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Geschichte der O und Rückkehr nach Roissy

Titel: Geschichte der O und Rückkehr nach Roissy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Réage
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seinen an, wortlos, sie warteten, bis Anne-Marie sprach. "Ich habe zwei, sagte Anne-Marie, wer hat eins?" Es war Colette. "Nimm O mit, sie gehört dir." Colette packte Os Arme, schloß ihr die Hände hinter dem Rücken zusammen, indem sie die Armspangen einklinkte, und schob sie vor sich her. An der Schwelle einer Fenstertür, die zu einem kleinen Seitenflügel führte, zog Yvonne, die vor ihnen herging, O die Sandaletten aus. Die Fenstertür erhellte einen Raum, dessen rückwärtiger Teil eine Art erhöhte Rotunde bildete; den ganz leicht gewölbten Plafond stützten zwei schlanke Säulen, die im Abstand von zwei Metern am Ansatz der Rundung standen. Die vier Stufen hohe Estrade bildete zwischen den beiden Säulen einen halbrunden Vorsprung. Der Boden des Rundbaus war, wie der des übrigen Raumes, mit einem roten Filzteppich ausgelegt. Die Wände waren weiß, die Fenstervorhänge rot, die Sofas, die an der Wand der Rotunde entlang standen, mit dem gleichen roten Filz bezogen aus dem der Teppich bestand. Im rechtwinkeligen Teil des Raumes war ein sehr breiter, nicht sehr tiefer Kamin und vor dem Kamin ein großes Radiogerät mit Plattenspieler, daneben Regale mit Schallplatten. Daher hieß der Raum das Musikzimmer. Es war durch eine Tür neben dem Kamin direkt mit Anne-Maries Schlafzimmer verbunden. Das Pendant zu dieser Tür war die Tür eines Wandschranks. Außer den Sofas und dem Musikschrank war das Zimmer unmöbliert. Colette setzte O auf den Rand der Estrade, die in der Mitte senkrecht anstieg, - die Stufen waren rechts und links der beiden Säulen -, die beiden anderen Mädchen schlössen die Fenstertür, nachdem sie die Jalousien ein wenig heruntergelassen hatten. O stellte überrascht fest, daß es sich um ein Doppelfenster handelte und Anne-Marie sagte lachend: "Damit man dich nicht schreien hört. Die Wände sind mit Kork belegt, man hört draußen nichts von dem, was hier vorgeht. Leg dich hin." Sie nahm sie an den Schultern, legte sie auf den roten Filz und zog sie ein Stück nach vorn; Os Hände klammerten sich an den Rand der Estrade, wo Yvonne sie an einem Ring festmachte, ihre Lenden hingen in der Luft. Anne-Marie ließ sie die Knie bis zur Brust hochziehen, dann fühlte O, wie ihr die Beine über den Kopf gezogen und nach hinten gespannt und gestreckt wurden: Gurte, die durch ihre Fußspangen gezogen wurden, befestigten ihre Beine, ein Stück höher als ihr Kopf lag, an den Säulen zwischen denen sie auf der Estrade so erhöht und ausgelegt war, daß man von ihr nur die Öffnung ihres Schoßes und der gewaltsam gespreizten Lenden sah. Anne-Marie streichelte ihr die Innenseite der Schenkel. "An dieser Stelle des Körpers ist die Haut am zartesten, sagte sie, man darf sie nicht verderben. Sei vorsichtig, Colette." Colette stand über ihr, die Füße zu beiden Seiten ihrer Taille und O sah in der Schneise zwischen den braunen Beinen die Schnüre der Peitsche, die sie in der Hand hielt. Bei den ersten Schlägen, die ihren Schoß verbrannten, stöhnte O. Colette schlug von links nach rechts, machte eine Pause, fing wieder an, O wand sich aus Leibeskräften, sie glaubte, daß die Gurte sie zerreißen würden. Sie wollte nicht um Schonung bitten, nicht um Gnade flehen. Aber Anne-Marie wußte ihren Widerstand zu brechen. "Schneller, sagte sie zu Colette, und fester." O versuchte sich zu beherrschen, aber vergebens. Nach einer Minute ließ sie ihren Schreien und Tränen freien Lauf, während Anne-Marie ihr Gesicht streichelte. "Noch einen Augenblick, sagte sie, dann ist es vorbei. Nur fünf Minuten. Fünf Minuten lang wirst du wohl schreien können. Es ist fünf vor halb. Colette, um halb hörst du auf, wenn ich es dir sage." Aber O heulte, nein, nein, bitte, sie konnte nicht mehr, nein, sie konnte diese Qual nicht eine Sekunde länger ertragen. Sie ertrug sie dennoch bis zum Ende und Anne-Marie lächelte ihr zu, als Colette von der Estrade stieg. "Danke mir", sagte Anne-Marie zu O und O dankte ihr. Sie wußte genau, warum Anne-Marie sie vor allem erst einmal hatte auspeitschen lassen. Daß eine Frau ebenso grausam und noch unerbittlicher sein kann, wie ein Mann, hatte sie nie bezweifelt. Aber O dachte, daß Anne-Marie weniger ihre Macht über sie hatte beweisen wollen, als vielmehr eine Komplizität zwischen sich selbst und O herstellen. O hatte das starre Geflecht ihrer widersprüchlichen Gefühle nie begriffen, aber sie hatte gelernt, es als eine unleugbare und wichtige Tatsache zu akzeptieren: sie liebte

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