Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)
lreich erschienen sind. Vorweg möchte ich noch einmal schnell erwähnen, dass die Getränke alle umsonst sind, also greifen Sie ruhig zu.“
Es muss ein Insider gewesen sein, alle außer mir lachten über die se Aussage, sogar Andrea. Vielleicht hatten sich mal irgendwann welche beschwert, dass die Getränke in den Automaten zu teuer seien, oder so. Keine Ahnung.
Nach kurzem Gelächter fuhr der Redner fort: „So, Sie alle wi ssen, warum wir heute hier sind.“
Ich stellte mir vor, wie jetzt jemand aus den hinteren Reihen rufen würde: „Ja, w egen der Getränke“, und musste darüber lachen. Andrea gab mir mit dem Ellenbogen einen kleinen Stoß und ich biss mir auf die Lippen.
„Heute vor genau 30 Jahren saßen in den oberen Stockwerken, das waren damals noch das 4. und 5. Stockwerk, da gab es den Aufbau noch nicht, zwei kreative Köpfe, die nichts Be sseres zu tun hatten, als ihr ganzes Erspartes in eine Firma zu investieren. Das waren Peter Jürgens und Peter Neumüller. Es sollte ein Unternehmen werden, das sich vor allem durch seinen guten Ruf und eine große Auftragslage auszeichnet. Aus dieser anfangs noch kleinen Idee und wenigen Leuten wuchs in den nächsten Jahren das heran, was wir jetzt um uns herum sehen.“ Wieder dachte ich an die Getränke. „Das Großunternehmen PublicPete!“
Alle applaudierten, doch schnell fuhr der Mann fort: „In 30 Ja hren ist viel passiert, viele Leute kamen und viele Leute gingen und ein paar haben wir heute noch bei uns. Zum Beispiel unseren damaligen Junior-Chef aus dem Marketing, Jürgen Tillmann, der so Junior mittlerweile ja gar nicht mehr ist, denn er arbeitet bereits seit 25 Jahren bei uns.“
Wieder klatschten alle und freuten sich mit diesem Jürgen Tillmann, der kurz hoch aufs Podest stieg, allen zuwinkte und wieder runter ging.
25 Jahre ... Hoffentlich werde ich niemals so alt, dass ich irgendwo schon 25 Jahre lang gearbeitet haben werde. Im Laufe der Rede erfuhr ich, dass der ältere Herr Armin Keller hieß und er vor 30 Jahren die ehrenvolle Aufgabe hatte, alle Räume nach Redaktionsschluss auszufegen. Mittlerweile war er einer der Chefs, aber welcher genau, das hatte ich nicht so richtig mitgekriegt.
Auf einmal schien der Zettel in seiner Hand die letzte Zeile e rreicht zu haben, denn er steckte ihn wieder weg und sagte: „Nun, an so einem Tag wie heute darf man natürlich nicht nur auf das achten, was war, sondern auch auf das, was ist. Und somit komme ich zu Mitarbeitern von uns, die den Erfolg seit zwei Jahren stetig in die Höhe treiben und damit für Rekordzahlen sorgen. Da gibt es vor allem eine Frau, eine ganz besondere junge Dame, die sich heute übrigens sehr fein gemacht hat, obwohl sie noch keine Ahnung davon hatte, was heute mit ihr passiert.“
Alle Frauen sahen sich um und hof ften, dass es um sie ging.
„Andrea?“, tönte es aus den Boxen, „wü rden Sie bitte mal zu mir auf die Bühne kommen?“
Andrea verschlug es die Sprache. Sie wusste, dass sie Enormes für dieses U nternehmen geleistet hatte, aber dass das jetzt extra erwähnt werden würde, damit hatte sie wirklich nicht gerechnet.
Aufgeregt schritt sie vor aufs Podest und grinste in die Menge. Herr Keller legte seinen Arm um ihre Schu ltern und sagte: „Hier haben wir unsere fleißigste Mitarbeiterin, ohne die wirklich gar nichts mehr laufen würde.“ Andrea winkte verlegen ab und kicherte. „Andrea, zur Feier des Tages möchte ich die Gelegenheit nutzen, um Ihnen hier und heute mitzuteilen, dass Sie Mitarbeiterin des Jahres sind!“
In der Menge ertönte ein begeistertes „OOH“, das in ein riesiges Gejubel ausart ete. Natürlich war auch ich hin und weg. Andrea war so stolz, dass sie ein paar Tränen verlor. Sie hatte wirklich nicht gewusst, dass ihre Arbeit so sehr geschätzt wurde. So oft hatte sie sich schon bei mir darüber beklagt, wie unfair vieles sei und dass ihre harte Arbeit nie gewürdigt würde. Und jetzt würde ihr Bild in einem goldenen Rahmen unten im Eingang hängen mit dem Titel „Bester Mitarbeiter des Jahres!“ Meiner Meinung nach hätte sie den Titel „Bester Mitarbeiter des Jahrhunderts“ verdient, aber so lange arbeitete sie da ja noch nicht.
Stolz ließ sich Andrea von allen knuddeln und b eglückwünschen. Auch ich ließ es mir nicht nehmen, meine Freundin ganz fest zu drücken und ihr zu sagen, wie stolz ich auf sie sei.
Das Fest ging nun langsam zu dem Teil über, in dem sich die meisten paarweise zur Musik bewegten oder sich
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