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Geliebter, betrogener Mann

Geliebter, betrogener Mann

Titel: Geliebter, betrogener Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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    »Eine kleine Frage, bitte!«
    Michael Pohland ließ den Pullizipfel fallen und strich ihn über dem Bauch glatt. Der erste Eindruck, den er hatte, signalisierte: Diese Frau paßt zu der Stimme: schlank, sehr selbstsicher; hochgesteckte, hellblonde Haare; in einem schmalen Gesicht große, blaue Augen und – so schnell es Pohland mit einem diskreten, abgleitenden Blick feststellen konnte – in dem großgeblümten Nylonkleid eine tadellose Figur.
    Pohland behielt die Brille in der Hand und nickte leicht mit dem Kopf.
    »Bitte. Wenn ich Ihnen helfen kann, gnädige Frau …«
    »Nur eine Frage: Glauben Sie, daß Sie aus Glas sind?«
    Michael Pohland zwinkerte verwirrt. Er sah an sich herunter und fand an seinen 1,85 m nichts, was zu dieser Frage berechtigte.
    »Wieso?« fragte er zurück. »Erscheine ich so zerbrechlich?«
    »Das entzieht sich meiner Beurteilung.« Die hellblonde Dame lächelte etwas spöttisch. »Aber Sie stehen vor der Tafel mit den Dampfer-Abfahrtszeiten.«
    Pohland tat einen großen Schritt zur Seite und setzte seine Sonnenbrille auf. Es war eine sehr dunkle Brille, die es ihm ermöglichte, die Dame ungeniert genauer zu betrachten. Er fand seinen ersten Eindruck bestätigt. Eine Frau, für die das Wort schön noch nicht den Beigeschmack eines nichtssagenden Komplimentes hat.
    »In sieben Minuten Abfahrt nach Campione, Morcote, Ponte Tresa. Bitte beeilen! Fahrkarten am Schalter um die Ecke. Garantiert schönes Wetter, blauer Himmel, rosarote Stimmung!« Pohland rief es wie ein Ausrufer. Ein paar am Landesteg Wartende sahen sich um und grinsten urlaubsfreudig. Die hellblonde Dame neigte den Kopf etwas zur Seite.
    »Sie halten sich für einen witzigen Mann, nicht wahr?«
    »Zumindest geht mir die Sage voraus, ich sei es.«
    »Sage ist eine Abart von Märchen.«
    »Leider ist es aus der Mode gekommen, Märchen zu erzählen. Ich finde es so nett, wenn man beginnen kann: Es waren einmal eine schöne, junge Frau und ein mitteljunger, charmanter Mann …«
    Die hellblonde Dame lachte. Dann sahen sie sich einen ganz kurzen Augenblick stumm an und spürten, daß es sinnlos wäre, dieses Rededuell weiterzuführen. Sie waren gleichwertig. Der weiße Dampfer aus Gandria schwenkte gegen die Landungsbrücke und tutete. Die Menschen drängten gegen die Absperrkette, zwei Männer der Reederei standen an dem losen Fallreep, um das jeden Moment hinübergeworfene Tau um den eisernen Haken am Polder zu vertäuen.
    »Haben Sie schon eine Fahrkarte, Gnädigste?« fragte Pohland.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich wußte ja gar nicht, ob ich fahre und wohin. Sie standen ja vor der Tafel.«
    »Eine kleine Minute – die Karte ist sofort da.«
    Ehe sie etwas erwidern konnte, war Pohland um die Ecke gerannt. Sie schüttelte wieder den Kopf, sah sich um und benutzte die wenigen Sekunden, um schnell einen Blick in ihren Handtaschenspiegel zu werfen und mit spitzen Fingern einige Korrekturen der hochgesteckten Haare vorzunehmen. Als Pohland zurückkehrte, eine Fahrkarte schwenkend, zog sie ein wenig abweisend die Augenbrauen hoch.
    »Was haben Sie da?« fragte sie.
    »Einmal Hin- und Rückfahrt Campione.«
    »Sie wissen ja gar nicht, ob ich nach Campione will.«
    »Campione ist ein zauberhafter Ort, eine italienische Enklave, ohne Steuern, mit herrlichem Wein, einem unvergeßlichen Blick über Lugano und Paradiso.«
    »Und das reicht, mich einfach nach Campione zu verfrachten?«
    »Außerdem fahre ich hin.« Pohland hob eine zweite Fahrkarte hoch. Die blonde Dame lächelte.
    »Das bedeutet also für mich, mit zwei Unbekannten zu rechnen.«
    Michael Pohland wurde ehrlich verlegen. Er nahm seine Brille wieder ab und spürte, wie er sogar rot wurde. Ein Benehmen wie ein Schuljunge, dachte er.
    »Ich gebe zu, ich bin ein Flegel«, sagte er und verbeugte sich korrekt. »Michael Pohland, bin vierzig Jahre alt, seit zwei Jahren …«
    »Bitte!« Die blonde Dame hob die rechte Hand. »Es ist nicht wichtig, Ihr Gewicht zu wissen oder Ihre Schuhgröße.« Sie sah hinüber zu dem weißen Schiff. Es hatte angelegt, die Brücke war eingeschoben, die Menschen drängten sich über den Engpaß, als gelte es, eine Festung zu erobern. Eine Stimme übertönte den allgemeinen Lärm, ein tiefer Bierbaß.
    »Julchen, nuff aufs Deck in de frische Luft. Halt'n Platz frei.«
    »Ich glaube, wir müssen auch gehen, Herr Pohland.« Die blonde Dame wandte sich ab. »Ich heiße Sanders.«
    »Ein kurzer Name.«
    Sie lachte wieder. »Nun gut … Gerda

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