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Flammenbraut

Flammenbraut

Titel: Flammenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Black
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    Donnerstag, 2. September
    Der Herbst war dieses Jahr früh gekommen, und Theresa konnte sehr gut nachvollziehen, warum die Menschen ihn die Jahreszeit des Todes nannten. Die Bäume hoben sich in einem dumpfen Braun vom wolkenverhangenen Himmel ab. Unkraut überwucherte die Gleise unter ihr, auch wenn sie wusste, dass jeden Moment ein Zug der RTA , der Regional Transit Authority, der Stadtbahn Clevelands, vorbeirattern würde. Die einzigen Farbtupfer in dieser Gegend waren die Graffiti an den Brückenpfeilern. Laut Kalender schrieb man das Labor-Day-Wochenende, doch in diesem Teil der Stadt hätte es auch schon tiefster Winter sein können.
    »Warum bin ich hier?«, fragte sie den Polizisten neben ihr, der mit der Schuhspitze am Rand des Asphalts herumstocherte.
    »Im übertragenen Sinn?« Die trübe Herbstatmosphäre schien ihn nicht zu belasten, im Gegenteil, er sog lustvoll die frische Luft ein. Doch er war schließlich noch jung und in Uniform und erhielt sicher nicht oft die Chance, an einem Mordfall mitarbeiten zu dürfen. »Das könnte ich Ihnen nämlich nicht beantworten. Ansonsten wahrscheinlich, weil ich den Sergeant angerufen habe, der wiederum die Mordkommission verständigt hat, die Mordkommission hat sich bei der Zentrale gemeldet, und die Zentrale hat dann in der Gerichtsmedizin angerufen. ›Klingt seltsam‹, hat der Sergeant zu mir gesagt, ›ich rufe besser mal die Forensiker an.‹ Und jetzt sind Sie hier.«
    »Was ist seltsam an der Sache?«
    Er deutete auf das Tal und die dort verlaufenden Gleise. »Sie wissen, was das hier ist?«
    Sie weigerte sich, darauf zu antworten, da sie die Frage-und- Antwort-Spielchen von jungen Kerlen, die halb so alt waren wie sie, allmählich satthatte. Stattdessen starrte sie ihn ein wenig ungeduldig an.
    »Kingsbury Run«, bequemte er sich schließlich zu sagen.
    Natürlich war ihr das ein Begriff. Wie jedem in Cleveland. »Und?«
    »Kommen Sie mit.« Er wandte sich von dem vor ihm liegenden Tal ab, ohne abzuwarten, ob sie ihm folgen würde, oder ihr anzubieten, ihre Ausrüstung zu tragen. Dabei war sie doch jetzt schon fast eine alte Frau. Vierzig Jahre ab nächsten Freitag.
    Sie ließ ihren Wagen an der Pullman Street stehen. Der Verkehr war kein Problem – niemand verirrte sich in diese verlassene Straße am Rand des Innenstadtgebietes, abgesehen von den Angestellten des Umspannwerkes an der Ecke. Ein weißes Auto mit der Aufschrift SICHERHEITSDIENST stand am Eingang; sein Fahrer beobachtete sie misstrauisch, während sie sich näherte, als ob es ihm keineswegs abwegig erschienen wäre, wenn Terroristen neuerdings auch in einem Kombi der Gerichtsmedizin oder in Gestalt einer gesitteten forensischen Wissenschaftlerin erschienen.
    Das zweigeschossige Gebäude war aus Stein und nicht aus Ziegel erbaut und vor hundert Jahren wahrscheinlich sogar recht ansehnlich gewesen, bevor das Grundstück, das auf der einen Seite an die Gleise grenzte, auf der anderen Seite vom Endstück der Interstate 490 eingeschlossen worden war. Quadratisch, etwa dreißig Meter mal dreißig Meter groß. Der Rasen um das Gebäude herum war längst unter Unkraut und Abfällen verschwunden. An den Fenstern fehlte das Glas, auch die Eingangstür war nicht mehr vorhanden. Offensichtlich stand es leer und war irgendwann den Flammen zum Opfer gefallen. Kein Zweifel, hier lebte niemand mehr.
    Eine SMS von Chris ließ ihr Handy vibrieren. Sie blieb ihm eine Antwort schuldig.
    Der Cop schlenderte zu einem anderen jungen Officer, der den Eingang bewachte – ein untrügliches Zeichen für das eigene Altern war es, wenn alle um einen herum zu jung wirkten, um den Führerschein zu haben –, und machte eine scherzhafte Bemerkung. Der andere Officer schien jedoch die frische Herbstluft oder auch den sonderbaren Mordfall nicht ganz so l ustig zu finden wie sein Kollege. Er unterdrückte ein Gähnen, ehe er etwas ins Gebäudeinnere rief. Ein Detective erschien daraufhin an der Türschwelle, genau in dem Moment, als Theresa eintraf.
    »Ich hätte mir ja denken können, dass du dahintersteckst«, sagte sie.
    »Wie, als ob das hier meine Schuld wäre.« Frank Patrick war seit zehn Jahren Detective bei der Mordkommission und ihr ganzes Leben lang schon ihr Cousin. Kleine Schweißperlen umrahmten seinen Schnurrbart, und an seiner dunklen Hose hing Staub. »Pass auf, wo du hintrittst.«
    Theresa betrat vorsichtig den feuchten Raum. Plastik- und Betonbrocken lagen auf alten Getränkedosen und anderem Müll, in

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