Geliebter Fremder
schlicht tödlich für eines dieser armen Mädchen.«
Gerard atmete zutiefst zufrieden ein und nahm äußerst bewusst ihren Duft wahr, der an üppige exotische Blumen erinnerte. Er wusste, sie würden tadellos zusammenpassen. In den Jahren ihrer Beziehung mit Markham hatte er sie gut kennengelernt und immer sehr gemocht. »Dem stimme ich zu. Keine von diesen Frauen kann mir genügen.«
Pel zuckte leicht mit ihren nackten Schultern. Ihre blasse Haut bildete einen wunderschönen Kontrast zu dem dunkelblauen Kleid und der Halskette aus Saphiren. »Sie sind noch jung, Grayson. Wenn Sie erst mal in mein Alter kommen, haben Sie sich vielleicht genügend die Hörner abgestoßen, um Ihrer Braut nicht mit Ihrem Appetit zuzusetzen.«
»Oder ich heirate eine reife Frau und muss meine Gewohnheiten nicht ändern.«
Pel hob ihre perfekt geformten Augenbrauen und sagte: »Sie verfolgen doch eine Absicht, oder nicht, Mylord?«
»Ich begehre Sie, Pel«, sagte er leise. »Rasend. Und eine Affäre wird mir nicht reichen. Eine Ehe hingegen schon.«
Sie stieß ein leises kehliges Lachen aus. »Oh, Gray. Ihr Humor hat es mir angetan, wissen Sie das? Man findet nur selten Männer, die ihre Unmoral so köstlich ungeniert zeigen.«
»Und beklagenswerterweise findet man nur selten ein so schockierend aufregendes Wesen wie Sie, meine liebe Isabel. Ich fürchte, Sie sind einzigartig und daher für meine Bedürfnisse unersetzbar.«
Sie warf ihm einen Blick aus den Augenwinkeln zu. »Ich dachte, Sie hielten sich diese hübsche Schauspielerin, die ständig ihren Text vergisst.«
Gerard lächelte. »Das ist wohl beides wahr.« Zum Schauspielern hatte Anne nicht das geringste Talent, wohl aber zu anderen, greifbareren Tätigkeiten.
»Und ehrlich gesagt sind Sie zu jung für mich, Gray. Sie wissen doch, ich bin sechsundzwanzig. Während Sie …« Sie studierte ihn mit zu Schlitzen verengten Augen. » … Sie wirklich sehr verlockend sind, aber doch höchstens –«
»Ich bin zweiundzwanzig und könnte es durchaus mit Ihnen aufnehmen, Pel, täuschen Sie sich da nicht. Doch Sie haben mich missverstanden. Eine Geliebte habe ich schon. Zwei, um genau zu sein, und Sie haben Markham –«
»Ja, und ich bin noch nicht mit ihm fertig.«
»Dagegen habe ich auch nichts.«
»Danke für Ihre Billigung«, bemerkte sie trocken, und dann stieß sie wieder ein Lachen aus, einen Laut, den Gray immer genossen hatte. »Sie sind doch verrückt.«
»Nach Ihnen, Pel, in der Tat. Und zwar von Anfang an.«
»Aber Sie wollen nicht mit mir ins Bett.«
Er sah sie mit höchster männlicher Wertschätzung an und betrachtete ihren üppigen Busen über ihrer tief ausgeschnittenen Korsage. »Das habe ich nicht gesagt. Sie sind eine schöne Frau, und ich bin ein der Liebe zugewandter Mann. Da wir füreinander bestimmt sind, ist nur noch fraglich, wannwir miteinander ins Bett gehen, oder? Wir haben ein ganzes Leben lang Zeit, um diesen Sprung zu wagen, aber wenn wir uns dazu entscheiden, wird es zu unserem beiderseitigen Vergnügen sein.«
»Haben Sie getrunken?«, fragte sie mit gerunzelter Stirn.
»Nein, Isabel.«
Pel blieb stehen und zwang ihn, ebenfalls innezuhalten. Sie starrte ihn an und schüttelte einen Moment später den Kopf. »Wenn das Ihr Ernst ist –«
»Da bist du ja!«, ertönte eine Stimme hinter ihnen.
Beim Klang von Markhams Stimme unterdrückte Gerard einen Fluch, doch dann lächelte er seinen Freund unschuldig an. Auch Isabel bewahrte Haltung. Sie war eben wahrhaft vollkommen.
»Ich schulde dir meinen Dank, dass du dich um meine Liebste gekümmert hast«, sagte Markham gutmütig und strahlte beim Anblick seiner Mätresse. »Ich war kurzfristig von etwas abgelenkt, das die Mühe nicht wert war.«
Gerard ließ Pels Hand mit einer eleganten Geste los und sagte: »Wozu sind Freunde denn da?«
»Wo warst du?«, knurrte Gerard ein paar Stunden später, als eine Gestalt mit Kapuzenumhang in sein Schlafzimmer trat. Er blieb so abrupt stehen, dass sein Morgenmantel aus schwarzer Seide um seine nackten Beine schwang.
»Du weißt, dass ich komme, wann immer ich kann, Gray.«
Die Kapuze wurde zurückgeworfen und das geliebte Gesicht, umrahmt von goldblondem Haar, enthüllt. Mit zwei Schritten durchquerte er das Zimmer und küsste sie auf den Mund. »Aber das ist nicht oft genug, Em«, hauchte er. »Nicht mal annähernd.«
»Ich kann dir zuliebe nicht alles stehen und liegen lassen. Schließlich bin ich eine verheiratete Frau.«
»Das musst du mir
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