Geraubte Herzen
Boston noch gibt. Er ist schon seit vierzig Jahren im Geschäft.«
»Ein Auftragsdienst.« Mr. Givens runzelte die Stirn. »Interessant. Wie hat so etwas sich halten können?«
»Sie wenden sich an Leute, die mit einem menschlichen Wesen zu tun haben möchten, an kleine Unternehmer, die den Anschein erwecken wollen, als hätten sie eine Sekretärin, und an Technikfeinde wie Sie.« Constance berührte das schlichte Telefon auf seinem Schreibtisch. »Das Einzige, was Sie brauchen, ist das hier. Ich habe die Nummer des Auftragsdienstes vor der Ihrer Eltern einprogrammiert und nach dem Notruf. Sie brauchen nur auf den Knopf zu drücken und dranzubleiben.« Constance machte es ihm vor.
Über den Lautsprecher war der Wählton zu hören, und eine Frau meldete sich. »Auftragsdienst«, sagte sie mit einer Stimme, die Meredith auf der Stelle mochte.
»Hallo, Hope, hier ist Mrs. Farrell.«
»Mrs. Farrell, Sie sind noch nicht abgereist?« Meredith hörte eine Spur Südstaaten heraus, aber vielleicht lag es auch daran, dass Hope langsam sprach, als genösse sie die Unterhaltung.
»Ich zeige Mr. Givens, wie er seine Anrufe abfragen kann«, sagte Constance.
»Gut.« Hopes Tonfall wurde kühl und effizient. »Derzeit sind keine neuen Nachrichten da. Gibt es sonst etwas, das ich für Sie oder Mr. Givens tun kann?«
»Ich habe auch Mrs. Spencer hier«, sagte Constance. »Sie ist vorübergehend als Sekretärin für Mr. Givens tätig. Sie werden auch mit ihr zu tun haben.«
»Hallo, Mrs. Spencer.« Hopes warmer, einladender Ton war zurück. »Ich freue mich darauf, mit Ihnen zu sprechen.«
Meredith ertappte sich dabei, wie sie das Telefon anlächelte. »Das wäre sehr schön.«
»Das wäre dann wohl alles«, sagte Constance.
»Gute Reise, Mrs. Farrell, und bringen Sie etwas von
dem schönen Wetter mit zurück«, sagte Hope. »Versprochen?«
»Versprochen.« Constance legte auf und lächelte ebenfalls.
Mr. Givens lächelte nicht. Er starrte das Telefon mit jener rätselhaften Reglosigkeit an, die Meredith erschaudern ließ.
»Sehen Sie, Mr. Givens. Es ist ganz einfach«, sagte Constance. »Ich habe Griswald angewiesen, den Auftragsdienst auf Ihrem Telefon zu Hause auf denselben Knopf zu legen.«
»Sie war kurz angebunden«, sagte Mr. Givens. »Sie hat sich, noch bevor sie mit mir gesprochen hat, entschlossen, mich nicht zu mögen.«
»Üblicherweise warten die Leute damit etwas länger«, sagte Constance trocken. »Hope ist charmant und sehr sympathisch.« Sie besann sich. »Sie ist effizient. Sie werden mit ihr zufrieden sein. Rufen Sie sie an, sobald Sie zu Hause sind.«
»Das werde ich.« Er nickte. »Hope.«
2
Zack warf seinen Mantel auf einen Sitz im Fond der Mercedes-Stretchlimousine. »Hallo, Coldfell, wie war Ihr Tag?«
»Sehr gut, Sir.« Coldfell hielt die Tür auf. »Danke, Sir.«
Coldfell, stellte Zack fest, wirkte distanziert, als kenne sie ihn kaum, und das, obwohl sie ihn schon seit zehn Jahren fuhr. Jasons Worte kamen ihm wieder in den Sinn. Aus dir ist ein herzloser Schweinehund geworden. Zack hätte die Bemerkung unter »irrelevant« abgelegt, wäre sie nicht
von Jason gekommen. Sie kannten einander seit dem College, Jason hatte es verdammt ernst gemeint - und sie hatten eine Wette abgeschlossen. Ein dumme Wette, aber nichtsdestotrotz eine Wette.
Also gut. Coldfell würde Zacks erster Prüfstein sein, dass er nicht herzlos, sondern durchaus freundlich zu seinen Mitmenschen war. Beim Einsteigen sah er auf dem Beifahrersitz Bücher liegen. »Was lesen Sie da, Coldfell?«
Coldfell sah ihn an, als spräche er in einer fremden Sprache. »Sir?«
»Was lesen Sie gerade?«
» Echte Männer und warum sie unter Bindungsängsten leiden , Sir.« Coldfell machte die Tür zu und ging zum Fahrersitz. Coldfell war vierzig Jahre alt, klein, schlank, von chinesisch-mexikanischer Abstammung und sah nicht im Mindesten wie eine Fahrerin aus. Sie sah auch nicht wie ein Bodyguard aus, aber genau das war sie; darauf trainiert, zu fahren, ihren Fahrgast zu schützen und falls nötig zu schießen.
Zack fühlte sich ungemein wohl mit ihr, und jetzt ließ er die Scheibe zwischen dem Fond und dem Fahrersitz hinunter. »Ich dachte, Sie seien verheiratet. Ich habe Ihnen doch ein Hochzeitsgeschenk geschickt?«
»Ich war verheiratet. Die Sauciere war wunderbar, danke. Aber das war vor acht Jahren. Inzwischen bin ich geschieden.«
»Seit wann?«
Coldfell lächelte ihn über den Rückspiegel so wild und zähnefletschend an,
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