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Gestern fängt das Leben an

Gestern fängt das Leben an

Titel: Gestern fängt das Leben an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Winn Scotch
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besonders. Ich   … Ich bin krank. Genau!» Mein Verstand rast. «Ich   … äh, ich bin grade erst aufgewacht und habe vergessen, anzurufen. Tut mir leid.»
    «Okay», erwidert Gene zögernd. «Aber bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?»
    Ich muss so viel aus ihm rausquetschen wie möglich, aber gerade, als ich anfangen will, ihn mit Fragen zu löchern, höre ich das Türschloss.
    «Ja, alles in Ordnung», zische ich. «Ich ruf dich nachher an.» Ich lasse das Telefon zuschnappen und schleudere es auf die Sofakissen, als hätte ich mir die Finger verbrannt. Hektisch fahre ich herum. Im selben Augenblick betritt Jack das Zimmer.
    Mir fährt ein Schock die Wirbelsäule hinauf, als hätte ich in die Steckdose gefasst. Sein Anblick allein reicht, um sämtliche Luft aus mir herauszupressen. Ich fühle, wie sich mir die Brust zusammenzieht.
    Die feuchte Juliluft hat ihm die blondgelockten Strähnen auf die Stirn geklebt, dass es wie gemalt aussieht. Um seine blauen Augen liegen dunkle Ringe, aber er sieht trotzdem verdammt gut aus. So gut, dass die Frauen auf der Straße sich nach ihm umdrehen, so gut, dass ich ihm auf einer Studentenparty ohne zu zögern meine Nummer gegeben, nein aufgedrängt habe – obwohl ich schon zu viel getrunken hatte und beileibe nicht mehr in der Verfassung war, Eindruck zu schinden. Er übrigens auch nicht.
    «Hey!» Jack wirft die Umhängetasche auf den Boden und sieht mich an. Ich starre mit offenem Mund zurück, völlig unfähig, mich zu artikulieren. Bestimmt quellen mir die Augen aus dem Kopf.
    «Hey», sagt er nochmal. Er kommt näher und näher und schließlich so nah, dass er mir einen Kuss auf die Stirn drücken kann. «Ich habe in der Agentur angerufen, aber niemand wusste, wo du steckst, also habe ich es auf deinem Handy probiert, aber da bist du auch nicht rangegangen. Ist alles in Ordnung mit dir?»
    Ich kann immer noch nicht wieder sprechen und presse nur etwas heraus, das sich ungefähr anhört wie «Jiieep».
    Jack macht einen Schritt zurück und sieht mich forschend an. «Im Ernst, Jill, was ist los mit dir?»
    «Ich   … Mir geht’s nicht gut», bringe ich heraus. «Ich bin krank.» Meine Kehle klebt wie ein Fliegenfänger. Ich bewege mich auf einen der (unsäglichen) Korbstühle zu und lasse mich niedersinken.
    «Du siehst irgendwie anders aus.» Jack legt den Kopf schief und mustert mich. «Du siehst aus, als wärst du high.» Er runzelt besorgt die Stirn. «Was geht hier vor?»
    «Krank   … Ich bin krank», wiederhole ich. «Habe geradeeinen kräftigen Schluck Hustensaft genommen. Vielleicht sehe ich deshalb so komisch aus.»
    «Was? So was gibt’s bei uns? Ich dachte, du wärst auf dem Anti-Medikamenten-Trip.» Jack bewegt sich in Richtung Bad, um nachzuschauen.
    Oh, Scheiße, stimmt ja. Das war ich wirklich. Ein Naturheilkundeunternehmen hatte meine Agentur mit einer Werbekampagne beauftragt, in der behauptet wurde, durch die richtige Ernährung ließe sich so gut wie alles heilen. Und in einem Anfall von Enthusiasmus hatte ich unser gesamtes Medizinschränkchen entsorgt.
    «Ach, weißt du, ich habe meine Meinung geändert. Ich habe schließlich das Recht dazu. Richtig?» Ich kaue an meiner Daumennagelhaut. «Ich war heute Morgen schnell draußen und hab mir was geholt.»
    Jack taucht wieder im Wohnzimmer auf. «Hoffentlich ist es nichts Ernstes. Du warst klitschnass geschwitzt, als ich heute Morgen aufgewacht bin. Dein Kopfkissen war ganz nass. Ich glaube, du hattest gestern Abend einen Kurzen zu viel. Tut mir leid, mein Fehler.» Er lacht und beugt sich zu mir, um mich auf die Stirn zu küssen.
    Ich habe keine Ahnung, was gestern Abend los war – Jack und ich waren ständig auf Partys   –, also wackle ich einfach mit dem Kopf wie ein Papagei und hoffe, dass ich überzeugend aussehe.
    «Also   … also bin ich schon da gewesen, als du aufgewacht bist?», frage ich unverblümt.
    «Süße, geh wieder ins Bett. Du phantasierst ja! Du bist jeden Morgen da, wenn ich aufstehe. Ohnmächtig und totengleich liegst du neben mir, bis dich um Punkt 7   :   45   Uhr der Wecker aus dem Tiefschlaf reißt.»
    «Interessant», murmle ich, mehr zu mir selbst.
    «Okay, also gut. Wenn es dir wirklich so schlecht geht, rufe ich Megan und Tyler an und sage fürs Abendessen ab. So wie du drauf bist, kannst du auf keinen Fall weggehen.»
    Abendessen? Abendessen mit Megan und Tyler? Ich versuche, mich zu erinnern und greife möglichst unauffällig nach meinem Filofax.

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