Gemeinsam stark in Virgin River (German Edition)
seid vorsichtig. Und bitte hört auf mich – keine weiteren privaten Nachforschungen. Ein kleiner Fehler, und er könnte merken, was ihr vorhabt und uns alles verderben.“
„Was verderben?“, fragte Ellie.
„Es gibt nur wenige Gründe für einen Identitätsdiebstahl, Ellie. Dazu gehört zum Beispiel, dass man vom Bankkonto des Opfers profitieren könnte. Ein anderer Grund ist, zu verschleiern, wer man wirklich ist, weil das wirkliche Ich möglicherweise etwas Ungesetzliches getan hat. Und weil Dr. Gunterson bisher noch nicht bemerkt hatte, dass man ihm seine Identität gestohlen hat, vermute ich mal, dass es hier nicht um sein Bankkonto geht. Ich nehme an, Arnie hat ein Vorleben. Er hat irgendwo etwas angestellt und musste untertauchen. Falls er sich versteckt, versteckt er sich womöglich vor der Polizei. Und falls er sich vor der Polizei versteckt, sucht sie ihn vielleicht per Haftbefehl. Und falls ein Haftbefehl vorliegt, würde es unserem Fall sehr nützen, wenn man ihn einsperrt.“ Brie schaute Ellie fragend an. „Alles klar?“
„Wow“, sagte Ellie. „Ich hätte es
wissen
müssen. Wenn er wirklich ein Verbrecher ist, hätte ich das doch wissen müssen, oder?“
Brie schüttelte den Kopf. „Die Frage kann ich dir nicht beantworten, Ellie. Ich habe ein paar Jahre bei einem Staatsanwalt in Sacramento gearbeitet, wo wir Fälle wie diesen strafrechtlich verfolgt haben. Ich habe eine Menge intelligenter Frauen kennengelernt, die Opfer von manipulativen Männern geworden waren, ebenso wie kluge Männer, die von cleveren, unehrlichen Frauen betrogen wurden. Er ist ein Betrüger, aber du hast dich damals in einer schwierigen Lage befunden und warst sehr anfällig. Betrüger riechen so etwas zehn Kilometer gegen den Wind. So traurig es klingt, aber das ist in der Welt des Strafrechts einfach ein ganz bekannter Mechanismus.“
„Können wir das irgendwann hinter uns lassen?“, fragte Ellie. „Ich darf nicht mal darüber nachdenken, wie meine Kinder in den kommenden Jahren damit fertigwerden sollen!“
„Ich glaube, dass wir große Chancen haben, den Fall mit strafrechtlichen Mitteln in den Griff zu bekommen. Falls du Arnie siehst oder von ihm hörst, ruf mich sofort an. Ich gebe dir auch meine Privatnummer.“ Sie beugte sich über den Schreibtisch und schrieb sie auf die Rückseite einer Visitenkarte. „Ich habe dir auch Mikes Pagernummer aufgeschrieben. Und danach rufst du sofort 911 an. Hast du das verstanden?“
„Ja.“ Ellie nahm die Karte.
„Und nun“, sagte Brie und entspannte sich sichtlich. „Habt ihr nicht noch eine Kirche zu restaurieren und eine Hochzeit für Shelby und Luke zu organisieren oder andere wichtige Dinge zu erledigen?“
„Haben wir“, sagte Ellie lächelnd.
„Dann mal los. Wenn ich etwas über deinen Exmann herausfinde, melde ich mich.“ Brie lächelte nun ebenfalls. „Hab noch ein wenig Geduld. Ich tue, was ich kann, um diese Geschichte für dich zum Abschluss zu bringen.“
Als das Wochenende kam, hatten Vanessa, Paul und die Kinder bereits drei Tage in Grants Pass verbracht. Während Vanni jeden Tag ins Pflegeheim fuhr, um Roberta Bradford zu besuchen, verbrachte Paul eine Menge Zeit mit seinem Vater und seinen Brüdern im Firmensitz von Haggerty Construction. Außerdem hatten sie sich wegen der Adoption ein paar Mal mit Scott Hanson getroffen. Normalerweise war die Ausfertigung aller nötigen Papiere eine teure Angelegenheit, aber weil Terry für Scott Hanson gearbeitet hatte und die Hansons Hannah zufällig sehr gerne mochten, bekamen sie einen Sonderpreis. Hanson berechnete den Haggertys nur die Grundkosten und bat darum, Hannah ab und zu sehen zu dürfen.
Eine gute Nachricht war auch, dass Roberta Bradford nicht unmittelbar vom Tode bedroht war. Sie war zwar behindert, und ihr Zustand würde sich auch nicht mehr ändern, aber solange sie nicht krank wurde oder sich eine Infektion zuzog, konnte sie noch eine Weile bei ihnen bleiben. Lang genug, um ihre Enkelin noch oft zu sehen und Informationen über ihre Familie zu liefern.
Paul hatte den größten Teil des Tages mit seinen Brüdern draußen verbracht, um sich die aktuellen Gebäudeprojekte anzusehen. Als er nach Hause zurückkehrte, fand er seine Mutter in der Küche beim Teigkneten.
„Hallo, Mama.“
„Mein Liebling“, sagte sie und hob ihre mit Mehl bedeckten Hände. „Sei ganz leise. Vanessa und die Babys sind erschöpft. Dieses Herumgerenne, die Besuche, die vielen Erledigungen … sie
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