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Geisterbucht

Geisterbucht

Titel: Geisterbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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sich sonst bedroht fühlten und angriffen. Er wünschte sich, einen Schokoriegel oder etwas anderes Essbares in einer seiner Taschen zu haben, um den Hund abzulenken, aber dem war leider nicht so. Und er glaubte auch nicht wirklich, dass sich der Hund, der lauernd dasaß und jede seiner Bewegungen beobachtete, von irgendetwas ablenken ließ. Krampfhaft versuchte Bob sich zu erinnern, was sonst noch in dem Buch gestanden hatte. Seine Erfahrungen mit Shadow, Peters Hund, halfen ihm hier nicht weiter, dieser Hund war ein ganz anderes Kaliber! ›Stehen bleiben, nicht weglaufen‹, fiel ihm ein – na klasse, dachte er, da wäre ich selbst nicht draufgekommen! ›Mit ruhiger Stimme den Hund freundlich ansprechen‹ … Also gut, viele Möglichkeiten hatte er sowieso nicht. Er bemühte sich, seiner leicht zitternden Stimme einen ruhigen Klang zu geben. »Braves Hundchen«, flüsterte er. »Ich tu dir nichts. Ich geh hier bloß ein bisschen spazieren … du hast doch nichts dagegen?«
    Der Hund knurrte lauter.
    »Hm, offenbar doch. Okay. Ich gehe jetzt einfach ganz langsam rückwärts. So zum Beispiel.« Er machte einen Schritt nach hinten. Der Hund knurrte und fing an zu bellen.
    Verzweifelt sah Bob sich um. Der Pick-up stand nur wenige Meter entfernt – das war seine einzige Chance! Er warf einen Blick auf die Hallentür, dann auf den Hund, und dann rannte er los. Der Dobermann raste wie aus einer Kanone geschossen hinter ihm her. Bob erreichte den Wagen, packte den Außenspiegel und schwang sich hoch, und die Zähne des Hundes klappten mit einem hässlichen Geräusch ganz knapp hinter ihm zusammen und zerfetzten ihm das Hosenbein. Er kletterte auf die Kühlerhaube und sah, dass der Hund zum Sprung ansetzte. Hastig kletterte er weiter auf das Dach des Pick-ups. Von dort konnte er auf das Wellblechdach des benachbarten Schuppens klettern – wenn ihm ein Sprung über zweieinhalb Meter gelang.
    Er überlegte nicht lange. Der Hund sprang auf die Kühlerhaube. Bob versetzte ihm einen Tritt, der ihn wieder hinunterwarf, nahm kurz Anlauf und sprang – zu kurz. In letzter Sekunde gelang es ihm, die Dachrinne zu packen. Mit einem Klimmzug zog er sich hoch und wälzte sich auf das Dach. Unter ihm tobte der Hund, sprang hoch und bellte wie verrückt.
    Die Tür zur Halle wurde aufgestoßen. »Ruhe!«, rief eine Männerstimme. »Sei still, Apollo!«
    Apollo hörte auf zu bellen, lief zu dem Mann hin, winselte und bellte wieder.
    »Ruhe, habe ich gesagt! Aus!«
    Der Hund wurde still und winselte nur noch.
    »Braver Hund. Leg dich!«
    Apollo legte sich wie eine Sphinx hin und schaute zu seinem Herrn hoch. Bob rutschte lautlos außer Sichtweite. Die Hallentür schlug zu und das Geräusch hallte weit durch die stille Nacht.
    Eine Weile blieb er liegen und wartete, bis sich sein Herzschlag beruhigte. Das war knapp gewesen! Als er sicher war, dass niemand in der Halle ihn bemerkt hatte, stand er auf und schlich über das Schuppendach. Wie er das Hofgelände wieder verlassen wollte, wusste er noch nicht, aber da würde ihm sicher noch etwas einfallen. Das Wichtigste war jetzt, diese Männer zu belauschen, sonst war alles umsonst gewesen.
    Der Schuppen zog sich an der Halle entlang und endete an der Mauer, die um das ganze Gelände verlief. Zwischen der Halle und der Mauer befand sich noch ein weiterer kleiner Innenhof mit einer Hintertür. Perfekt! Bob sprang hinunter und schlich zur Tür. Unendlich vorsichtig drückte er die Klinke nieder, die Tür ging auf – und vor ihm stand der Wachmann mit einer Pistole in der Hand. Der Hund saß hechelnd neben ihm und schaute zu Bob hoch und es sah aus, als ob er grinste.
    »Das klappt doch jedes Mal«, sagte der Mann. »Komm rein, Jungchen.«
    Bob war wie gelähmt. Der Mann trat zu ihm und zog ihn in die mit Kisten und Containern vollgepackte Halle und dann stieß er ihn vorwärts. »He, Boss! Sehen Sie mal, was ich an der Hintertür gefunden habe! Ich hab doch gesagt, mein Apollo bellt nicht ohne Grund!«
    Taylor und die beiden anderen Männer, die auf einem freien Platz zwischen den Kisten standen, fuhren herum. Einer der beiden Unbekannten war ein grauhaariger Mann in einem schwarzen Geschäftsanzug, der andere sah aus wie ein typischer Leibwächter aus einem Krimi der Fünfzigerjahre. Er trug Hut und Anzug und hatte ein glattes, nichtssagendes Gesicht mit bösen Augen.
    »Zum Teufel!«, entfuhr es Taylor, als er Bob erkannte. »Was macht der Bengel hier? Diese Jungen sind doch die reinste

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