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25 Stunden

25 Stunden

Titel: 25 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Benioff
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Prolog
    Der schwarze Hund lag auf der Standspur des West Side Highways und träumte Hundeträume. Ein Stück Dreck, das linke Ohr zu Hackfleisch zerbissen, der Rumpf mit Brandflecken von Zigaretten übersät - ein Kampfhund, ausgesetzt und der Gnade der Flussratten überlassen. Verkehr donnerte vorbei: Kastenwagen mit Vorhängeschlössern an den Ladetüren, weiße Limousinen mit getönten Scheiben und New Jerseyer Kennzeichen, gelbe Taxis, blaue Streifenwagen.
    Monty parkte seine Corvette auf der Standspur und stellte den Motor ab. Er stieg aus und ging zu dem Hund, Kostya Novotny im Schlepptau. Kostya schüttelte ungeduldig den Kopf. Er war groß und schwer. Die Ärmel seines Mantels reichten ihm kaum bis zu den weißen Pranken. Die Gesichtszüge verschwommen bereits vom Fett, die dicken Wangen waren von der Kälte gerötet. Er war fünfunddreißig und wirkte älter, Monty war dreiundzwanzig und wirkte jünger.
    »Siehst du?«, sagte Monty. »Er lebt.«
    »Dieser Hund, wie sagt man dazu?«
    »Pitbull. Hat wohl jemanden den Einsatz gekostet.«
    »Ah, Pitbull. Mein Stiefvater hat Pitbull, in Ukraine. Böse Tiere, richtig böse Tiere. Hast du schon mal Hundekampf bei Uncle Blue gesehen?«
    »Nein.«
    Im Fell des Hundes krabbelten Fliegen herum, angezogen vom Blut, vom Kot. »Und jetzt, Monty? Gucken wir zu, wie er verrottet?«
    »Ich wollte ihn eigentlich erschießen.«
    Der Hund war jetzt wach und starrte reglos ins Leere. Scheinwerferlicht strich über ihn hinweg. Der Asphalt neben seinen Pfoten war mit zerbrochenem Glas, verdrehten Metallstücken, schwarzem Gummi von geplatzten Reifen übersät. Auf der Betonwand hinter dem Hund, die die gegenläufigen Verkehrsströme trennte, prangte in metergroßen Spray- Buchstaben der Name SANE SMITH.
    »Ihn erschießen? Bist du noch ganz richtig in Kopf?«
    »Die haben ihn hier einfach zum Sterben hingeworfen«, sagte Monty. »Haben ihn aus dem Fenster geworfen und sind weitergefahren.«
    »Komm, mein Freund, es ist kalt.« Vom Hudson herüber tönte ein Nebelhorn. »Komm, auf uns warten Leute.«
    »Die warten öfters«, sagte Monty. Er ging neben dem Hund in die Hocke, untersuchte den lädierten Körper, versuchte festzustellen, ob die linke Hüfte gebrochen war. Monty sah bleich aus in dem flackernden Licht, mit den streng zurückgekämmten schwarzen Haaren und dem spitzen Haaransatz. Um seinen Hals hing eine silberne Kette mit einem kleinen silbernen Kruzifix, silberne Ringe schmückten seine rechte Hand. Er beugte sich ein Stück weiter vor, und der Hund kämpfte sich hoch und schnappte nach seinem Gesicht, schnell genug, dass Monty, der sich rasch nach hinten warf, den fauligen Atem riechen konnte. Nach der Anstrengung hechelte der Pitbull; sein kompakter, muskelbepackter Körper zitterte mit jedem rasselnden Atemzug. Trotzdem blieb er in seiner Kauerstellung und ließ die beiden Männer nicht aus den Augen, die Ohren angelegt, das eine heil, das andere zerbissen.
    »Himmel«, sagte Monty, der auf dem Asphalt saß. »Der hat ja doch noch 'n bisschen Biss.«
    »Ich glaub, der will nicht mit dir spielen. Komm, soll erst noch Polizei anhalten? Und unser Auto durchsuchen?«
    »Guck, was sie mit ihm gemacht haben, Kostya. Die Scheißkerle haben ihn als Aschenbecher benutzt.«
    Ein vorbeirasender Cadillac hupte zweimal, und die beiden Männer sahen ihm nach, bis seine Rücklichter hinter einer Kurve verschwunden waren.
    Monty stand auf und klopfte sich die Hose ab. »Los, packen wir ihn in den Kofferraum.«
    »Was?«
    »Auf der East Side gibt's einen Nottierarzt. Der Bursche gefällt mir.«
    »Er gefällt dir? Er wollte gerade deine Nase fressen. Guck ihn an, er ist so gut wie tot. Du willst einen Hund? Schön, ich kauf dir morgen Welpen.«
    Monty hörte nicht auf ihn. Er ging zum Wagen, öffnete den Kofferraum und holte eine fleckige grüne Armeedecke heraus. Kostya starrte ihn mit erhobenen Hände an. »Wart mal 'ne Sekunde, bitte. Nur ganz kurz, ja? Ich geh an keinen Pitbull ran. Monty? Ich geh an keinen Pitbull ran.«
    Monty zuckte die Schultern. »Das ist ein guter Hund. Das seh ich ihm an. Ein zäher kleiner Brocken.«
    »Ja, zäh ist er. Er ist in üble Gegend groß geworden. Darum bleib ich auch auf Abstand.«
    Das Licht von oben warf tiefe Schatten unter Montys Wangenknochen. »Dann mach ich es eben allein«, sagte er.
    Inzwischen war der Hund wieder zusammengesackt, versuchte aber immer noch, den Kopf oben und die beiden Männer im glasigen Blick zu behalten.
    »Guck

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