Gemeinsam stark in Virgin River (German Edition)
desinfiziert worden. Sie hatte die Schränke ausgewaschen und die Türen zum Lüften offen stehen lassen. Die wenigen Küchenutensilien, die es noch gab, hatte sie gespült und zum Trocknen in ein Trockengitter gestellt, das sie irgendwo gefunden haben musste. Alle vier Abwaschbecken waren blitzblank, und die Armaturen glänzten. Der Raum sah zwar nicht aus wie neu, aber frisch und sauber und fertig zum Streichen der Wände und dem Auslegen des neuen Bodens.
Sie wrang den Mopp aus, richtete sich auf, wischte sich die Stirn trocken und schob sich eine Locke zurück, die ihr über die Augen gerutscht war. Dann blies sie sich kühle Luft zu, bis die Locke sich im Lufthauch bewegte. „Lassen Sie mich raten?“, sagte sie. „Sie haben mich Scheiße sagen hören. Sorry. Ich versuche, nicht mehr zu fluchen. Aber ich wette, dass Sie auch Scheiße gesagt hätten, wenn Ihnen ein Eimer Dreckswasser auf dem frisch geputzten Boden umgefallen wäre.“
Er lachte und schüttelte nur den Kopf. „Vielleicht. Hier drinnen sieht es richtig gut aus, Ellie. Wer hätte gedacht, dass Sie mit diesen langen, blau-glitzernden Fingernägel zu so etwas in der Lage sind?“
„Ich dachte, dass Sie mit sauber machen auch sauber machen meinten. Also habe ich alles sauber gemacht.“
„Es sieht fantastisch aus. Jetzt sind Sie sicher hungrig. Es ist schon nach eins.“
Sie machte ein seltsames Gesicht, als ob ihr gerade eingefallen wäre, dass sie etwas vergessen hatte. Dann fuhr sie einfach mit dem Wischen fort. „Nö, ich glaube nicht, dass ich etwas essen könnte. Ich habe mich gestern mit einer großen Pizza vollgestopft und bin immer noch pappsatt.“
„Ich gehe nach nebenan und besorge mir ein Sandwich. Kommen Sie doch mit.“
„Nö, gehen Sie ruhig. Ich mache das hier noch fertig. Wenn ich einen guten Job mache, dann lassen Sie mich vielleicht früher gehen oder so. Ich muss mir noch ein neues Zimmer suchen.“
„Sie können gehen, wann immer Sie genug haben – Sie haben schon tolle Arbeit geleistet. Ich versuche schon seit Wochen, des Drecks hier Herr zu werden, und jetzt sieht es so aus, als hätten Sie das im Nullkommanix geschafft.“
Sie straffte den Rücken und schob sich die Locke aus der Stirn. Ihr Hals und Oberkörper wirkten verschwitzt, was sie noch attraktiver aussehen ließ. Sie lächelte ihn beinahe schüchtern an. „Ich habe schon oft in Bürogebäuden geputzt und manchmal auch in Privathäusern – für ein bisschen Geld nebenbei. Das war einer meiner vielen Zweitjobs. Ich glaube, das stand nicht auf meiner Liste.“
„Im Lebenslauf“, korrigierte er sie und verfluchte sich noch im selben Augenblick für seine Arroganz. Warum akzeptierte er sie nicht einfach so, wie sie war?
„Lebenslauf“, verbesserte sie sich. „Ich hab da ein paar gute Tipps von ein paar Frauen bekommen, die viel mehr Erfahrung damit hatten als ich. Sauber ist gut. Sauber und schnell bedeutet mehr Geld.“
Er lachte aufrichtig erfreut. „Sie waren schon direkt an der Front“, stellte er mit wirklicher Hochachtung fest. „Kommen Sie – ich lade Sie zu einem Sandwich ein. Falls Sie nicht viel Hunger haben, macht der Preacher Ihnen auch nur ein halbes, aber heute ist Ihr erster Arbeitstag, und da lade ich Sie ein. “
3. KAPITEL
F ür jemanden, der sich am Vorabend mit Pizza vollgestopft hatte, schien Ellie wenig Probleme zu haben, ein großes Sandwich mit Hühnchen und Kartoffelsalat zu verdrücken. Noah bezweifelte die Geschichte mit der Pizza. Er räumte die Teller ab und brachte sie an die Theke zurück. Bei seiner Rückkehr sagte er: „Jack bringt uns gleich noch Schokoladenkuchen.“
Sie legte die Hände auf ihren flachen Bauch. „Oh, Mann, ich kann nicht …“
„Nur ein, zwei Happen“, sagte er. „Also – Sie sagten, Sie sind mit Kirchenliedern groß geworden. Erzählen Sie mir mehr davon. Ich meine natürlich, nur, wenn Sie wollen.“
„Klar erzähle ich Ihnen davon. Ich bin bei meiner Großmutter aufgewachsen. Sie war so süß – Sie hätten sie bestimmt gemocht. Meine Mutter war nicht … ist nicht … besonders beständig. Als ich geboren wurde, war sie ziemlich ratlos. Deshalb hat meine Großmutter das mit meiner Erziehung übernommen. Meine Mutter verließ das Haus, und ich bin bei meiner Oma geblieben. Als ich sieben war, brachte sie mir Klavier spielen bei. Auf einem echten alten Klavier, das so ungefähr das einzig Wertvolle in ihrem Haus war. Und es gab einen Nachbarn, der es stimmte. Oma
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