Geschichten von der Bibel
zu haben, jeden Tag nach den Wasserrationen einzurichten – ob die Kinder spielen dürfen, ob man ein längeres Gespräch beginnen soll, das womöglich mehr Energie benötigte, als gut war.
Schon begannen die ersten wieder zu murren.
»Was hat uns dieser Sieg über die Amalekiter gebracht? Nichts hat er gebracht. Gerade einen vollen Magen für ein paar Wochen. Nur damit wir spüren, wie schön es ist, satt zu sein. Daß wir trinken konnten, soviel unser Bauch aufnehmen konnte, damit wir hinterher um so böser den Durst fühlen.«
Man versammelte sich wieder vor dem Zelt des Moses. Aber Moses erschien nicht. Man rief seinen Namen. Er hörte nicht oder wollte nicht hören. Noch wagte es keiner, das Zelt des heiligen Mannes zu betreten, ohne daß er gerufen worden wäre.
Moses kniete in seinem Zelt. Gott sprach mit ihm.
Der Herr sagte: »Befiehl deinem Volk! Alle sollen ihre schönsten Kleider anziehen und sollen sich am Fuß des Berges Sinai versammeln. Ich habe Israel etwas mitzuteilen.«
»Hörst du sie schreien?« fragte Moses.
»Ich höre sie schreien«, sagte Gott.
»Wirst du ihnen Wasser und Brot geben?« fragte Moses.
»Ich will ihnen etwas viel Besseres geben als Wasser und Brot«, sagte Gott. »Ich will meinem Volk ein Gesetz geben.«
»Was nützt ein Gesetz, wenn Hunger und Durst herrschen«, sagte Moses.
»Ohne Gesetz werden Hunger und Durst nicht zu beherrschen sein«, sagte Gott.
Demütig neigte Moses sein Haupt, küßte den Boden, denn es war heiliger Boden.
»Was soll ich tun?« fragte er.
»Steig hinauf auf den Berg! Steig durch die Wolken, die den Berggipfel umhüllen! Frag nicht! Geh! Sag nicht, du seist zu alt dazu!«
Da rief Moses seinen Bruder Aaron zu sich, teilte ihm mit, was Gott gesagt hatte.
»Ich möchte, daß Hur dich begleitet«, sagte Aaron.
»Der Herr ist bei mir«, sagte Moses. »Von einer Begleitung war nicht die Rede.«
Aaron vertrieb die Menschen vor dem Zelt des Moses. Ein großes Fest stehe bevor, sagte er. Jahwe habe zu Moses gesprochen.
»Zieht eure besten Kleider an!« befahl Aaron. »Wer sich weigert, der soll sich auf der Ferse umdrehen und gehen. Wer jetzt murrt, soll nicht zum Fest geladen werden!«
Da standen die Meuterer allein da, die Menschen eilten in ihre Zelte und suchten nach schönen Kleidern, und wer keine schönen Kleider fand, der nahm, was er fand, und nannte, was er in der Hand hielt, ein schönes Kleid und glaubte auch, es sei ein schönes Kleid, und die anderen glaubten es ebenso, denn es ging ihnen nicht viel anders.
Und das Volk Israel versammelte sich am Fuß des Berges Sinai und wartete. Wartete. Wartete …
Moses machte sich auf den Weg. Er stieg auf den Berg, stieg durch die Wolken.
Und dort ist ihm Gott begegnet.
»Und nun«, sagte Gott zu Moses, »dreh dich um, dann siehst du meinen Schatten, wie er an dir vorüberzieht. Kein Mensch kann mir ins Angesicht schauen.«
Gott hat sich dem Moses offenbart. Durch die Nebelschleier hindurch meinte Moses dann doch das Angesicht Gottes zu sehen. Es kann nicht sein, sagte er sich. Aber er war zufrieden. Er war zufrieden und sagte sich, auch wenn es Einbildung ist, ist es gut, denn eine Einbildung von Gottes Angesicht ist mehr wert als jedes Bild der Welt.
Was kann darüber gesagt werden? Wie soll ein Menschenmund das je erzählen können?
Vierzig Tage war Moses oben auf dem Berg Sinai. Gott hat ihm Nahrung gegeben und hat ihm den schönsten Schlaf gegeben, der je einen Menschen erquickt hat, er hat ihm, seinem Diener, gegönnt, sein eigenes Leben zu überblicken, und er hat ihm Trost gegeben, weil so viele Jahre in diesem Leben sinnlos und leer gewesen waren, und Gott hat Moses am Ende sein Gesetz gegeben.
Gott sprach diese Worte:
»Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus. Du sollst neben mir keine anderen Götter haben. Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgend etwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde. Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott.
Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen.
Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun.
Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst.
Du sollst nicht morden.
Du sollst nicht die
Weitere Kostenlose Bücher