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Geschichte der russischen Revolution Bd.1 - Februarrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.1 - Februarrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.1 - Februarrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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stellt Trotzki, den Realisten, Lenin, dem Blanquisten gegenüber. "Ohne Lenin zu akzeptieren, konnte man sich der Fragestellung Trotzkis völlig anschließen." Gleichzeitig erklärt Suchanow, daß "Trotzki zur Aktion des 10. Juni hinzugezogen worden war", das heißt zur Verschwörung zum Ziele der Machtergreifung. Indem er zwei Linien aufdeckt, wo es keine gab, kann Suchanow sich nicht das Vergnügen versagen, diese zwei Linien später in eine zusammenzuschließen, um die Möglichkeit zu haben, auch mich des Abenteurertums zu beschuldigen. Das ist eine eigenartige und etwas platonische Revanche für die getäuschten Hoffnungen der linken Intelligenz auf einen Zwiespalt zwischen Lenin und Trotzki.
    Auf den Plakaten, die von den Bolschewiki für die abgesagte Demonstration vom 10, Juni vorbereitet worden waren und die dann die Demonstranten des 18. Juni trugen, stand die Parole "Nieder mit den zehn Minister-Kapitalisten" im Mittelpunkt. Als Ästhet bewunderte Suchanow das schlicht Ausdrucksvolle dieser Losung, doch als Politiker bezeugt er völliges Unverständnis für deren Sinn. In der Regierung saßen außer den zehn "Minister-Kapitalisten" noch sechs Minister-Versöhnler. Auf diese unternahmen die bolschewistischen Plakate kein Attentat. Im Gegenteil, nach dem Sinn der Losung mußten die Minister-Kapitalisten durch Minister-Versöhnler, Vertreter der Sowjetmehrheit, ersetzt werden. Gerade diesen Gedanken der bolschewistischen Plakate hatte ich auf dem Sowjetkongreß ausgesprochen: Zerreißt den Block mit den Liberalen, entfernt die bürgerlichen und ersetzt sie durch eigene Pjeschechonows. Indem die Bolschewiki die Sowjetmehrheit aufforderten, die Macht zu übernehmen, hatten sie sich selbstverständlich in bezug auf die Pjesche-chonows die Hände nicht gebunden; im Gegenteil, sie verheimlichten nicht, daß sie im Rahmen der Sowjetdemokratie gegen diese einen unversöhnlichen Kampf führen würden - um die Mehrheit in den Sowjets und um die Macht. Das alles sind schließlich Abc-Wahrheiten. Nur die oben angeführten Eigenschaften mehr des Typs als der Person Sucha-nows erklären, wie dieser Teilnehmer und Beobachter der Ereignisse in einer so ernsten und gleichzeitig so einfachen Frage solch heillose Verwirrung anrichten konnte.
    Im Lichte der untersuchten politischen Episode wird jene falsche Beleuchtung begreiflicher, die Suchanow meiner Sie interessierenden Begegnung mit der Redaktion der Nowaja Schisn gibt. Die Moral meines Zusammenstoßes mit dem Kreise Maxim Gorkis drückt Suchanow in dem mir in den Mund gelegten Schlußsatz aus: "Ich sehe jetzt, daß mir nichts anderes übrig bleibt, als zusammen mit Lenin eine Zeitung zu gründen." Es ergibt sich, daß nur die Unmöglichkeit einer Verständigung mit Gorki und Suchanow, das heißt mit Menschen, die ich niemals für Politiker oder für Revolutionäre gehalten habe, mich zwang, den Weg zu Lenin zu finden. Es genügt, diesen Gedanken klar zu formulieren, um seine Unhaltbarkeit zu zeigen.
    Wie charakteristisch ist, nebenbei bemerkt, für Suchanow der Satz "zusammen mit Lenin eine Zeitung zu gründen", -als liefen die Aufgaben der revolutionären Politik auf eine Zeitung hinaus Für einen Menschen mit der kleinsten schöpferischen Einbildungskraft muß es klar sein, daß ich weder so denken, noch meine Aufgaben so bestimmen konnte.
    Um meinen Besuch beim Zeitungszirkel Gorkis zu erklären, muß man daran erinnern, daß ich Anfang Mai, mehr als zwei Monate nach der Umwälzung, einen Monat nach Lenin in Petrograd ankam. In dieser Zeit war bereits vieles g3-klärt und festgelegt worden. Ich brauchte eine unmittelbare, sozusagen empirische Orientierung nicht nur über die grundlegenden Kräfte der Revolution, die Stimmungen der Arbeiter und Soldaten, sondern auch über alle Gruppierungen und politischen Schattierungen der "gebildeten" Gesellschaft. Der Besuch bei der Redaktion der Nowaja Schisn war für mich eine kleine politische Auskundschaftung, um die Anziehungs- und Abstoßungskräfte in dieser "linken" Gruppe, die Chancen einer möglichen Abspaltung der einen oder anderen Elemente, und so weiter, kennenzulernen. Eine kurze Unterhaltung überzeugte mich von der Hoffnungslosigkeit dieses Zirkelchens spintisierender Literaten, für die die Revolution auf einen Leitartikel hinauslief. Da sie zudem die Bolschewiki der "Selbstisolierung" bezichtigten und die Schuld dafür Lenin und seinen Aprilthesen zuschrieben, konnte ich selbstverständlich ihnen nichts anderes

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