Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)
zugucken.”
„Und nach dem Trip nach Kuala Lumpur sind wir wieder in Hamburg?”
„Dann ist der Job so gut wie gelaufen. Simin wird die Müllpressen einschalten, den Zündschlüssel übergeben und in Rente gehen.
„Die Zündschlüssel?” Lea wunderte sich über seinen lässigen Slang.
„Codes. Ohne ihre Verschlüsselungszertifikate laufen die Büchsen nicht. Sie ist die beste Kryptologin, die ich kenne.” Das machte klar, warum Simin Navid für Nordamerika, Europa und China so wichtig war. Sie hütete die Verschlüsselungszertifikate, ohne die die Steuerungssysteme der Rekonfigurationsanlagen nicht laufen würden. „Egal. Ich mach dann erst mal Urlaub und lass in London die Puppen tanzen.”
„Du wirst niemals eine Frau bekommen, für die du nicht bezahlst!”, sagte eine weibliche Stimme mit chinesischem Akzent. Eine schlanke Asiatin mit langen glatten Haaren gesellte sich zu ihnen.
„Lea, das ist Kim. Es gibt Gerüchte, dass sie bereits für eine Frau gehalten wurde.”
Kim schüttelte mit einem Lächeln den Kopf. „Und vermutlich auch nie erwachsen werden.”
„Hallo Kim.” Die Chinesin nickte. Der Geheimdienst aus dem Reich der Mitte war also auch an Bord „Du kennst meine Aufgabe?”
„Ja.”
„Gut. Du bist ab jetzt Simins Schatten, ich brauche dich immer an ihrer Seite!”
„Bei dem Dreier würde ich auch gerne Mäuschen spielen.” Noam konnte es nicht lassen.
„Danach müsste ich dich töten!” Kim warf ihm eine spöttische Geste zu. Lea konnte es sich noch nicht erklären, aber der Umgangston war ihr eine Spur zu locker. Weder Jäger, noch Noam oder Kim wirkten beunruhigt. Dabei starben Personenschützer meist gemeinsam mit ihren Klienten. Würde sie ihnen im Ernstfall trauen können?
„Sind Sie Lea Alexander?” Ein junger Mann mit Sommersprossen stand plötzlich vor ihr.
„Ja, und wer sind Sie?”
„Das ist Peter. Er mag keine Frauen, stimmt’s Peter?”, frotzelte Noam den Amerikaner, der nicht auf ihn reagierte.
„Peter Norrington, Kommunikation, hier ist Ihr neues Handy!”
„Was stimmt denn mit meinem alten nicht?”
„Schalten Sie es aus. Das Gerät ist nicht sicher. Alles andere läuft über das Netz, ich werde Sie mit taktischen Informationen versorgen.” Er drehte sich grußlos um und verließ den Raum. Ein seltsamer Kautz.
„Ist der immer so?”, fragte Lea. Kim und Noam nickten. „Peter ist noch humorloser als Jäger!”, fügte Noam noch hinzu.
Lea störte sich nicht daran, die Amerikaner nur in der zweiten Reihe zu wissen. Und was sie mit Noam und Kim anfangen sollte, würde sich noch herausstellen. Und das hoffentlich nicht im falschen Moment.
„Ok. Gibt es noch was?”, fragte Lea abgelenkt und schaltete das neue Smartphone ein. Die Kamera fokussierte automatisch ihre Retina, die Netzhaut ihres linken Auges, bevor sich das Gerät von ihr benutzen ließ.
„Leon ist noch unterwegs. Ihn wirst du später kennenlernen. Er ist für die Aufklärung zuständig.” Nach dem Scan ihrer Augen erschien das Display mit Nachrichten und Berichten von Analysten. „Das wär’s.”
„Gut. Ich bin jetzt wieder bei Simin”, sagte Lea abgeklärt und ließ die beiden allein.
Das war also ihr Team: Felix Jäger, BND, ein professioneller Bürokrat; Noam Gallager, MI6, ein Casanova; Kim, Ministerium für Staatssicherheit der Volksrepublik China und Peter Norrington, ein Nerd vom CIA. Und zu guter Letzt Leon vom französischen DGSE. Lea wollte sich noch kein abschließendes Bild von ihnen machen, die nächsten Tage würden zeigen, was sie wert waren.
Was sie aber immer noch nicht verstehen konnte: warum war Lea Alexander dabei? Was bewog Simin Navid, nach ihr zu verlangen? Das sollte sie so schnell wie möglich herausfinden, dann hätte sie vielleicht eine kleine Chance die nächsten Tage zu überleben.
***
Alles im grünen Bereich
Paranoia war in diesem Business keine Krankheit, sondern eine lebensverlängernde Charaktereigenschaft. Lea hatte sich noch länger mit Simin unterhalten, sie sprachen über Kinder, Allah, Rezepte für Weihnachtsplätzchen und die eine oder andere Anekdote aus Simins Alltag. Das Leben im Mittelpunkt der weltweiten Aufmerksamkeit war der pure Wahnsinn. Simin Navid war gebildet, weltoffen, liberal und dabei doch stets ihren muslimischen Wurzeln treu verbunden. Eine beeindruckende Frau, die es geschickt verstand mit ihrem Gesprächspartner eine Wellenlänge zu finden, ohne ihre Überlegenheit auszuspielen. Natürlich war Lea
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