Geisterhafte Visionen
Tatel an. Sie bückte sich, schob die Arme unter seinen Leib und hob ihn hoch.
Ihre Kraft erstaunte den Kommandanten. Er hätte sie nicht für so stark gehalten.
Daket schwieg und erhob keine Einwände. Er war Tatel sogar dankbar, als sie ihm durch die Luke in den Korridor half, in eine Welt, die nur noch aus geborstenem Metall und Qualm zu bestehen schien. Ja, er war dankbar – aber er hatte nicht die geringste Ahnung, was Tatel zu einem derart dummen und törichten Verhalten veranlaßte. Nun, nicht alle Televek verfügten über geschäftliches Talent. Daket glaubte, reichlich damit ausgestattet zu sein, woraus folgte: Wenn ihm mehr davon zuteil geworden war, so mußten andere mit weniger ausgestattet sein. Die Televek wurden keineswegs gleich geboren. Hinzu kam, daß in Tatels Kopf irgend etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Sie war… seltsam. Als sie Daket in eine der Rettungskapseln zog, beurteilte er sie als eine in technischer Hinsicht zwar sehr geschickte, ansonsten aber hoffnungslos provinzielle Närrin.
»Projizieren Sie ein vollständiges taktisches Diagramm der Televek-Flotte auf den Hauptschirm«, sagte Janeway.
»Kennzeichnen Sie unsere Position. Wie lange dauert es, bis die Schiffe auf Gefechtsreichweite heran sind?«
»Uns bleiben noch zwei Minuten und elf Sekunden«,
erwiderte Tuvok.
»Captain…« In Kes’ Gesicht zeichnete sich ein ganzes Leben ab. »Sie sollten jetzt auf Neelix hören. Wir müssen so schnell wie möglich fort von hier.«
Vernünftige Worte, dachte Janeway. Und doch… Nach all dem, was sie hinter sich hatten, widerstrebte es ihr, Drenar Vier aufzugeben. Sicher verstand Kes diese Empfindungen. Und der Ocampa mußte auch klar sein, daß es Janeway leichter fiel, solche Worte von ihr zu akzeptieren.
»Brücke an Maschinenraum«, sagte sie laut. »Lieutenant Torres?«
»Ja, Captain?«
»Wie lange dauert es, das Warptriebwerk zu rekonfigurieren?«
»Mindestens fünfzehn Minuten.« B’Elanna schwieg einige Sekunden lang, als sei sie außer Atem. »Und das auch nur dann, wenn sich keine Probleme ergeben«, fügte sie hinzu.
Sie wußten beide, daß sie nicht so viel Zeit hatten.
»Machen Sie sich sofort an die Arbeit«, sagte Janeway. »Und beeilen Sie sich.«
»Wenn wir einfach warten, werden unsere Probleme noch größer«, sagte Paris und sah zum Hauptschirm.
»Ja«, erwiderte Janeway und gab dem Navigator neue
Anweisungen. Paris steuerte die Voyager erneut um den Mond herum, in Richtung der letzten Position des Kreuzers. Er hätte bestimmt nichts unversucht gelassen, um die Voyager in Sicherheit zu bringen. Allerdings gab es derzeit keine Sicherheit für sie. Die Televek-Flotte war ihnen weit überlegen und konnte sie schnell in die Enge treiben. Wenn sie es mit den acht Schlachtkreuzern zu tun bekamen, hatte es keinen Sinn mehr zu versuchen, sich hinter irgendwelchen Monden zu verstecken.
Aber wenn wir hierbleiben, bleibt uns noch weniger Zeit, dachte Janeway.
»Geben Sie den Rettungsversuch auf«, sagte sie schließlich.
»Navigation, nehmen Sie Kurs auf die äußeren Gasriesen. Mr.
Stephens, versuchen Sie, einen Kom-Kontakt mit den Televek herzustellen. Vielleicht sind wir auf diese Weise imstande, etwas Zeit zu gewinnen.«
»Die Televek antworten nicht«, sagte Stephens kurz darauf.
»Die Flotte nähert sich mit fast voller Impulsgeschwindigkeit.«
»Ihr Kurs führt direkt zu uns«, fügte Tuvok hinzu.
»Gefechtsdistanz wird in neunundfünfzig Sekunden erreicht.«
»Wenn wir das Sonnensystem ohne Warppotential verlassen, haben wir nicht die geringste Chance«, stellte Chakotay fest.
»Und wenn wir bleiben, stellen uns die Televek zum Kampf«, murmelte Janeway. Sie blickte zum Hauptschirm, der jetzt kein taktisches Diagramm mehr zeigte, sondern eine stark
vergrößerte Darstellung der Flotte. Die acht Kreuzer glichen den Sternen, präsentierten sich in Form von hellen Punkten vor dem samtenen Schwarz des Alls. Die Kommandantin stand auf und trat vor. Es gab bestimmte Worte, die in einer solchen Situation ausgesprochen und an die Crew gerichtet werden mußten, an Männer und Frauen, an die Starfleet-Angehörigen ebenso wie an die Maquisarden. Doch jetzt fehlte ihr die Zeit, sie zu formulieren.
»Photonentorpedos ausrichten und alle zur Verfügung
stehende Energie in die Schilde leiten, auch die der Lebenserhaltungssysteme. Wir eröffnen nicht als erste das Feuer, aber ich möchte bereit sein.« Sie sah sich um und fing Chakotays Blick ein. »Wenn
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