Gezeiten des Krieges
folgen, knicksten und verneigten sich tiefer. »Es ist mir eine Ehre, Ihre Gegenwart erneut genießen zu dürfen.«
Daoshen faltete die Hände in den ausladenden Ärmeln seiner Zeremonialrobe. Er trug schwarze Seide mit goldenem Saum. Keinerlei Muster verzierte den Stoff. Für den Kanzler war das äußerst dezent. »Die Ehre ist auf unserer Seite, Zhäng-fu-xiang-Ki-linn. Eine freudige Zeremonie erwartet uns.«
Zeremonie? Daoshen war großzügiger, als Bannson erhofft hatte. Er übersetzte den Titel mit äußerster Sorgfalt, um keine Nuance zu übersehen.
... Gatte von ...
Der Blick des Konzernherrn zuckte zu der wartenden Frau, zu ihrer formellen Kleidung hin und zu-rück zu Daoshen. »Kanzler! Sie meinen ...« Zum ersten Mal seit Jahren fehlten Bannson die Worte.
»Unsere Cousine.« Daoshen nickte der Schönheit zu, deren Gesicht keine Regung verriet. »Dritten Grades, doch sie ist eine direkte Nachfahrin der Schwester unseres Vaters. Ki-linn ist eine Mandrissa an unserem Hof und wird zusätzlich zu einem Erbgut auf Highspire neuen Landbesitz auf Wei erhalten. Wir erwarten, dass Sie sehr glücklich sein werden.«
Ki-linn ... Liao! Eine Blutsverwandte Daoshens, dessen Familie in den Augen der Capellaner göttlichen Status genoss. Der Kanzler wollte ihn verheiraten!
»So halten Sie Ihr Versprechen?«, fragte er vor Wut kochend.
Die Augen des Fürsten verengten sich zu drohenden Schlitzen, »Wie sonst könnten Sie ein Adliger meines Reiches werden?«
Bannson brachte seinen Zorn unter Kontrolle. Er wusste, dass er Daoshen nur in die Hände spielen konnte, wenn er sich derartig von seinen Gefühlen mitreißen ließ. »Durch Ernennung. Für geleistete Dienste.« Als angeheirateter Adliger würde er für immer an den Status seiner Frau gefesselt sein. Für seine Leistungen würde sie die Belohnung erhalten.
»Und wir bieten Ihnen eine noch höhere Belohnung an. Wie versprochen.« Daoshen betrachtete ihn stoisch.
Kein Hauch von Spott oder Herablassung zeigte sich in seiner Stimme oder Miene. »Wir entsinnen uns keiner Bedingungen bezüglich der Art, wie wir Ihren Wunsch erfüllen.«
Er saß in der Falle. Bannson hatte bei seiner Planung eine entscheidende Kleinigkeit übersehen. Er hatte etwas vorausgesetzt. Aber wie hätte er jemals auf den Gedanken kommen sollen, Daoshen Liao, Gottkaiser Sians, könnte arrangieren, dass Bannson in seine Familie einheiratete? Er musste zugeben, es war ein Meisterstück. Bannsons persönlicher Besitz war unantastbar, selbst über seinen Tod hinaus. Doch nach den Gesetzen der Konföderation und der Republik besaß eine Ehegattin zahlreiche Rechte, die es ermöglichten, die Garantien zu untergraben, auf denen er bestanden hatte.
Und ein solches Angebot abzulehnen? Das versprach ein erhebliches Gesundheitsrisiko.
Bannson hatte sein ganzes Leben lang gelernt, schwere Entscheidungen zu fällen. »Der Kanzler ist in der Tat von erstaunlicher Großzügigkeit«, erklärte Bannson förmlich und ohne jede Wärme. Wieder verbeugte er sich vor Daoshen Liao und dann noch tiefer vor seiner Braut. Sie nickte knapp und zog sich in den Tempel zurück. Bannson tupfte sich den Schweiß von der Stirn und trat zu dem Kanzler in den Schatten des Tempelraums.
»Wir verspüren noch immer einen Mangel an Enthusiasmus«, bemerkte Daoshen. Doch es klang nicht nach einem Vorwurf. Fühlte er vor? Ein neues Angebot?
»Versteht, Erhabener, dass Eure ... Lösung mich völlig überrascht hat. Ich habe mir das ganze Leben lang alles selbst erarbeitet. In eine so gewaltige Belohnung einzuheiraten, widerstrebt meinem Wesen.« Er lächelte schwach. »Ich bin sicher, ich werde darüber hinwegkommen.« Falls Daoshen ihm nicht vorher mit dem nächtlichen Besuch eines Maskirovka-Attentäters darüber hinweghalf.
»Sie machen sich zu viele Sorgen, Jacob Bannson.« Es schien, dass Daoshen auch beantwortete, was unausgesprochen blieb. Jetzt zeigte sich der Geist eines Lächelns auf seinen Lippen. »Doch als unser Hochzeitsgeschenk lässt sich möglicherweise noch immer etwas arrangieren. Wenn es Ihnen so viel bedeutet, zum Adligen ernannt zu werden.«
Bannson lächelte dünn. »Wie es dem Kanzler beliebt«, bestätigte er. Seine Gedanken rasten und wogen jedes Wort sorgfältig ab. Er beging keinen Fehler zweimal.
»Das ist gut.« Als sie in den Tempel hineintraten, um die Zeremonie zu vollziehen, lächelte der Kanzler jetzt offen.
»Wir haben eine weitere Aufgabe für Sie.«
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