Geliebtes Landleben
gerade sehr reich
an Lämmern. Wir erzielten einige Gewinne mit unserem Mastvieh, aber die Erträge
wurden durch die ständig steigenden Kosten verschluckt. Löhne, Düngemittel und
Transport, alles war gestiegen, während die Erzeugnisse der Farm fielen. Es
würde schwierig werden, mit dem hohen Schulgeld fertig zu werden, aber wir
beschlossen, daß wir es nächstes Jahr tun mußten. So hatten wir uns vor einiger
Zeit um die Einzelheiten gekümmert und uns nach freien Plätzen erkundigt.
Jetzt machten Larry und ich
eine Reise in die Stadt, um die Schulleiter auszufragen und die Kinder
anzumelden. Unklugerweise nahmen wir die kleinen Opfer mit, weil wir dachten,
sie wären begeistert von den Freuden einer Großstadt und aufgeregt beim Anblick
von Anstalten, die sie später besuchen sollten. Das war ein Fehler. Die
Erkundigungen waren für die Kinder eine schreckliche Tortur. Sie waren wie
gelähmt durch den Lärm, die Größe der Gebäude und die allgemeine Atmosphäre
einer solchen Institution. Larry erzählte mir später, daß sie sich wegen
Christina schrecklich geschämt habe, die ein sehr schönes und reizendes Kind
war, wenn auch nicht mit auffallender Intelligenz begabt. Alles, was sie besaß,
schien sie plötzlich im Zimmer der Schulleiterin zu verlassen. »Es war
schrecklich. Sie versteckte sich hinter einem Stuhl und blinzelte dahinter
hervor wie ein kleines wildes Tier. Und das sind unsere Kinder vermutlich
auch«, schloß sie traurig. »Kleine Landratten, glücklich in den Bergen und bei ihren
Ponys, aber gänzlich hilflos in einer Stadt und voller Angst angesichts einer
Institution. Verdammt, ich wünschte... «, wir sahen uns beide mit traurigen
Blicken an.
Ich hatte auch keine
glücklicheren Erfahrungen gemacht. Die Vorschule für die Jungens war viel
größer als die bescheidene Anstalt für kleine Mädchen. Überall gab es Kinder in
Massen, und als die Schule aus war, war die Luft von Lärm und die Spielplätze
mit kräftigen kleinen Jungens angefüllt. Zaghaft sagte ich zu Christopher, der
normalerweise ein zugängliches Kind ist: »Wird es dir nicht Spaß machen, mit
vielen anderen Jungens zusammen zu sein und alle möglichen Spiele zu spielen?«
Er antwortete einfach: »Es wird
die Hölle sein.«
Diese Reaktion erschreckte
mich, aber als wir im Büro der Schulleiterin waren, verfiel er in Schweigen und
benahm sich wie ein apathischer Schwachsinniger. Aber ich konnte seine Worte
nicht vergessen, und als ich ihn an diesem Abend in einer Ecke des
Motel-Schlafzimmers sah, seinen Kopf ganz nahe an Christinas und beide
Gesichter schrecklich ernst, wußte ich, daß sie sich erzählten, wie sehr sie es
hassen würden, zur Schule zu gehen.
Weder Larry noch ich waren
begeistert. Natürlich hatte ich immer gehört, daß ein Internat der beste Platz
für ein Kind sei, insbesondere für einen Jungen, der auf dem Land aufgewachsen
ist. Er mußte lernen, Freunde zu gewinnen und sich anzupassen. Aber diese
ganzen Asphaltfelder, der eigenartige Geruch der Klassenzimmer nach Kreide,
Lederschuhen, einfach nach kleinen Jungens, und die ordentlichen Schlafsäle mit
ihrer schrecklichen Unpersönlichkeit, all das bedrückte mich. Christinas Schule
war netter und gemütlicher gewesen, weniger durchorganisiert, aber Larry fühlte
sich auch nicht gerade glücklich.
»Ich hasse solche Anstalten«,
sagte sie heftig. »Alle diese Regeln, diese kleinen Quadrate mit ordentlichen
Betten und Kinder, die zu Damen erzogen werden sollen — obwohl sie der Teufel
holen soll, wenn sie das mit Christina versuchen... Ich wünsche so sehr, wir
hätten einen anständigen Lehrer, und das Hinterland wäre mit der Schule nicht
so schlecht dran.«
»Ich glaube, das ist der Preis,
den wir zahlen müssen. Niemand, der ehrgeizig oder herausragend ist, kommt an
einen Ort wie diesen. Wir bekommen fast immer die Gescheiterten oder Leute, die
es eben aus anderen Gründen auf sich nehmen, wie Mr. Marshall. Vielleicht geht
er bald weg.«
»Da ist wenig Hoffnung. Seiner
Frau geht es besser als in all den Jahren zuvor, und ein liebender Ehemann wird
alles für sie opfern, vor allem unsere Kinder.«
Niedergeschlagen gingen wir
nach Hause. Zu Paul sagte ich: »Ob es gar keinen anderen Weg gibt? Christopher
ist zu jung für ein Internat, und ich weiß, daß er es hassen wird.« Er war
beunruhigt, aber leider wie üblich entschlossen, die Dinge von der besten Seite
zu sehen. »Er wird schon zurechtkommen. Eine Woche wird er Heimweh haben, sich
dann
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