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Geloescht

Geloescht

Titel: Geloescht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teri Terry
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nicht.«
    Der Junge lächelt immer noch – entweder hört er nicht zu oder er versteht nicht, was wir sagen. Er ist älter als ich, vielleicht 15 oder 16.
    Â»Diesmal versuchen wir es zusätzlich zu dem üblichen Schmerzmittel noch mit Kokain: altmodisch, aber gut. Es ist heutzutage schwer zu bekommen, doch wir haben welches aufgetrieben.«
    Â»Streck deinen Arm aus«, befiehlt er dem Jungen, der gehorcht und seinen Arm auf den Tisch legt. In diesem Augenblick entdecke ich die Säge: Sie ist auf das Handgelenk des Jungen ausgerichtet.
    Â»Sie wollen doch nicht …«, beginne ich zu protestieren. Ich hasse Blut. Ich hasse den metallischen Geruch, die Farbe, die Zähflüssigkeit … Mein Inneres beginnt sich zu drehen und ich halte mich mit einer Hand am Tisch fest. Mein Mageninhalt ist auf dem Weg nach oben.
    Er schüttelt mich und brüllt los: »Wer bist du?« Plötzlich hört der Schwindel auf. Ich bin ruhig und beobachte alles. »Du musst an deiner Selbstkontrolle arbeiten. Du willst sie doch nicht rauslassen, oder?«, sagt er mit drohender Stimme.
    Â»Nein, diese jämmerliche Heulsuse.« Ich stehe auf.
    Â»Braves Mädchen. Und nein, ich schneide ihm nicht die Hand ab. Obwohl das ein interessantes Schmerzexperiment wäre.«
    Er krempelt den Ärmel des Jungen hoch und ein dünnes Metallband wird sichtbar. Wie eine Uhr, aber sie zeigt nicht die Zeit an.
    Â»Ist das … ist er …«
    Â»Das ist ein Levo und er ist geslated worden.« Er dreht am Handgelenk des Jungen und richtet die Kette des Geräts so aus, dass sie im rechten Winkel zu einem Spalt auf dem Metalltisch liegt. »Die Säge hat eine Diamantspitze. Nur damit kann man durch dieses Metall schneiden. Glaub mir, wir haben alles ausprobiert: Kälte, Hitze, Chemikalien, alle möglichen Schneidegeräte. Aber eine altmodische Diamantsäge funktioniert am besten.«
    Er zieht sich eine Schutzbrille über. »Tritt einen Schritt zurück, es könnten Splitter fliegen.« Er legt einen Schalter um, die Säge dreht sich und heult auf. Er drückt sie herunter, zum Levo.
    Der Junge beobachtet alles mit großen, inzwischen unsicheren Augen. Dann blickt er mich an. Die Säge erreicht das Levo und fräst sich kreischend in das Metall, sodass Funken fliegen. Und in diesem Augenblick fängt der Junge an zu schreien …
    Ein heftiger Schmerz fährt in meinen Arm. Ich schlage um mich, aber merke bald, dass es nur das verhedderte Bettzeug ist, das mich festhält. Das Einzige, was hier in der Dunkelheit glüht, sind Sebastians Augen.
    Ich knipse die Nachttischlampe an. Sebastians Fell ist aufgestellt, steht von seiner Wirbelsäule bis zu seinem Schwanz steil nach oben. Auf meinem Arm entdecke ich eine Reihe von Kratzern: Sebastians Attacke hat mich aufgeweckt. Der Schmerz war gar nicht Teil meines Traums. Das ist das zweite Mal, dass mich Sebastian kurz vor einem Blackout ins Hier und Jetzt zurückgeholt hat.
    Â»Danke fürs Wecken, mein Kätzchen«, flüstere ich. Als ich ihn streichle und sein Fell glatt streiche, lässt er sich wieder neben mir nieder. Er rollt sich zusammen, um zu schlafen, aber ich lasse das Licht an, weil ich mich vor der völligen Dunkelheit um mich herum fürchte.
    Geht meine Fantasie mit mir durch, oder sind die Traumbilder Erinnerungsbruchstücke, die ich eigentlich gar nicht haben dürfte? Wohin gehe ich in meinen Träumen?
    Irgendein Instinkt sagt mir, dass beides zutrifft. Mein Traum-Ich wusste nicht, was Levos sind, oder nur auf eine abstrakte Art. Und es hat auch nicht erkannt, dass der Junge geslated war, obwohl es offensichtlich war. Aber es gibt eine unmissverständliche Botschaft.
    Ich muss Ben aufhalten.

»Wir müssen los!«, ruft Mum die Treppe hoch.
    Aber als ich unten ankomme, wartet sie an der Tür auf mich, ohne sie zu öffnen.
    Â»Ist alles in Ordnung?«
    Ãœberhaupt nichts ist in Ordnung, und wenn ich ihr von meinen Problemen erzählen könnte, wüsste ich nicht einmal, wo ich anfangen sollte. Stattdessen werfe ich einen Blick auf die Uhr neben der Tür. »Ich komme zu spät zur Gruppe, wenn wir jetzt nicht fahren.«
    Sie zögert noch einen Augenblick und greift dann nach der Klinke. »Weißt du, Kyla, vielleicht könnte ich dir helfen, wenn du mir sagen würdest, was los ist. So wie du hier in den letzten paar Tagen herumhängst, ist es

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