Ghostbound (German Edition)
dauerte eine Sekunde, bis sie in ihm den Leadsänger von Rock´Zone erkannte und den Handschlag lächelnd erwiderte.
„Hi, ich bin Josh“, grüßte er. „Sorry, dass ich störe, aber Danny meinte, du arbeitest für ´ne Zeitung.“
Er holte eine selbstgebrannte CD aus seiner Jackentasche und legte sie vor Elizabeth auf den Tisch. „Wenn es dir heute Abend gefallen hat, denkst du, du könntest die CD an die richtigen Stellen weiterleiten?“ Erwartungsvoll sah er sie an.
Ihre Augen wanderten kurz zu Daniel, und sie war überrascht, wie wenig begeistert dieser offenbar von Joshs Anwesenheit war. Den Blick, mit dem er seinen Bandkollegen bedachte, konnte man bestenfalls als ungeduldig bezeichnen.
Warum bereitete ihr dieser Anblick nur so ein unverschämtes Vergnügen? Weil es bedeutet , beantwortete sie sich umgehend selbst die Frage, dass Daniel deine Gesellschaft mit niemand teilen will . Lächelnd sagte sie zu Josh: „Ja klar, kein Problem. Ihr wart echt toll.“
„Super! Unsere Kontaktdaten sind mit auf der CD.“ Damit erhob er sich, lehnte sich aber noch mal zu Elizabeth hinunter. „Übrigens, Nummer zwei und Nummer fünf sind von Danny. Ich meine, nur falls es dich interessiert.“ Vielsagend zwinkerte Josh ihr zu, dann stand er endgültig auf.
„Danke, für deine brillante kleine Promoaktion, Josh. Und jetzt sieh zu, dass du Land gewinnst.“ Daniel konnte es sichtlich kaum erwarten, Elizabeth wieder für sich zu haben.
„Klar, Mann.“ Und an Elizabeth gewandt: „Danke, bist ein Schatz. Bye.“
Elizabeth nutzte die Unterbrechung als willkommene Gelegenheit, um nun selbst das Fragen in die Hand zu nehmen. Sie hatte genug über sich erzählt und wollte endlich mehr über Daniel erfahren. „Du schreibst also auch Songs! Wow.“ Sie nickte anerkennend. „Wie lange spielst du schon in der Band?“
„Bei Rock´Zone bin ich seit etwa drei Monaten. Aber in Bands allgemein spiele ich seit meiner Jugend. Am Anfang war es für mich nicht mehr als eine Möglichkeit, aus dem Haus zu kommen, ohne auf der Straße rumzuhängen. Mein Elternhaus war nicht ganz so wohlbehütet wie das deine.“ Ein wehmütiger Zug legte sich um seine Augen, als wären die Erinnerungen an seine Kindheit keine schönen. „Für Kids in meiner Gegend gab es kein großes Angebot an Freizeitbeschäftigungen. Fußball, wenn man sportlich, eine Band, wenn man ein bisschen musikalisch war … und für den Rest in der Regel die schiefe Bahn.“
Aha, daher also dein Einsatz für jugendliche Straftäter , dachte Elizabeth. Beinahe hätte sie es laut ausgesprochen, schluckte es aber gerade noch rechtzeitig hinunter, als ihr einfiel, dass dieser Satz ihre vorangegangene Internetrecherche verraten hätte. Stattdessen unterzog sie ihn einer gespielt kritischen Musterung. „Hm, wenn ich mir dich so ansehe, würde ich sagen, du hattest zumindest die Auswahl zwischen zwei Hobbys. Und ich meine nicht die schiefe Bahn.“
„Ja, das stimmt. Und mein Verein ist noch immer meine große Liebe.“
„Spielst du aktiv?“
„Ich trainiere eine Jugendmannschaft. Was ist mit dir? Interessierst du dich für Fußball?“
„Nicht wirklich“, gestand sie etwas kleinlaut. „Mein Sport ist eher Cricket. Ich habe früher als Werfer in einer Oxforder Damenmannschaft gespielt.“
„Kein Grund verlegen zu werden“, lächelte er. „Cricket ist doch auch ein toller Sport.“ Stirnrunzelnd blickte er auf seine Armbanduhr und drehte sich anschließend um. Elizabeth folgte seinem Blick und stellte erstaunt fest, dass der Club praktisch leer war. Auch sie sah nun auf die Uhr. Es war fast vier! Und um neun musste sie in der Redaktion sein und bei ihrem Boss um den Job kämpfen!
Aber sie wollte nicht, dass der Abend endete. Sie wollte noch so viel mehr über diesen Mann, der ihr da gegenübersaß, erfahren.
Daniel wandte sich wieder um und sah ihr offenbar genau an, in welchem Zwiespalt sie steckte. „Was hältst du davon, wenn wir es für heute gut sein lassen und unsere nette Unterhaltung morgen Abend bei einem Essen fortsetzen?“
Ihr Herz machte einen Sprung. Er wollte sie wiedersehen. Und zwar schon morgen! Kein: „War schön, ich ruf dich irgendwann an“, oder: „Wir sehen uns mal“. Ein festes, ganz offizielles Date.
„Sehr gerne“, antwortete sie begeistert.
„Okay, dann hole ich schnell meine Sachen und bringe dich zum Taxi.“
Daniel stand auf und ging hinter die Bühne. Auch Elizabeth erhob sich, sah noch einmal auf die Uhr und
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