschlossen”, bestätigte Luke.
„Vielleicht ist dies ein anderer Hund.”
Herr Tupping schüttelte den Kopf. Er fuchtelte wütend mit den Armen herum und schrie auf Purzel ein. Purzel hopste über ein Mohrrübenbeet. Er schien es absichtlich zu tun, um den Gärtner zu ärgern. Luke grinste.
Herr Tupping wurde puterrot im Gesicht. „Raus mit dir!” schrie er und warf einen Stein nach dem Störenfried. Purzel begann, eifrig in dem Beet zu graben, so daß die Mohrrüben nur so flogen.
Außer sich vor Wut rannte der Gärtner auf ihn zu. Purzel lief ein Stück weiter und grub Zwiebeln aus. Erst als ein großer Stein dicht an ihm vorbeiflog, flüchtete er durch die grüne Tür, lief auf die Straße und von dort in den Garten von Flipp und Betti. Aufgeregt bellend sprang er mitten zwischen die überraschten Kinder.
„Purzel! Wie bist du freigekommen? Purzel! Hat der böse Mann dir auch nichts getan? Purzel, lieber Purzel!”
Alle riefen und sprachen durcheinander. Purzel rollte sich auf den Rücken und streckte die kurzen Beine in die Luft. Er klopfte mit dem Schwanz auf den Boden. Die rosa Zunge hing lang aus seinem Maul.
Dicki tätschelte seinen Bauch. „Mein guter Purzel! Schade, daß du uns nicht erzählen kannst, wie du aus dem Schuppen gekommen bist.”
Abends warteten die Kinder an der Gartentür auf Luke. Gewöhnlich ging er um fünf nach Hause. Aber heute ließ Herr Tupping ihn zur Strafe zwei Stunden länger arbeiten. Der Junge war groß und kräftig. Dennoch fühlte er sich wie zerschlagen, als er den Garten endlich verlassen durfte.
„Luke!” rief Flipp. „Purzel ist wieder frei. Wie ist er bloß aus dem Schuppen entkommen?”
Luke lachte. „Ich habe ihn rausgelassen. Ich nahm den Schlüssel aus Herrn Tuppings Jacke und schloß die Tür auf. Ihr hättet das Gesicht des Alten sehen sollen, als der Hund plötzlich im Gemüsegarten auftauchte. Er kriegte beinah einen Schlaganfall.”
Dicki schlug Luke auf die Schulter. „Vielen Dank, Luke! Das hast du gut gemacht. Purzel tat uns so leid. Hattest du denn keine Angst, ihn rauszulassen?”
„O doch!” Luke kratzte sich den Kopf, als er daran dachte, welche Angst er ausgestanden hatte. „Aber der nette kleine Hund hat doch nichts verbrochen. Ich mag Hunde gern und dachte mir, daß ihr euch Sorgen um ihn machen würdet.”
Betti hängte sich an Lukes Arm. „Wie lieb du bist, Luke! Zuerst hast du mir über die Mauer geholfen, und dann hast du Purzel befreit. Wir wollen Freunde sein, ja?”
Luke errötete vor Freude. „Euresgleichen kann nicht mit meinesgleichen befreundet sein”, wandte er schüchtern ein.
„Aber warum denn nicht?” rief Rolf. „Natürlich können wir Freunde sein. Weil du uns heute so nett geholfen hast, werden wir dir ebenfalls helfen, wenn du mal in die Klemme geraten
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