Gestohlene Stunden des Glücks (Julia) (German Edition)
können. Vielleicht hätte sie eine Laterne mitnehmen sollen. Doch was gab es hier außer ein paar modrigen Planken schon zu sehen?
Das alte Bootshaus stand schon ewig leer, und man musste aufpassen, dass man sich nicht verletzte. Die Tür ließ sich allerdings erstaunlich leicht und ohne zu knarren öffnen. Leise schlüpfte Fia hindurch. Früher hatte sie immer auf einem der alten Hummertöpfe gehockt und aufs Meer hinausgesehen.
Sie spürte etwas Weiches, Rutschiges unter ihren Füßen. Öl? Stofffetzen?
Als sie sich gerade danach bücken wollte, erstrahlte plötzlich der ganze Raum in goldenem Licht. Verblüfft, dass es hier elektrischen Strom gab, hob sie den Kopf und blickte staunend auf die Lichterketten mit ihren Hunderten kleiner Lämpchen an den Wänden.
Dann hörte sie ein Geräusch hinter sich und drehte sich um.
Da stand Santo, die Daumen lässig in den Gürtelschlaufen seiner Jeans verhakt. Er sah unglaublich sexy aus. „Du bist zu früh. Ich bin noch nicht ganz fertig.“
Fertig? Womit? Verwirrt sah sie sich um und bemerkte jetzt erst, wie sehr sich das Innere des Bootshauses verändert hatte.
Die ehemals rauen, ölverschmierten Planken waren abgeschliffen und lackiert worden, in der Ecke stand ein Ofen, der im Winter für wohlige Wärme sorgen würde. Es gab ein breites Sofa mit Bergen von Kissen, davor lag ein dicker Flauschteppich.
Es war das lauschigste, romantischste Plätzchen der Welt. Im Glanz der Lichterketten wirkte es wie eine verwunschene Höhle.
Fia machte einen Schritt nach vorn, und wieder trat sie auf etwas Weiches. Sie blickte zu Boden. Rosenblätter! Eine Spur roter Rosenblätter führte … nein, diesmal nicht zum Bett, sondern zu einem kleinen runden Tisch, auf dem eine mit einer Schleife verzierte Schachtel stand.
Ihr schlug das Herz bis zum Hals, als sie erst die Schachtel, dann Santo ansah.
„Mach sie auf.“ Er verharrte im Eingang, als wäre er sich nicht sicher, ob er willkommen war.
„Hast du …“ Sie sah sich um, sprachlos vor Rührung, als sie immer weitere, liebevolle Details entdeckte, wie den gemütlichen Schaukelstuhl mit Blick aufs Meer. „Hast du das alles gemacht?“
„Ich weiß, dass du unglücklich bist und dass du manchmal einen Ort brauchst, an den du dich zurückziehen kannst. Es wäre mir lieber, du würdest nicht vor mir fliehen, aber wenn du es tust, sollst du es wenigstens bequem haben.“
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Unsere Ehe funktioniert nicht.“
„Ich weiß, und das ist auch kein Wunder.“ Seine Stimme bebte. „Ich muss mich für so vieles entschuldigen. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.“
„Vielleicht erklärst du mir erst mal, was die Rosenblätter hier sollen.“
Er senkte den Blick. „Ich schäme mich immer noch, wenn ich an unsere Hochzeitsnacht denke. Ich werde nie vergessen, wie du da am Boden knietest und die Blütenblätter zusammenfegtest. Ich weiß jetzt, wie sehr ich dich damit verletzt habe.“
„Ich dachte, du wolltest dich über unsere Beziehung lustig machen, die mit Romantik nicht das Geringste zu tun hatte. Diese Rosenblätter …“
„… waren eine Farce, ja. Aber um den schönen Schein zu wahren und nicht, um dich zu verspotten. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass du es so auslegen könntest. Es war gedankenlos von mir, diese Dekoration anzuordnen. Die hier …“, er deutete auf den Teppich roter Rosenblätter auf dem Boden, „habe ich eigenhändig verstreut. Es ist nicht ganz so perfekt geworden, weil ich so etwas noch nie gemacht habe …“
„Warum dann jetzt?“ Er schien es immer noch nicht begriffen zu haben. Rosenblätter waren Romantik pur!
„Ich wollte dich zum Lächeln bringen“, sagte er leise. „Mit Luca lachst du so viel, mit mir nie, dabei liebe ich dein Lachen. In meiner Nähe bist du nervös und immer auf dem Sprung.“ Er hob in einer ratlosen Geste die Hände. „Was muss ich tun, um dich glücklich zu machen?“
Ihre Augen wurden feucht, und diesmal konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten. Ungehindert rollten sie über ihre Wangen.
Santo fluchte leise, war mit zwei Schritten bei ihr und schloss sie in die Arme. „Himmel, es ist das erste Mal, dass ich dich weinen sehe. Wenn dich die Rosenblätter stören, dann sammle ich sie wieder auf, aber bitte weine nicht! Ich gebe mir solche Mühe, aber irgendwie mache ich alles falsch.“
Fias Herz war schwer wie Blei. „Ich weiß, wie sehr du dich bemühst, aber hör auf damit. Es ist so
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