Geständnis auf der Hochzeitsreise
bemerkte Carrington: „Ich denke, jeder, der dich kennt, wusste das in dem Moment, da er dich erblickte. Vor allem, als man dich mit dem hübschen kleinen Rotschopf sah.“
Darleston seufzte. „Ich vermute, es ist wohl zu offensichtlich. Aber hatte ich eine Wahl?“
„Hattest du nicht, in Anbetracht deiner Verpflichtungen“, erwiderte der Freund mit ernster Miene. „Sehen wir den Tatsachen ins Auge, Peter, du bist der begehrenswerteste Mann hier. Reich, von Adel, und die Damen finden dich ausgesprochen ansehnlich. Du kannst dir vermutlich jede Braut aussuchen.“
Darleston seufzte noch einmal. „Gott allein weiß, warum ich dich ertrage, Michael. Du hast die schreckliche Angewohnheit, ständig recht zu haben! Ah! Da kommt George. Hast du dich amüsiert?“
„In der Tat“, bestätigte Carstares. „Meine Partnerin, Miss Blackburn, war höchst charmant.“
„Du wirst in der Falle sitzen, ehe du dich versiehst“, stellte Darleston fest.
Carstares schaute ihn schockiert an. „Ich? In der Falle? Eher nicht. Ich bin, wie du weißt, ein jüngerer Sohn. Aber bei dir wird es bald so sein, Peter, jedenfalls glaube ich das. Du wirst dich im Nu verlieben und vor dem Altar stehen.“
„Liebe!“, stieß Darleston hervor. „Das ist nicht dein Ernst! Ich schwöre dir, mit diesem Unsinn bin ich fertig. Dies wird eine Vernunftehe. Solange das Mädchen gut erzogen ist, seine Pflichten kennt und nicht gerade abstoßend ist …“ Er ließ den Satz unvollendet.
Carstares und Lord Carrington sahen einander besorgt an. Es war noch schlimmer, als sie es sich vorgestellt hatten. Wie konnte der arme Kerl auf eine glückliche Verbindung hoffen, wenn er so verbittert war? Gar nicht zu reden von dem bedauernswerten Mädchen, das seinen Antrag annahm.
Nach einem Augenblick des Schweigens meinte Carstares nachdenklich: „Dann solltest du verdammt genau darauf achten, dass deiner Zukünftigen nichts an dir liegt. Schließlich willst du doch nicht irgendeiner unschuldigen jungen Frau denselben üblen Streich spielen, den man dir gespielt hat! O Himmel! Lady Sefton steuert auf uns zu.“
Die Ankunft der liebenswerten Schirmherrin, die sie zu Tisch bat, beendete die Unterhaltung, aber Carstares’ Bemerkung hatte ins Schwarze getroffen. Die Vorstellung, dass er ein naives Mädchen auf dieselbe Weise verletzen könnte, wie es ihm passiert war, gab Peter zu denken.
Obwohl er das Abendessen geistreich und liebenswürdig absolvierte, war er in Gedanken meistens woanders. Bisher war seine zukünftige Gemahlin eine abstrakte Größe gewesen. Plötzlich bekam sie menschliche Züge, obwohl ihr Gesicht und ihre Gestalt noch immer im Dunkeln lagen, wurde zu einem Wesen mit Gedanken und Gefühlen, vielleicht einem verwundbaren Herzen. George hat recht, dachte er. Ich sollte dafür sorgen, dass ihr nicht allzu viel an mir liegt, wer immer sie auch sein mag.
Zwei Tage später saß die reizende Lady Caroline Daventry in ihrem rosa Salon und sah zur Tür hin, die sich gerade hinter dem fünften Besucher an diesem Morgen geschlossen hatte. Ihre gewöhnlich gelangweilt dreinblickenden blauen Augen blitzten vor Zorn, und ihr wohlgeformter Körper bebte vor Wut. Sogar die blonden Locken, die sie auf so schmeichelnde Art aufgesteckt trug, schienen vor Erregung zu zittern. Sie hatte sich sehr beherrschen müssen, um eine böse Erwiderung zu unterdrücken, als eine weitere süßlich lächelnde Dame ihr anvertraut hatte, dass der „liebe Peter“ eine zweite Ehe erwog.
Dabei war auch sein Erscheinen bei Almack’s nicht unerwähnt geblieben, ebenso wenig sein Tanz mit Miss Ffolliot. Der Umstand, dass er ein paar Minuten mit ihren Eltern geplaudert hatte, gab Anlass zu den wildesten Spekulationen. Es kursierte sogar das Gerücht, dass Mr. Richard Winton, bis dahin der aussichtsreichste Kandidat als Bewerber um die Hand der jungen Dame, im Begriff stand, übertrumpft zu werden.
Caroline Daventry war keine Närrin. Sie war durchaus fähig, die unwahrscheinlichen Spekulationen auszuschließen, aber es blieb genug übrig, um sie zu beunruhigen. Es war ein offenes Geheimnis, dass sie während des vergangenen Jahres Darlestons Mätresse gewesen war. Niemals war ihr der Gedanke gekommen, dass er eine erneute Heirat in Betracht ziehen könnte. Er schien mit ihren Gunstbezeugungen völlig zufrieden zu sein, und sie war zufrieden gewesen mit ihrer Position als Geliebte. Aber wenn er wieder eine Frau hatte, würde die Situation sich ändern.
Sie erhob
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