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Gespenstische Warnung

Gespenstische Warnung

Titel: Gespenstische Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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brauche ich mir um den Gewinn keine Gedanken zu machen.« Sie
zögerte einen Augenblick. »Eine Frage möchte ich Ihnen stellen: Sind Sie ganz
sicher, daß es eine von Sams ehemaligen Ehefrauen ist, von der diese Todesdrohung
kommt? Ich meine, ich kann mir nicht vorstellen, daß die beiden anderen ihre
Unterhaltszahlungen gern verlieren möchten.«
    »Natürlich«, sagte ich. »Aber seit
wann hat Logik etwas mit Emotionen zu tun?«
    »Na, das war mal wieder eine
tiefsinnige Bemerkung!« Ihre Stimme triefte förmlich vor Sarkasmus. »Jedenfalls
tut es mir leid, daß ich Ihnen bei der Suche nach der zukünftigen Mörderin
nicht besser behilflich sein kann.« Das war offensichtlich als Verabschiedung
gedacht, aber ich ignorierte es. »Sie sagen, Sam habe jeden Gedanken an eine
weitere Heirat in Ihnen für alle Zeiten getötet. Hat er auch den Gedanken an
einen anderen Mann in Ihnen getötet?«
    Ihre Augen waren plötzlich wachsam.
»Warum fragen Sie danach?«
    »Sie sind eine sehr attraktive Frau
und müssen in einem Hotel wie diesem doch auf eine Menge wohlbestallter
Burschen treffen. Eine Heirat mit einem von diesen Männern würde ein mehr als
angemessener Ausgleich für den Verlust der Unterhaltszahlungen sein.«
    »Danke für den Kaffee und das
Kompliment.« Sie traf Anstalten, sich zu erheben. »Ich hoffe, Sie schaffen es,
um unser aller willen, Sam am Leben zu erhalten. Wenn Sie mich jetzt bitte
entschuldigen, Mr. Holman, ich muß zurückgehen.«
    »Selbstverständlich«, sagte ich und
fuhr in einem Ton gespielten Mitgefühls fort: »Ich hoffe aufrichtig, daß Andrea
nicht allzu eifersüchtig sein wird, wenn Sie zurückkommen.«
    Ihre Augen sprühten eine Sekunde lang
schiere Mordlust, dann verschwand sie mit einer Schnelligkeit, als ob ihr eben
jemand erzählt hätte, die Boutique stünde in hellen Flammen.
    So blieb ich mit der Rechnung und dem
unbehaglichen Gefühl zurück, mir sei bei dem Gespräch ein wichtiger Punkt
entgangen. Trotzdem, so dachte ich hoffnungsvoll, zwei mögliche Mörderinnen
standen ja noch auf der Liste. Ich trank eine zweite Tasse Kaffee und zündete
mir eine weitere Zigarette an, während ich mir das, was Linda Galen gesagt
hatte, durch den Kopf gehen ließ. Die Behauptung, Sorel wolle bemuttert werden,
klang überzeugend, vor allem in Erinnerung an die abwegige Szene, in die ich am
Abend zuvor in Sorels Garderobe hineingeplatzt war. Was mich wirklich
beschäftigte, war ihre logische Frage — warum sollte eine der Exfrauen ihre
Unterhaltszahlung einbüßen wollen, indem sie die Quelle zum Versiegen brachte?
Fünf Minuten später quälte ich mich noch immer mit dieser Frage herum, ohne zu
einem Ergebnis zu kommen, als eine schlanke Blonde hereingefegt kam und sich
wie ein endlich zur Ruhe kommender Minirock-Tornado mir gegenüber auf dem
freien Stuhl niederließ.
    »Sie stinkiger Drecksack!« flüsterte
sie auf eine Weise, die dreißig Zentimeter dicke Betonwände durchdringt.
»Wissen Sie, was Sie ihr angetan haben?«
    »Vielleicht ist sie ein bißchen
ärgerlich, weil ich die Wahrheit erkannt habe?« sagte ich in beruhigendem Ton.
»So was passiert, Andrea.«
    Sie strich sich das lange Haar aus den
Augen und funkelte mich wütend an. »Sie sitzt hinten im Laden und hat einen
hysterischen Anfall. Wenn Sie auch nur halb die Wahrheit über diesen Bastard
Sorel wüßten, dann würden Sie nicht versuchen, ihn davor zu bewahren,
umgebracht zu werden; Sie würden ihn eigenhändig mit einem Gewehr erschießen.«
    »Warum?«
    »Vermutlich war es Linda zu peinlich,
darüber zu sprechen. Na, mir aber nicht!« Sie holte tief Luft, aber das änderte
nichts im geringsten an der flachen Kontur ihrer Bluse. »Sorel ist so
ichbesessen, daß er nichts freigeben kann. Ungeachtet dessen, daß er es war,
der schließlich ihre Ehe platzen ließ, betrachtet er sie nach wie vor als ein
Stück persönlichen Eigentums. Vor ungefähr drei Monaten kam er irgendwie hinter
die Sache mit Linda und mir.« Ihr Mund wurde schmal. Ihre Augen warnten mich,
ja kein Zeichen von Mißbilligung zu erkennen zu
geben, und ihre Stimme hatte einen angestrengten Unterton, als sie fortfuhr.
»Wir stehen in einer bestimmten Beziehung zueinander. Haben Sie dazu etwas zu
bemerken?«
    »Nicht das allergeringste«, sagte ich.
    »Ausgezeichnet.« Ihre maskaraumringten Augen betrachteten mich verächtlich. »Dann
wissen Sie also gelegentlich, wann Sie Ihre große Klappe zu halten haben?«
    »Sie wollten mir etwas von dem

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