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Geliebtes Landleben

Geliebtes Landleben

Titel: Geliebtes Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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kurzen Minirock, daß man ihn kaum sehen konnte, und alle Mädchen vergruben ihre Gesichter hinter langen glatten Haarsträhnen. Tony hatte zwar schönes rotbraunes Haar mit herrlichen Locken, aber auf einer ihrer Reisen mit ihrem Vater hatte sie einen gewissenlosen Friseur überredet, es völlig zu entkrausen. Als sie zurückkam, waren die Locken verschwunden; statt dessen hatte sie glatte Strähnen. Ich war wütend, aber die Zeit tat das ihre, und das Haar fiel jetzt wieder eigenwillig in Locken über ihren Rücken.
    »Ich verstehe gar nicht, wie du das Gekitzel aushältst, abgesehen davon, daß es schrecklich aussieht«, sagte Paul, als sie ihn durch ihren Haarvorhang anblinzelte, aber sie lachte nur und sagte: »Du armer hoffnungsloser Mensch. Du hast nicht einmal Koteletten, und das sieht richtig nackt aus, wenn man an all die hübschen Jungens in der Stadt denkt.« Das trug den Krieg ins Feld des Feindes, und Pauls Brummen zeigte, daß die Taktik erfolgreich war.
    Jetzt kam sie mit Peter auf uns zu, und mir kam der dumme Gedanke, was für ein nettes Paar sie doch waren. Peter war groß, dunkel und zurückhaltend; nicht gutaussehend, hatte aber aufrichtige Augen und ein kräftiges Gesicht. Er sah irgendwie solide aus, was Paul und mir gefiel, ein junges Mädchen aber vielleicht weniger ansprach. Zumindest mochte Tony ihn aber gern. Sie interessierte sich brennend für seine Farm, insbesondere für das Fohlen. Vielleicht, so dachte ich in meiner Einfalt, würde sie das zusammenbringen.
    Peter machte einen leicht erschrockenen Eindruck, als er Tante Kate vorgestellt wurde, wie ich sie nun nennen durfte. Man sah heutzutage nicht oft einen Menschen wie sie, und Bestürzung war wohl häufig die erste Reaktion eines Mannes. Aber dann kam ein trockener, kurzer Kommentar, und man sah Humor und Herzlichkeit in dem einfachen Gesicht. Tony hatte das sofort entdeckt und war ganz ungezwungen wie bei allen Leuten, die sie mochte. Sie küßte die verwitterte, knochige Wange und sagte: »Meine Gute, warum trägst du keinen Kneifer, dann würdest du Tantchen noch übertreffen.«
    Kate, die Miss Adams noch nicht kennengelernt hatte, sah erstaunt aus, darauf sagte Larry: »Am Montag machen wir einen Besuch im Laden, und dann wirst du sehen, daß ihr vom selben Schlag seid.« Aber das heißt nicht, daß sie einander mögen werden, dachte ich. Gewiß hatten sie eine oberflächliche Ähnlichkeit, dasselbe Funkeln in den Augen, die Zuneigung zur Jugend und den Humor, den man erst nur ahnen kann. Aber das war auch schon alles. Miss Adams war vielleicht Ende fünfzig, aber sie war elegant und ging mit der Zeit. Sie hatte nichts von einer enttäuschten alten Jungfer. Sie hatte alles andere als ein abgeschlossenes, langweiliges Leben geführt, zu dem Kate Fletcher verdammt gewesen war. Sie hatte jeden Tag ihres Lebens im Hinterland genossen, machte einen Erfolg aus einem entlegenen Geschäft und war die Freundin und Vertraute des halben Bezirks. Ihr Leben war erfüllt und glücklich. Sie hatten wohl beide ein weiches Herz in der harten Schale, aber gerade diese Ähnlichkeit könnte eine Freundschaft zwischen ihnen verhindern. Ich hoffte es jedoch nicht, denn sie würden gute Verbündete abgeben.
     
    Tony war ganz begeistert von dem Fohlen. »Es ist herrlich, ganz wackelige Beine und ein herrlicher Kopf. Nicht ein weißes Haar. Peter, das gibt ein erstklassiges Rennpferd.«
    »Ein guter Ackergaul ist mir lieber. Ich will keine Rennen gewinnen.«
    »Oh, sei doch nicht so langweilig. Denk doch nur an seinen Stammbaum. Warum hast du so viel Geld ausgegeben, wenn du es gar nicht ausbilden willst?«
    Aber Peter sagte nur: »Eine gute Aufzucht kann nicht schaden. Aber für Rennen habe ich nichts übrig.«
    Als er gegangen war, seufzte Tony ungeduldig. »Am liebsten würde man Peter doch mal kräftig durchschütteln. O ja, ich weiß, daß er ein guter Kerl ist, aber er erinnert mich an dieses Bauernomelett, über das sich Paul so aufgeregt hat, als du weg warst.«
    Tony war keine gute Köchin, und während meiner dreitägigen Abwesenheit war ihr, wie Paul erzählte, irgendwie ein Bauernomelette gelungen, das dann die ausschließliche Nahrung darstellte. Sie fuhr fort: »ich fand es schrecklich nörglerisch von Paul. Ein Bauernomelette ist so gut und so sicher und verläßlich, genau wie Peter.« Ich seufzte. So sprach man nicht von jemandem, in den man verliebt war.
    Es war albern von mir zu bezweifeln, daß Tantchen und Kate miteinander

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