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Geliebtes Landleben

Geliebtes Landleben

Titel: Geliebtes Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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auskommen würden. Der Besuch war
ein voller Erfolg. Zunächst beäugten sie einander ziemlich vorsichtig, aber
bald begann Tantchen von ihrem Leben im Laden zu erzählen, und Miss Fletcher
brachte sie dazu, von der ersten Zeit zu sprechen, als sie ihn übernahm. Er war
damals fast pleite gewesen, denn der frühere Besitzer hatte vor allem schwarz
mit Alkohol gehandelt, aber Tantchen
hatte ein blühendes Geschäft aufgebaut.
    Als sie geschlossen hatte,
seufzte Kate und sagte: »Sie waren so klug, auszureißen. Ich wünschte, ich
hätte das auch tun können, aber man kann nicht einfach gehen und seine Eltern
allein lassen.«
    »Ich könnte es«, sagte Larry
ungestüm. »Natürlich habe ich nie Eltern gehabt, abgesehen von Onkel Richard,
aber ich hätte mein Leben nie anspruchsvollen alten Leuten geopfert.«
    »Nein«, erwiderte Kate.
»Niemand, der so aussieht wie du, wäre dazu verpflichtet gewesen.«
    Aber Tantchen bemerkte nur
vernichtend, daß ihre und Miss Fletchers Generation noch Pflichtgefühl besäßen,
während die Jugend keines mehr zu kennen scheine. Dann fügte sie zu Kate
gewandt hinzu: »Aber es ist nicht zu spät. Es ist nie zu spät. Sie können noch
massenhaft Abenteuer erleben.«
    Aber Miss Fletcher sagte nur
traurig: »Man muß erst das Geschick dazu haben«, dann wechselte sie das Thema.
     
    Der
neue Arzt sollte nächste Woche ankommen, und zu seiner Begrüßung war ein großes
Fest geplant. Das ist immer so. Große Feste sind die einzigen
gesellschaftlichen Ereignisse des Hinterlandes. Ich halte nicht viel davon,
denn sie können sehr langweilig sein. Die Männer versammeln sich an der Tür und
sprechen über Schafe und Preise, die Frauen sitzen auf den langen Bänken an der
Wand entlang und betrachten neugierig die Rocklängen der anderen und sehen, wieviel sie zum Festessen beigetragen
haben. Als ich mich darüber beschwerte, sagte Tante Kate trocken: »Ich vermute, eure liebe Familie hockt
zusammen und spricht von der guten alten Zeit.«
    Das kam der Wahrheit
schrecklich nahe, und ich sagte zu Larry: »Wir müssen das ändern und uns mehr
unter die Leute mischen.«
    Nicht, daß wir die
Neuankömmlinge nicht gemocht hätten; wir fanden sie meistens sympathisch. Nur,
sie kamen und gingen, und wir blieben. Mit der Entwicklung des Landes und mit
dem Bau besserer Straßen in den letzten zehn Jahren hatten die Farmen ziemlich
häufig ihre Besitzer gewechselt. Ein Farmer, der seine Arbeit verstand, sah
gutes Land, kaufte es, verbesserte es und verkaufte es mit Gewinn. Sein
Nachfolger brachte die Entwicklung eine Stufe weiter, lebte ein paar Jahre
dort, und war, wie wir hofften, ansässig geworden. Dann passierte irgend etwas.
Seine Kinder mußten zur Oberschule, seine Frau wurde krank oder hatte das
Hinterland satt, und dann verkaufte er, vielleicht widerwillig, aber mit Gewinn.
Das hatten wir sehr oft erlebt, und daher waren wir nicht bereit, jeden
Neuankömmling als Freund für das ganze Leben zu begrüßen. »Du meinst, daß ihr
euch wie Pioniere fühlt, mir eurem Oberst an der Spitze«, sagte unsere
Kritikerin, als ich versuchte, das alles zu erklären.
    Kate war mit Oberst Gerard
nicht gut ausgekommen, denn er war altmodisch genug zu meinen, eine Frau müßte
alles tun, um reizend und charmant zu sein. Er war verdutzt über ihre Offenheit
und ihre Kritik an unserem Leben, das er ja auch führte. Er hatte sich, wie sie
sagte, zum Häuptling der Sippe gemacht, war ungeheuer redlich mit seinen
Gefolgsleuten und eifrig bemüht, Traditionen beizubehalten. Jetzt war er ein
alter Mann, und obwohl er sich äußerlich nur wenig verändert hatte, obwohl sein
Körper nur ein bißchen gebeugter war und sein weißes Haar noch immer voll, war
er gealtert und konservativer denn je.
    In einer Hinsicht jedoch fand
Kate seine Zustimmung. Larry hatte recht gehabt mit der Schwäche der alten
Jungfer für Kinder und mit ihrer geheimnisvollen Eigenschaft, sie für sich zu gewinnen, selbst das Baby Gerard.
Es war seltsam, denn normalerweise mögen Kinder gutaussehende Menschen, aber
unsere erkannten in ihr sofort eine Verbündete. Sie teilten nicht im geringsten
unsere Furcht vor ihr, sondern vertrauten ihr sofort selbst die ungezogensten Streiche an. Als er sah, wie die Zwillinge um
einen Platz auf ihrem Schoß kämpften, schmolz der Oberst dahin.
    »Schade, daß eine so nette Frau
nichts für ihr Aussehen tut«, vertraute er Larry an. »Es scheint ihr egal zu
sein. So darf eine Frau nicht sein.«
    »Nein, das darf

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