Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter
bevor die Bauleute sich an den Durchbruch machten. Bei diesem Gedanken wurde mir ganz sentimental zumute. Es war keine erfreuliche Aufgabe, und wenn der Anbau nicht wäre, hätte ich mich damit auch sicherlich nicht beeilt, andererseits hatte es auch etwas Befreiendes, die Sache in Angriff zu nehmen.
In der letzten Märzwoche gab es unglaublich viel zu tun, wie ich notiert hatte. Wie geplant, hatte ich die Jungs am 31. März, unserem Hochzeitstag, taufen lassen. Noel willigte ein, die Zeremonie in der All Saints abzuhalten, und fragte mich nach den Namen der Paten. Ich zögerte. »Ich habe mich noch nicht entschieden«, sagte ich vorsichtig.
»Gibt es da ein Problem?«, hakte er intuitiv nach.
»Eigentlich nicht«, erwiderte ich. »Kate und ich haben uns darüber ausführlich unterhalten, als sie ihre Liste schrieb. Sie wollte keine allzu große Kontrolle ausüben und mir das letzte Wort überlassen, da sie nicht dabei sein würde, trotzdem hat sie mir verraten, wen sie sich gut als Paten für die Jungs vorstellen könnte. Ich muss mich nur noch entscheiden.«
Ich wollte den Gottesdienst persönlich und im kleinen Rahmen halten, deshalb lud ich nur eine kleine Gruppe enger Freunde und Familienmitglieder ein.
»Und wen hast du nun zu Paten bestimmt?«, fragte Noel.
»Ich hoffe, du bist bereit dazu«, lachte ich. »Kates Bruder Ben, meinen Bruder Matthew, meine Schwestern Kaye und Lucinda, Kates Cousin Ian, meine guten Kumpel Ken und Nathan, meinen besten Freund James, Kates beste Freundin Ruth und schließlich noch Jayne, eine gute Freundin, die Kate im Montessori-Kindergarten der Jungs kennengelernt hat.«
Noel zog lächelnd eine Braue hoch. »Ausgezeichnet«, sagte er. Als die Paten in der Kirche gebeten wurden, nach vorne zu treten, erhob sich mehr als die Hälfte der Versammelten, und alle lachten.
»Wie hätte ich mich zwischen euch entscheiden sollen?«, scherzte ich.
Den nächsten Lacher erntete Noel, als er die Jungs aufforderte, »hinauf aufs Schafott zu steigen«. Das Taufbecken war so hoch, dass es für sie nur über eine kleine Trittleiter zu erreichen war. Insgesamt war es eine liebevolle, sehr persönliche Feier, die Kate ganz sicher gefallen hätte. Sie war nicht besonders religiös und wusste dasselbe von mir, aber es war ihr wichtig, dass die Jungs getauft wurden, damit sie einmal das Recht hatten, in einer Kirche zu heiraten, was sie, wie sie hoffte, eines Tages tun würden.
»Es wäre schön, wenn sie eher früher als später eine Familie gründen, damit du die Enkel noch erleben kannst.«
»Ich finde es unglaublich, wie weit du vorausdenkst«, hatte ich überrascht auf ihre Bemerkung hin gesagt. Ihre Worte machten mir damals mit aller Deutlichkeit klar, wie sehr wir es vermissen würden, dies gemeinsam zu erleben. Kate hatte nur ein halbes Leben gelebt, und ich erinnere mich gut an die Panik, die mich erfasste, als ich Jahrzehnt um Jahrzehnt vor mir sah, ohne sie an meiner Seite.
»Ich muss so weit vorausdenken«, sagte sie unter Tränen, bemühte sich aber, mich ermunternd anzulächeln. »Ich kann ja nur darüber nachdenken, etwas anderes bleibt mir wohl nicht mehr.«
Die Jungs hinterfragten nicht, warum sie an einem tristen Donnerstagnachmittag im März getauft wurden, während all ihre Freunde von der Schule nach Hause gingen. Sie gaben sich mit der Erklärung zufrieden, dass ich ihre Taufe unbedingt auf den Tag hatte legen wollen, an dem ich Mummy vor fünfzehn Jahren geheiratet hatte. Auch ich fand, dass dies an Information reichen musste.
In ihrem kurzen Leben waren so viele ungewöhnliche Dinge passiert, dass sie sich wohl inzwischen daran gewöhnt hatten, sich einfach mitreißen zu lassen. Als ich sie an diesem Tag fürs Foto posieren sah, ohne dass sie die weitreichende Bedeutung dieses Datums verstanden, kam ich unweigerlich wieder zurück zur Liste.
Jetzt wollte ich es wirklich langsamer angehen lassen. Das riet mir mein Bauchgefühl in aller Deutlichkeit. Die Jungs sollten Freude daran haben, einige der Punkte auf der Liste mit mir zusammen abzuhaken und so Kates Liste voll und ganz Genüge zu tun. Der Anbau erfüllte einige von Kates großen Wünschen, danach würde ich auf jeden Fall ein gemächlicheres Tempo anschlagen. Ich brauchte nichts zu überstürzen, jetzt nicht mehr. Eine gute Entscheidung, wie ich fand, als ich dort auf dem Friedhof stand und spürte, wie die Sonne endlich doch noch durch die Wolken brach.
Mein Tagebuch erinnerte mich daran, dass der
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