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Geheimnisse einer Lady

Geheimnisse einer Lady

Titel: Geheimnisse einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Milan
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erlebt.
    Sie lächelte ihm entgegen. „Ned, lässt du einen Diener kommen, um Feuer im Kamin zu machen?“
    Er war sich nicht sicher, was er in den vergangenen Momenten hatte erreichen wollen, erkannte nur, was er ihr gegeben hatte. Befriedigung ohne Zufriedenheit; die Illusion der Nähe, ohne tatsächliche Erfüllung.
    Und nun, da es vorüber war, begann ihr klar zu werden, dass nichts geblieben war, nur die Kälte. Im Spiegel über der Waschkommode sah er das Frösteln, das sie durchrieselte.
    „Nein“, sagte er leise. „Ich schlafe nicht im warmen Zimmer.“
    Sie setzte sich auf und sah ihn an. „Es gibt Menschen, die ohne Annehmlichkeiten zurechtkommen, weil sie keine andere Wahl haben.“
    Wohl wahr. Er konnte sich keine Annehmlichkeiten leisten – ebenso wenig wie er seine regelmäßigen Körperertüchtigungen vernachlässigen durfte. Bequemlichkeit war sein Feind. Bequemlichkeit war Wohlgefühl. Bequemlichkeit lullte ihn in den Glauben, er müsse sich keine Sorgen um die Zukunft machen.
    Sie prustete. „Du schläfst nicht in einem warmen Zimmer? Aber ich.“
    Ihre Absicht war deutlich. Sie wollte bleiben, wollte neben ihm liegen, ihn die ganze Nacht mit ihrer Nähe in Versuchung führen, mit dem Fliederduft ihrer Haut. Es war sehr verlockend, ihr zu erliegen, sich an ihrer Wärme zu ergötzen. Es wäre wunderbar, bis zu dem Augenblick, in dem die Dämonen wieder über ihn herfielen.
    Feuer zu machen wäre ein Zeichen von Schwäche, nur weil es ein bisschen kalt war. Ebenso wäre es ein Zeichen von Schwäche, seinem Wunsch nach Beischlaf nachzugeben, nur weil eine Frau die Bereitschaft dazu zeigte.
    Gelassen sah sie ihn an. „Du sagst nichts. Heißt das, ich soll gehen?“
    „Nicht unbedingt.“
    Sie schob die Träger ihres Nachthemds hoch. „Also, das kränkt mich.“
    Offen und ehrlich gestand sie ihm ihre Verletzlichkeit, ohne Sorge, was er von ihr denken könnte. Ned verspürte einen unangebrachten Stich der Eifersucht.
    Kurz vor seiner Reise nach China hatte er seinen Rechtsanwalt mit der Suche nach einem tüchtigen Gutsverwalter beauftragt und an den Vorstellungsgesprächen teilgenommen. Er war zu unerfahren, um den Bewerbern andere Fragen als solche zu stellen, die Auskunft über ihren bisherigen Tätigkeitsbereich gaben.
    Sein Rechtsanwalt indes stellte den Kandidaten keine Fragen über Landwirtschaft und Viehzucht, die Ned für relevant erachtet hätte, sondern interessierte sich für Belange, die Ned für bedeutungslos hielt.
    „Was“, hatte er jeden Anwärter mit ernster Miene gefragt, „sind Ihre größten Schwächen?“
    Eine törichte Frage, auf die selbstredend keine ehrliche Antwort zu erwarten war. Kein Mensch hätte gestanden: „Ich trinke zu viel und schlage meine Kinder.“ Stattdessen lieferte die große Mehrheit Antworten, die sorgsam darauf abzielten, keinerlei Schwächen zu erkennen zu geben.
    „Ich nehme meinen Dienst für meinen Arbeitgeber so ernst“, hatte einer behauptet, „dass ich mich vorsehen muss, nicht auch noch an Sonntagen zu arbeiten und damit gegen die Gebote Gottes zu verstoßen.“
    Die größte Schwäche eines anderen schien sein Hang zu Süßigkeiten zu sein.
    Diese Aussagen waren keineswegs überraschend. Nur ein Idiot oder ein sehr mutiger Mann hätte seine wahren Schwächen gestanden. Auch Ned hielt seine größten Schwächen tief in seinem Inneren verborgen. Einen Furcht einflößenden Abgrund der Unzulänglichkeit, den er geschickt hinter der Fassade seines Humors versteckte. Diese Unzulänglichkeit hatte er in den vergangenen Jahren erfolgreich übertüncht und sich und andere mit Zaubertricks, wie Lady Harcroft sich ausgedrückt hatte, abgelenkt. Kälte in der Nacht. Körperliche Ertüchtigung am Morgen. Tricks, die ihm halfen, die Kontrolle zu wahren.
    Alle Menschen flüchteten sich in Lügen über ihre Schwächen. Alle, bis auf Kate. Freimütig gestand sie ihre Ängste und Verletzlichkeiten.
    Kate fand es nicht nötig, um den heißen Brei herumzureden. Sie musste sich nicht mühsam Beherrschung auferlegen. Sie sprach ihre Schwächen unverhohlen aus.
    Ned suchte ihren Blick und stellte fest, dass er wohl lange geschwiegen hatte.
    Er wollte, dass sie blieb. Er wollte sie nicht nur körperlich besitzen, er wollte an ihrer Selbstsicherheit teilhaben, wünschte sich, dass ihre innere Kraft auf ihn überging, wenn sie nachts neben ihm schlief. Er müsste lediglich einen Holzspan an der Petroleumlampe anzünden und damit das Feuer im Kamin

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