Gejagte Der Dämmerung -9-
er alleine damit fertig werden.
»Mach dir keine Sorgen, Liebste. Ist alles unter Kontrolle.« Er drückte ihr einen weiteren zärtlichen Kuss auf die Stirn. »Wie ist die Lage nebenan?«
Gabrielle zuckte leicht mit den Schultern und schüttelte den Kopf. »Sie redet nicht viel, aber ist ja kein Wunder, wenn man bedenkt, was sie alles durchgemacht hat. Sie will jetzt einfach nur nach Hause zu ihrer Familie. Ist natürlich auch nur zu verständlich.«
Lucan knurrte seine völlige Zustimmung. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als ihren Gast nach Hause schicken zu können. So viel Mitgefühl er für die Frau auch aufbringen konnte, das Letzte, was er derzeit brauchte, war noch eine lästige Zivilistin im Hauptquartier. »Wir haben noch nichts von ihrer Mitfahrgelegenheit gehört, oder?«
»Nicht in der letzten Stunde. Brock hat gesagt, er oder Jenna rufen sofort an, wenn das Wetter in Fairbanks so weit aufklart, dass sie aufbrechen können.«
Lucan fluchte. »Selbst wenn sich der Schneesturm sofort legt, sind sie frühestens in einem Tag da. Ich werde jemand anderen dafür einteilen müssen. Vielleicht ist das eine gute Gelegenheit, Chase eine Weile loszuwerden. Verdammt, nach dem, was ich eben gehört habe, ist das womöglich das Einzige, was mir übrig bleibt, damit ich dem Kerl nicht eigenhändig den Hals umdrehe.«
Gabrielle sah ihn aus schmalen Augen an, schlagartig ernüchtert. »Kommt überhaupt nicht infrage, dass du diese arme Frau mit Chase als Begleitung nach Detroit schickst. Auf gar keinen Fall, Lucan. Bevor ich das zulasse, bringe ich sie lieber selbst hin.«
Er hatte es eigentlich gar nicht ernst gemeint, aber er würde nicht mit ihr streiten. Nicht, wenn sie ihr Kinn so störrisch reckte, was hieß, dass sie absolut null Absicht hatte nachzugeben. »Na gut, vergiss, dass ich das gesagt habe. Du hast gewonnen.« Mit einem Arm zog er sie an sich und ließ seine Hand über ihren Po wandern. »Wie kommt das bloß, dass immer du das letzte Wort hast?«
»Weil du weißt, dass ich recht habe.« Sie schmiegte sich enger an ihn und stellte sich auf die Zehenspitzen, bis ihr Mund seinen streifte. »Und weil – gib’s zu, Vampir – du mich gar nicht anders haben willst.«
Sie hob eine schmale Augenbraue und biss ihm leicht in die Unterlippe, dann schlüpfte sie aus seiner Umarmung, bevor er reagieren konnte. Dafür reagierte sein Körper umso deutlicher. Gabrielle lächelte, sie wusste ganz genau, wie es um ihn stand. Sie drehte sich schwungvoll um und ging in die Bibliothek zurück, wo ihr Gast auf sie wartete.
Lucan wartete, bis sie aus dem Zimmer gegangen war, und sortierte mühevoll seine Gedanken. Dann räusperte er sich, nahm Rowan aus der Warteschleife und hob wieder den Hörer ans Ohr. Er hatte den Agenten jetzt lange genug schmoren lassen.
»Mathias«, sagte er, »ich will, dass Sie wissen, dass der Orden zu schätzen weiß, was Sie bisher für uns getan haben. Was die Geschehnisse von heute Nacht angeht, versichere ich Ihnen, dass das alles ohne meine Anweisung oder Zustimmung geschehen ist. Mir ist klar, dass wir Sie als regionalen Agenturdirektor in eine unangenehme Position gebracht haben.«
Das war so ziemlich das Äußerste an Entschuldigung, was er aufbringen konnte. Obwohl die alte, wenn auch ungeschriebene Regel zwischen Lucans Kriegern und den Mitgliedern der Agentur lautete, den anderen möglichst aus dem Weg zu gehen und sie nicht unnötig zu provozieren, hatten sich die Umstände in letzter Zeit geändert.
Und zwar grundlegend geändert.
»Um mich mache ich mir keine Sorgen«, antwortete Rowan. »Und ich bereue meine Entscheidung nicht, dem Orden zu helfen. Ich will so sehr wie ihr, dass Dragos gefasst wird, und zwar mit allen Mitteln. Selbst wenn das bedeutet, dass ich mir ein paar eigene Feinde innerhalb der Agentur mache.«
Lucan quittierte dieses Gelübde mit einem anerkennenden Knurren. »Sie sind ein guter Mann, Mathias.«
»Nach allem, was dieser Bastard getan hat, will ich genauso wie Sie und Ihre Krieger, dass er gestoppt wird, besonders nach dem Terroranschlag von letzter Woche.« In Rowans Stimme schwang eine Leidenschaft mit, die Lucan nur zu gut verstand. »Es schockiert mich nicht, dass es in der Agentur schwarze Schafe gibt, und schon gar nicht, dass so ein Neandertaler wie Freyne sich mit einem Wahnsinnigen wie Dragos verbündet. Ich wünsche mir nur, ich hätte diese Möglichkeit früher in Betracht gezogen, und nicht erst, als Kellan Archers Rettung
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