Geliebter, betrogener Mann
an.«
»Wenn Doktor Wehrmann …«
»Sie verhindern, daß er hierherkommt!«
»Das wird nicht möglich sein, wie Sie Doktor Wehrmann kennen.«
»Ich möchte nicht gestört werden. Auch die anderen Herren sollen noch warten. Mit Ihnen habe ich etwas zu besprechen, Doktor.«
Sie betraten das riesige Zimmer Pohlands mit den dunkelroten Afghanteppichen und den schwarzen Ledermöbeln. Pohland ging zu einer in einer Schrankwand eingebauten Bar und klappte die Tür herunter. »Kognak oder Whisky, Doktor?«
»Es kommt darauf an, was Sie vorhaben.« Dr. Corbeck lächelte unsicher. »Bei erfreulichen Dingen Whisky.«
»Also nehmen wir Kognak.«
»O weh!«
Michael Pohland setzte sich etwas burschikos auf die Lehne eines der Ledersessel. Es paßte nicht zu seiner ernsten Miene und dem verhaltenen, erregten Beben seiner Hand.
»Doktor, ich brauche Ihre Hilfe. Ihre private Hilfe.« Er machte eine Pause. Dr. Corbeck sah Pohland interessiert, aber hilflos an. »Können Sie das?«
»Ich weiß nicht. Worum geht es?«
Pohland nahm einen kleinen Schluck Kognak. »Eins haben Ärzte, Pfarrer und Juristen gemeinsam: Sie werden zu Beichtvätern.«
»Wenn Sie so beginnen, muß es wirklich ernst sein«, sagte Dr. Corbeck leise.
»Es ist eine Frau, Doktor.«
»Gratuliere, Herr Pohland.«
»Das eben ist es: Gratulieren können Sie mir nicht. Ich habe mich benommen wie ein Anfänger, wie ein Sekundaner, der seine Lyzeumsliebe anschmachtet. Ich war fasziniert, ich war wie in einem Jungbrunnen, der mein Herz von allen Schlacken freispülte, und ich verlor derart den Kopf, daß ich jetzt hier stehe wie Bajazzo, über dessen Narrheit man lachen soll.«
»Das ist allerdings ein Problem.« Dr. Corbeck trank seinen Kognak schnell aus und ließ sich neu nachgießen. »Sie sind also in eine Affäre hineingeschlittert? Wir werden das unauffällig regeln, Herr Pohland.«
»Affäre! Doktor, Sie überschätzen mich maßlos. Wäre es nur eine Affäre!« Pohland sprang auf und wanderte in dem riesigen Zimmer hin und her. Das Telefon läutete, Dr. Corbeck nahm den Hörer ab und sagte: »Nein! Die Herren möchten bitte warten. Herr Pohland läßt rufen.«
»Ich weiß nicht, wie sie heißt.« Pohland blieb stehen. »Natürlich nannte sie einen Namen. Gerda Sanders. Aber ich glaube nicht mehr, daß es ihr wirklicher Name war. Ich weiß nicht, wo sie wohnt, wer sie ist, ob es stimmt, daß ihr Mann bei einem Unfall ums Leben kam … ich weiß überhaupt nichts als das eine: Ich möchte diese Frau wiedersehen!«
Dr. Corbeck sah in den goldgelben Kognak. »Und das ist also das Problem?«
»Ja.«
»Es ist unlösbar.«
»Doktor!« Der Ruf klang fast kläglich. Dr. Corbeck hob die Schultern.
»Ich weiß, was Sie sagen wollen: Suchen Sie diese Frau. Herr Pohland – aber eher hole ich Ihnen den Mann im Mond herunter.«
Es klopfte. Pohland fuhr herum. Auch Dr. Corbeck machte ein erstauntes Gesicht.
»Ich habe alle Direktoren informieren lassen …«, sagte er auf den fragenden Blick Pohlands. Weiter kam er nicht. Die Tür sprang auf, schlug gegen die Wand, und an dem entsetzten Gesicht der Sekretärin vorbei rannte ein kleiner, dicker Mann mit einer dunkelblonden Löwenmähne in das Zimmer. Er schlug hinter sich die Tür wieder zu, baute sich auf dem Afghanteppich auf und atmete tief und hörbar pfeifend ein.
»O Gott!« sagte Michael Pohland und schlug die Hände zusammen. »Jetzt ertönen die Trompeten von Jericho.«
»Was machen Sie hier?« Die Stimme des kleinen, dicken Mannes war erstaunlich tief und umfangreich. »Sie haben um diese Zeit in der Badeabteilung Ihres Hotels in Lugano ein Thermalbad zu nehmen, laut Kurplan!«
»In Lugano ist Wasserknappheit, Doktor.« Pohland trat auf Dr. Wehrmann zu, mit ausgestreckten Armen, aber der Arzt hob abwehrend die Hand. »Und im übrigen …«
»Im übrigen wird ein Bote gleich eine Fahrkarte bringen für den nächsten Zug in die Schweiz.«
»Nein!«
»Doch!«
»Sie sind zwar mein Arzt, Doktor, aber ich nicht Ihr Sklave!«
»Sie sind ein Sklave Ihrer Gesundheit.« Die Stimme Dr. Wehrmanns hob sich wieder. »Ich bin verantwortlich dafür, daß der Chef der Pohland-Werke nicht eines Tages mit einem geseufzten ›Was ist denn das?‹ vom Stuhl fällt und seinen letzten Schnaufer tut. Ich kenne Ihren Körper besser als Sie und weiß, was man tun muß, um diese überlastete Pumpe, die links in Ihrem Rumpf tagaus, tagein Schwerstarbeit leistet, immer wieder zu überholen. Und wenn ich sage, Sie
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