Geliebtes Landleben
kurzen Minirock,
daß man ihn kaum sehen konnte, und alle Mädchen vergruben ihre Gesichter hinter
langen glatten Haarsträhnen. Tony hatte zwar schönes rotbraunes Haar mit
herrlichen Locken, aber auf einer ihrer Reisen mit ihrem Vater hatte sie einen
gewissenlosen Friseur überredet, es völlig zu entkrausen .
Als sie zurückkam, waren die Locken verschwunden; statt dessen hatte sie glatte
Strähnen. Ich war wütend, aber die Zeit tat das ihre, und das Haar fiel jetzt
wieder eigenwillig in Locken über ihren Rücken.
»Ich verstehe gar nicht, wie du
das Gekitzel aushältst, abgesehen davon, daß es
schrecklich aussieht«, sagte Paul, als sie ihn durch ihren Haarvorhang
anblinzelte, aber sie lachte nur und sagte: »Du armer hoffnungsloser Mensch. Du
hast nicht einmal Koteletten, und das sieht richtig nackt aus, wenn man an all
die hübschen Jungens in der Stadt denkt.« Das trug den Krieg ins Feld des
Feindes, und Pauls Brummen zeigte, daß die Taktik erfolgreich war.
Jetzt kam sie mit Peter auf uns
zu, und mir kam der dumme Gedanke, was für ein nettes Paar sie doch waren.
Peter war groß, dunkel und zurückhaltend; nicht gutaussehend, hatte aber
aufrichtige Augen und ein kräftiges Gesicht. Er sah irgendwie solide aus, was
Paul und mir gefiel, ein junges Mädchen aber vielleicht weniger ansprach.
Zumindest mochte Tony ihn aber gern. Sie interessierte sich brennend für seine
Farm, insbesondere für das Fohlen. Vielleicht, so dachte ich in meiner Einfalt,
würde sie das zusammenbringen.
Peter machte einen leicht
erschrockenen Eindruck, als er Tante Kate vorgestellt wurde, wie ich sie nun
nennen durfte. Man sah heutzutage nicht oft einen Menschen wie sie, und
Bestürzung war wohl häufig die erste Reaktion eines Mannes. Aber dann kam ein
trockener, kurzer Kommentar, und man sah Humor und Herzlichkeit in dem
einfachen Gesicht. Tony hatte das sofort entdeckt und war ganz ungezwungen wie
bei allen Leuten, die sie mochte. Sie küßte die verwitterte, knochige Wange und sagte: »Meine Gute , warum trägst du keinen Kneifer, dann würdest du
Tantchen noch übertreffen.«
Kate, die Miss Adams noch nicht
kennengelernt hatte, sah erstaunt aus, darauf sagte Larry: »Am Montag machen
wir einen Besuch im Laden, und dann wirst du sehen, daß ihr vom selben Schlag
seid.« Aber das heißt nicht, daß sie einander mögen werden, dachte ich. Gewiß
hatten sie eine oberflächliche Ähnlichkeit, dasselbe Funkeln in den Augen, die
Zuneigung zur Jugend und den Humor, den man erst nur ahnen kann. Aber das war
auch schon alles. Miss Adams war vielleicht Ende fünfzig, aber sie war elegant
und ging mit der Zeit. Sie hatte nichts von einer enttäuschten alten Jungfer.
Sie hatte alles andere als ein abgeschlossenes, langweiliges Leben geführt, zu
dem Kate Fletcher verdammt gewesen war. Sie hatte jeden Tag ihres Lebens im
Hinterland genossen, machte einen Erfolg aus einem entlegenen Geschäft und war
die Freundin und Vertraute des halben Bezirks. Ihr Leben war erfüllt und
glücklich. Sie hatten wohl beide ein weiches Herz in der harten Schale, aber
gerade diese Ähnlichkeit könnte eine Freundschaft zwischen ihnen verhindern.
Ich hoffte es jedoch nicht, denn sie würden gute Verbündete abgeben.
Tony
war ganz begeistert von dem Fohlen. »Es ist herrlich, ganz wackelige Beine und
ein herrlicher Kopf. Nicht ein weißes Haar. Peter, das gibt ein erstklassiges
Rennpferd.«
»Ein guter Ackergaul ist mir
lieber. Ich will keine Rennen gewinnen.«
»Oh, sei doch nicht so
langweilig. Denk doch nur an seinen Stammbaum. Warum hast du so viel Geld
ausgegeben, wenn du es gar nicht ausbilden willst?«
Aber Peter sagte nur: »Eine gute
Aufzucht kann nicht schaden. Aber für Rennen habe ich nichts übrig.«
Als er gegangen war, seufzte
Tony ungeduldig. »Am liebsten würde man Peter doch mal kräftig durchschütteln.
O ja, ich weiß, daß er ein guter Kerl ist, aber er erinnert mich an dieses Bauernomelett,
über das sich Paul so aufgeregt hat, als du weg warst.«
Tony war keine gute Köchin, und
während meiner dreitägigen Abwesenheit war ihr, wie Paul erzählte, irgendwie
ein Bauernomelette gelungen, das dann die ausschließliche Nahrung darstellte.
Sie fuhr fort: »ich fand es schrecklich nörglerisch von Paul. Ein
Bauernomelette ist so gut und so sicher und verläßlich, genau wie Peter.« Ich
seufzte. So sprach man nicht von jemandem, in den man verliebt war.
Es war albern von mir zu
bezweifeln, daß Tantchen und Kate miteinander
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