0251 - Xorron - mein Lebensretter
Das Magazin hatte sie gewechselt. Die Waffe war jetzt wieder mit geweihten Silberkugeln geladen. Sie schaute noch einmal den Hang hoch und sah die Stelle, wo Xorron samt Felsbrocken in den Wald hineingeschleudert worden war. Dort allerdings rührte sich nichts.
»Hoffentlich dauert es noch eine Weile, bis du freikommst, du verdammter Bastard!« Ihre Augen funkelten, als sie die Worte sprach, obwohl sie Xorron nicht die Schuld gab. Er hatte nicht anders handeln können, denn er mußte Pandora von irgendwoher kennen. Leider wußte sie nichts Genaues, die Bekanntschaft der beiden schien in der Vergangenheit zu liegen.
Lady X hoffte, auch dieses Rätsel lösen zu können. Sie befand sich auf einem schmalen Pfad, der auf der anderen Seite des Berges lag und nicht wie die Straße nach Peelham führte, sondern tiefer hineinstach in die schweigende Bergwelt des schottischen Hochlandes. Lady X hatte sich zuvor informiert. Wie sie wußte, würde sie der Weg, wenn sie ihm folgte, irgendwann nach Billings bringen, einem kleinen Ort, den sie aber nicht kannte.
Hätte sie den Würfel gehabt, wäre alles ein Kinderspiel gewesen. Durch seine Hilfe hätte sie sich an ihr Ziel teleportieren können, doch nun mußte sie zu Fuß gehen. Eine einsame Gestalt, die eine Maschinenpistole über die Schulter gehängt trug, ganz in weiches Leder gekleidet war, schmutzig aussah und nach Blut dürstete. Sie war eine Vampirin, und sie brauchte Blut, um überleben zu können, wobei sie zu den modernen Vampiren zählte, die auch tagsüber existieren konnten und nicht in finsteren Grüften die Stunden der Helligkeit verbringen mußten.
Obwohl sie das andere Extrem sehr reizte, denn sie hatte einen gewaltigen Plan gefaßt.
Die alten Vampirstätten, vor allen Dingen die, die in Rumänien lagen, interessierten sie sehr, und Lady X hatte bereits erste Vorkehrungen getroffen, um in diesem Land ihr Hauptquartier einrichten zu können, auch wenn der erste Anlauf gescheitert war, aber sie wollte nicht aufgeben und weitere Versuche unternehmen.
Und sie brauchte einen starken Rückhalt, eben diese dezimierte Mordliga, deren Chefin sie war. Deshalb konnte sie Xorron nicht so ohne weiteres der Pandora überlassen. All diese Gedanken spukten durch ihren Kopf, als sie den Weg weiterschritt und schon bald von dem Hang aus nicht mehr gesehen werden konnte, weil eine enge Klamm sie aufnahm.
Es gab dort nur einen schmalen Pfad. Rechts von ihr fiel die Wand steil in die Tiefe. Dort gurgelte ein Wildbach, der durch Schmelzwasser stark angeschwollen war, graugrün schimmerte und seine Strömung zischend und schäumend über die Steine ergoß. Lady X ging vorsichtiger.
Sie durfte auf keinen Fall mit fließendem Wasser in Berührung kommen, denn das hätte ihre Vernichtung bedeutet. Deshalb hielt sie sich zurück und beeilte sich nicht so sehr, wie es eigentlich hätte sein müssen.
In Schlangenlinien führte der Weg weiter. Er wand sich an den hochsteigenden Felsen entlang, die an einigen Stellen sogar überhingen und wie gewaltige Nasen nach unten schauten.
Vor jeder Kurve zögerte sie und schaute erst um das Gestein, denn Xorron hatte sicherlich nicht aufgegeben, doch er war nicht zu sehen.
Wieder ging sie weiter. Um ihren Mund spielte ein kaltes Lächeln, als sie daran dachte, wie ihre Rache aussehen sollte. Auch auf der anderen Seite des Wildbaches wuchs eine Felswand hoch. Zwischen beiden Wänden war nicht mehr viel Platz. Das spärliche Tageslicht hatte Mühe, die Schlucht auszufüllen.
Auf einmal blieb sie stehen. Es geschah abrupt, denn von links oben herabfallendes Gestein hatte sie aufgeschreckt. Lady X lauschte.
Ihr Körper spannte sich, die Waffe hatte sie von der Schulter gleiten lassen und hielt sie schußbereit mit beiden Händen umklammert. Die Mündung wies schräg nach oben. Sie dachte natürlich an Xorron. Noch fehlte ihr der Beweis, denn das Geröll konnte gut und gern von einem Tier losgetrampelt worden sein, das über ihr herumkletterte. Als ihr dieser Gedanken in den Sinn kam, mußte sie wieder an den mutierten Fuchs denken. Ein Tier, das in die Magie der Pandora hineingeraten war und sich auf so gräßliche Art und Weise verändert hatte, daß es ein Bildnis des Schreckens abgab.
Etwa eine Minute verging. Hören konnte sie nichts. Zudem übertönte das durch die Schlucht rauschende Wasser jedes andere Geräusch. Vorsichtig und mit schußbereiter Waffe, dabei leicht geduckt, setzte sich die Untote wieder in Bewegung.
Vor ihr stach
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