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Gewalt ist eine Loesung

Gewalt ist eine Loesung

Titel: Gewalt ist eine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schubert Stefan
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versetzen. Ich wurde aus meiner alten Schicht gerissen und ins Verkehrskommissariat Süd gesteckt. Unfallsachbearbeitung von 8 bis 16 Uhr, Montag bis Freitag. Die vorläufige Endhaltestelle für jeden ambitionierten Polizisten. Mein zweiter Auswahltest für das SEK wurde ebenfalls abgesagt. Später erfuhr ich, dass sich die Kommandoführung des SEK über die Polizei und die szenekundigen Beamten bitter beschwert hatte. Da ich angeblich über Jahre hinweg beobachtet worden war und es gleichzeitig im Polizeipräsidium bekannt war, dass ich zum SEK wechseln wollte, konnte die SEK-Führung nicht verstehen, weshalb sie über diese Verdachtsmomente nicht informiert worden war. Ein Fußball-Hooligan in einem Spezialeinsatzkommando mit hochsensiblen Einsätzen? Ein undenkbarer Skandal! Ich ließ mich krankschreiben und gab meinem Verteidiger meine Zustimmung zu dem Deal. Ich wollte weg. Weg von der Polizei, raus aus meinem alten Leben.
    Hinter den Kulissen wurde verhandelt. Mein Rechtsanwalt, die Polizeiführung, die Staatsanwaltschaft, das Landgericht – und jede Partei wollte das Beste für sich herausholen, ohne in den Verdacht der Mauschelei zu geraten. Die Gespräche zogen sich über Wochen hin und in diesem einen Fall gelang es tatsächlich, die Anzeige gegen mich wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung vor den Medien zu verbergen.
    Die Fußball-WM 1998 in Frankreich stand an. Frank hatte Karten für das Spiel Deutschland–USA besorgt und nur eine Woche vor dem WM-Start klingelte es an meiner Haustür. Es war der SKB Volkerts. Ich stünde in der Hooligan-Datei des Landeskriminalamtes und wäre – aktiver Polizist oder nicht – somit der Adressat für eine sogenannte Gefährder-Ansprache. Alle erfassten Jungs wurden deutschlandweit von den zuständigen SKBs ihrer Heimatstadt aufgesucht. Entweder zu Hause oder aber am Arbeitsplatz. Der Polizeibesuch sollte einen einschüchternden Charakter haben: »Fahrt nicht nach Frankreich. Die dortige Polizei hat eure Daten. Beim geringsten Ärger drohen Haft und Abschiebung.« Ich knallte Volkerts wütend die Tür vor der Nase zu. Was fiel diesem Sack ein? Das konnte doch nicht sein Ernst sein.
    Ich fuhr selbstverständlich nach Frankreich. Wir wollten zu dieser WM – ohne jeden Ärger zu veranstalten. Das Spiel schaute ich mir aber gar nicht an, da mir ein dicker Amerikaner in einer Bar auf den Champs-Élysées 350 Dollar für meine Karte geboten hatte. Dann doch lieber ein wenig feiern in Paris. Im Rotlichtviertel am Place Pigalle liefen wir spät in der Nacht dem SKB Volkerts in die Arme. Er schrieb umgehend einen Bericht über meinen Aufenthalt in Paris und der landete unverzüglich auf dem Verhandlungstisch der Behörden. Und bei den örtlichen Zeitungen. Volltreffer! Der Paris-Bericht von Volkerts hätte meinen Deal mit den Behörden um ein Haar zum Platzen gebracht. Aber dann, nach wochenlangem Geschacher und behördlichen Machtspielen, kam es zu einer Einigung. Die bereits anberaumte Gerichtsverhandlung wurde abgesagt und die einbestellten Zeugen wurden ausgeladen.
    Die Vereinbarung kam teurer, als ich erwartet hatte. Die Geldbuße für die Einstellung beider Verfahren belief sich auf insgesamt 10.000 Mark. 6000 Mark für die Klosterplatz-Krawalle und 4000 Mark für die »Cobra«-Schlägerei. Dazu kamen noch 4000 Mark Anwaltskosten …
    Zum 1. September 1998 schied ich »freiwillig« aus dem Polizeidienst aus. Ich ging weg von der Polizei und ich entfernte mich von der Fußball-Szene. Zwei Lebensbereiche, die mir einmal sehr wichtig waren, brachen auf einen Schlag zusammen.

24. Schlusspfiff –
Gebrandmarkt für immer
    Im Oktober 1998 rief mich ein Kumpel an. Er berichtete mir, er wäre Zeuge eines Banküberfalls geworden und hätte sich im Polizeipräsidium Verbrecherfotos anschauen sollen. Während er einen Gewaltverbrecher nach dem anderen durchblätterte, stockte ihm bei einem Bild der Atem: Es war ein Foto von mir! Die Polizeiführung hatte veranlasst, dass die Fotos meiner erkennungsdienstlichen Behandlung in die Datei der Schwerkriminellen aufgenommen wurde. In den Augen meiner ehemaligen Vorgesetzten war ich ein potenzieller Räuber, Erpresser oder gar Kapitalverbrecher. Ich war buchstäblich im Bilde!
    Über meinen Rechtsanwalt stellte ich den Antrag, die Lichtbilder zu vernichten, da diese nur für ein bereits rechtskräftig abgeschlossenes Verfahren gefertigt worden waren. Die Ablehnung unseres Antrags umfasste zwei Seiten. Mir seien

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