Geliebtes Landleben
Annehmlichkeiten gesorgt wurde, und sogar in den Städten auf dem Lande waren kaum welche zu bekommen, und wir hatten einige Schwierigkeiten in Tiri gehabt, seit unser letzter Doktor gegangen war. Ich sagte: »Hoffentlich bleibt er länger als der letzte, aber ich glaube es kaum. Vielleicht hat er eine Frau wie Mrs. Marshall, die das Hinterland für ihre Gesundheit braucht.«
Die letzte Arztfrau hat das Leben hier gehaßt, und ich machte ihr keinen Vorwurf, sie war an ihr kleines Häuschen in Tiri gebunden, und ihr Mann war ständig unterwegs.
»Er hat Gott sei Dank keine Frau.«
Als Tante Kate fragte, ob Tony Ehefrauen nicht möge, sagte sie: »Nein, wenn sie wie diese Frau an nichts im Bezirk ein gutes Haar lassen. Jedenfalls wird es ohne Frau einfacher mit ihm sein.«
Das war schon möglich, denn man konnte von den meisten Arztfrauen kaum erwarten, daß es ihnen in Tiri gefiel. Es war erstaunlich, daß sie überhaupt einen Arzt gefunden hatten, der bereit war, hierher zu kommen, wenn auch mit einer solchen Praxis gutes Geld zu machen war. Aber man verdiente es schwer, denn die Arbeitszeit war lang, die Entfernungen weit, und es gab keinen Notarzt, der einen am Wochenende ablöste, während die anderen Ärzte Golf spielten. Man konnte jungen ehrgeizigen Männern keinen Vorwurf machen, wenn sie nicht hierher kommen wollten, wo man doch in der Stadt unter besseren Umständen sein Geld leichter verdienen und noch wertvolle Erfahrungen sammeln konnte. Der ganze Bezirk würde dankbar sein, überhaupt einen Arzt zu haben, aber ich hoffte, daß es ein mittelalterlicher Witwer sein würde, den Tony sicher bemuttern würde, sich aber nicht in ihn verlieben konnte. Da das unwahrscheinlich schien, hoffte ich auf einen selbstsicheren, forschen jungen Mann, der mit irgendeiner bezaubernden Krankenschwester >ein Verhältnis< hatte.
Ich glaube, Tante Kate hatte meine Gedanken erraten, sie sagte jedoch nur: »Man kann sich viel besser erholen, wenn man eine Frau hat und ein gutes Essen, das nach einer langen Fahrt über diese schrecklichen Straßen auf einen wartet.«
Das war gerade die Gefahr. Da er keine Frau hatte, würde Tony sicher Mitleid mit ihm bekommen, und sie war der geborene Schutzengel, vor allem für jeden, der ihrem geliebten Hinterland diente. Vor zwei Jahren war ihr siebzehnjähriges Herz fast wegen eines kränklichen frommen Pfarrers zerbrochen, der sich für seine Pfarrkinder abplagte. Diese unheilbare Leidenschaft für arme Kerle brachte sie in diese Schwierigkeiten. Ein gebrechlicher Krüppel würde jedoch kaum freiwillig nach Tiri kommen.
Tony fuhr fort: »Er heißt Oliver Barrett und soll sehr nett sein. Das ist seine erste eigene Praxis, und er will auf jeden Fall sechs Monate bleiben. Das ist immerhin etwas.«
Larry machte ein hämisch belustigtes Gesicht. Sie hatte mich immer mit meiner Zuneigung für Tony aufgezogen, aber sie gab zu, daß es manchmal Anlaß zur Beunruhigung gab. Tony war schön, attraktiv, aber nicht sehr vernünftig. Außerdem würde sie eines Tages zu Geld kommen, denn ihr Vater war ein wohlhabender Mann. Ein junger Arzt würde nicht lange brauchen, um zu merken, daß sie mehr war als »das kleine Mädchen, das hinter dem Ladentisch steht«.
Sie wäre sowohl eine gute Partie als auch eine attraktive Ehefrau. Ich sagte wenig überzeugend: »Es wird gut sein, jemanden hier zu haben und die Kranken nicht dreißig Kilometer weit zum nächsten Arzt fahren zu müssen — und sechs Monate ist immerhin etwas.« Insgeheim hoffte ich, daß nicht zuviel daraus werden würde.
2
Larry hatte Tante Kate für Samstag nachmittag eingeladen, und sie war da, als Tony von der Besichtigung des kleinen Fohlens zurückkam. Das Mädchen war hinübergeritten und kehrte in Peters Begleitung strahlend zurück. Wir beobachteten, wie sie fröhlich am Tor mit ihm plauderte, und Kate meinte: »Ich kann dir keinen Vorwurf machen, Susan. Es ist das lieblichste Wesen, dem ich seit langem begegnet bin. Dein stolzer Blick sagt: >Sie ist schön, und sie gehört mir.< Ersteres stimmt, letzteres nicht. Mach dir keine Sorgen um sie, versuche nicht, sie richtig anzuziehen und sie an den richtigen Mann zu bringen. Du wirst keinen Erfolg damit haben.«
Ich protestierte. Ich habe nie jemandem etwas von Peter erzählt, und das Kleiderthema hatte ich schon lange aufgegeben. Nicht daß Tonys Kleider meine Zustimmung gefunden hätten, aber ich konnte nichts dagegen tun. Sie trug im Moment gerade einen so
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