Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
Vom Netzwerk:
lieber als mich, Cassy, Eudora oder Sophy, weil sie dir alle
Arbeiten abnahm und dir vorheuchelte, es mache ihr gar nichts aus, wenn du ihr
mit deinen abscheulichen Kricketbällen weh tatest. Sie war eben noch ein Baby,
sonst hätte sie schon gemerkt, was für ein ekelhafter Junge du warst. Denn das
warst du, Sherry, das weißt auch du ganz genau.»
    Erregt
erklärte der Viscount mit dem Brustton der Überzeugung: «Ich kann es
beschwören, daß ich nicht halb so ekelhaft war wie die Bagshot-Mädchen. Himmel,
Bella, erinnerst du dich noch, wie die kleine falsche Katze Sophy zu ihrer
Mutter lief und uns alle vertratscht hat?»
    «Mich
nicht», sagte Miss Milborne kühl. «Denn über mich gab's nichts zu tratschen.»
Da sie aber bemerkte, daß ihre Laune, sich in der Vergangenheit zu ergehen, den
Viscount angesteckt hatte, und da ein merkwürdiger Glanz in seinen Augen sie warnte,
es könnten für sie äußerst unerwünschte Erinnerungen in seinem Gedächtnis
auftauchen, beeilte sie sich, ihn in die Gegenwart zurückzurufen. «Natürlich
weiß ich, daß das nichts zu bedeuten hat. Der wahre Grund ist, daß wir nicht
zueinander passen würden, Sherry, ich bin tief ergriffen über die Ehre, die du
mir erwiesen hast, aber ...»
    «Laß diesen
Blödsinn!» unterbrach sie ihr Freier. «Ich kann beim besten Willen
nicht einsehen, warum wir nicht außerordentlich gut miteinander auskommen
sollten. Hier hast du mich, Bella, wie verrückt in dich verliebt – und ich gebe
dir mein Wort, daß ich mich deinethalben zu Tode gräme! Nein, mein liebes
Kind, ich scherze durchaus nicht! Stulz hat es festgestellt, als er mir für
diesen Rock Maß nahm.»
    «Ich
glaube, Mylord», sagte Miss Milborne steif, «wenn Sie abgemagert sind, dann
ist das Leben, das Sie führen, weit eher dafür verantwortlich. Ich schmeichle
mir durchaus nicht, die Ursache zu sein.»
    «Also, da
hört sich wirklich alles auf!» rief Seine Lordschaft ungehalten. «Ich wüßte
gerne, wer mich so vertratscht hat!»
    «Niemand
hat dich vertratscht. Ich spreche nicht gern darüber, aber du wirst zugeben
müssen, daß deine Eskapaden kein Geheimnis sind. Und ich muß sagen, Sherry, ich
glaube, wenn du mich wirklich so liebtest, wie du behauptest, dann würdest du
dir doch ein bißchen Mühe geben, mir etwas zu Gefallen zu tun!»
    «Mühe
geben, dir etwas zu Gefallen zu tun! Bemühen – nein, bei Gott, Bella, das ist
zuviel! Wenn ich bedenke, wie ich dir im Almack den Hof gemacht habe und Abend
für Abend meine Zeit damit vergeudet habe ...»
    «Um mich
frühzeitig zu verlassen und in eine der abscheulichen Spielhöllen zu gehen»,
warf Miss Milborne ein.
    Der
Viscount hatte soviel Anstand zu erröten, er sah sie aber mit funkelnden Augen
an und sagte grimmig: «Bitte, Miss, wollen Sie mir vielleicht sagen, was Sie
von Spielhöllen wissen?»
    «Ich bin so
glücklich, sagen zu können, daß ich gar nichts über sie weil, außer, da Sie
sich ständig in einer von ihnen aufhalten, was alle Welt weil. Und das kränkt
mich ungemein.»
    «Ach, was
du nicht sagst!» brachte Seine Lordschaft hervor, alles eher denn erfreut über
diesen Beweis der Besorgnis seiner Angebeteten.
    «Ja», sagte
Miss Milborne, und die beglückende Vision eines Viscount erschien vor ihrem
geistigen Auge, der sich, durch seine Liebe zu einer edlen Frau bekehrt, vom
Pfade des Lasters abwandte. Sie erhob ihre schönen Augen zu seinem Antlitz und
sagte: «Vielleicht sollte ich nicht darüber sprechen, aber – aber du hast eine
Charakterschwäche gezeigt, Sherry, einen – einen Mangel an Prinzipien, die es
mir unmöglich machen, deinen Antrag anzunehmen. Ich will dir nicht weh tun,
aber die Gesellschaft, in der du dich bewegst, deine Verschwendungssucht, deine
wilden hemmungslosen Exzesse müssen jedes zartfühlende Mädchen daran hindern,
dir ihre Hand zu reichen.»
    «Aber,
Bella!» protestierte Seine Lordschaft entsetzt. «Du lieber Gott, mein liebes
Mädel, das wäre doch alles eine Sache der Vergangenheit! Ich würde dir ein
ausgezeichneter Gatte sein. Ich schwöre es! Ich habe nie eine andere Frau
angesehen ...»
    «Nie eine
andere Frau angesehen? Sherry, wie kannst du? Mit meinen eigenen Augen sah ich
dich im Vauxhall mit dem vulgärsten, verabscheuungswürdigsten ...»
    «Ich meine
natürlich, was eine Ehe betrifft!» sagte der Viscount hastig. «Das war doch
nichts – das hat überhaupt nichts zu bedeuten. Hättest du mich nicht dazu
getrieben, mich zu zerstreuen ...»
    «Blödsinn!»
sagte

Weitere Kostenlose Bücher