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Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Titel: Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: St John Greene
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Momente, in denen die Trauer mich überwältigt.«
    Sie nickte freundlich und bohrte nicht weiter nach. Ich würde ihr nicht erzählen, dass ich von Zeit zu Zeit noch immer auf Kates Facebook-Seite ging, um die Kondolenznachrichten von Freunden und Familienmitgliedern zu lesen, und dass ich unmöglich ihren Account löschen konnte. Ebenso wenig würde ich erwähnen, dass ich nach wie vor Kates Parfüm als Einschlafhilfe auf mein Kissen sprühte oder dass eine einfache, unerwartete Bemerkung der Jungs mich auch jetzt noch völlig aus der Bahn werfen konnte.
    »In der ersten Zeit gab es Momente, da konnte ich mir nicht mal eine Tasse Tee kochen«, ergänzte ich schlicht. »So ist es jetzt nicht mehr. Es wird leichter.«
    Was die Tickets für das Rugbyspiel im März betraf, musste ich eine Enttäuschung verkraften. Das Spiel war ausverkauft, und trotz all meiner Bemühungen, dennoch mit den Jungs nach Dublin zu kommen, mussten wir unsere Niederlage hinnehmen und uns das Spiel in unserem Rugbyklub in Clevedon anschauen. England verlor, und aus der Sicht des Reporters war es kein besonders gutes Match. Ich kann nur erahnen, mit wie vielen Pints Guinness das Elend ertränkt und der Sieg gefeiert wurde.
    »Weißt du was?«, sagte ich anschließend zu meinem Bruder. »Ich denke, es sollte so sein, dass ich und die Jungs nicht nach Irland fahren konnten.«
    »Was, weil England verloren hat?«, erwiderte Matt.
    »Nein, nicht deshalb. Die Jungs haben es sehr genossen, sich mit mir im Klub das Spiel anzuschauen und mit ihren Fähnchen zu winken und ihre Rugbytops zu tragen. Aber wahrscheinlich sind sie einfach noch zu klein, um ein großes Länderspiel wirklich würdigen zu können. Das kann ich mit ihnen auch noch machen, wenn sie älter sind und selbst mehr davon haben. Darauf freue ich mich jetzt schon.«
    »Äh, aber was ist mit der Liste?«, tastete sich Matt vor. »Ich dachte, der Hauptgrund, dort hinzufahren, war Kates Liste?«
    »War es auch. Und wäre mir das letztes Jahr passiert, dann wäre meine Enttäuschung viel größer gewesen, aber die Dinge haben sich geändert. Ich kann mir mit dem Abarbeiten der Liste Zeit lassen, solange ich will. Sie ist dafür gedacht, mir zu helfen, nicht dafür, mich unter Druck zu setzen. Kate hat keine Zeitlimits gesetzt.«
    Matt nickte. »Ich bin froh, dass du das so gelassen siehst«, sagte er. »Du hast dich verändert. Das ist gut.«
    Meinen Geburtstag überging ich gewissermaßen. Ich wurde am 18. März fünfundvierzig und blieb bei den Jungs, die mir eine Karte und einen kleinen Papiertopf für meine Stifte gebastelt hatten. Das entsprach nun so gar nicht Kates Anweisung »Feiert die Geburtstage groß«, aber ich glaube nicht, dass sie dabei an meinen dachte. Außerdem würde wie versprochen in derselben Woche Finns inoffizielle Geburtstagsparty steigen, und zwar an dem Tag, an dem wir auch Mum’s Day feiern, nämlich am 22. März, dem vierzigsten Geburtstag von Kate.
    Wieder mietete ich das alte Curzon-Kino in Clevedon an und lud mehr als zweihundert Freunde und Familienmitglieder, darunter sowohl Reefs als auch Finns Klassenkameraden, zu einer Privatvorführung von Yogi Bär ein.
    »Sieh nur, Daddy!«, kreischte Finn aufgeregt, als wir ins Kino kamen. Auf der Leinwand stand »Herzlichen Glückwunsch zum inoffiziellen Geburtstag, Finn!«
    »Wie hast du das gemacht?«, staunte Finn mit offenem Mund.
    »Zauberei«, erklärte ich ihm. Den ganzen Nachmittag hüpfte er lachend mit seinem an die Brust gehefteten »Ich bin FÜNF !«-Button herum und bat mich um »noch mehr Zauberei«. Damit meinte er seine Lieblingstricks, bei denen ich Münzen verschwinden ließ, was mir genauso viel Spaß machte wie ihm. Nach dem Film gab es Puddingteilchen, und wir amüsierten uns prächtig. Die Angestellten des Curzon, die alle freiwillig kamen, hatten sich sehr viel Mühe gegeben, diesen Tag ganz besonders zu gestalten, dafür war ich ihnen äußerst dankbar.
    Zur Schlafenszeit fragte ich die Jungs, ob ich sie wieder am Türrahmen messen sollte. Seit dem letzten Mal war mehr als ein Jahr vergangen, und sie freuten sich beide zu sehen, dass sie zweieinhalb beziehungsweise fünf Zentimeter gewachsen waren, obwohl Reef noch immer nicht viel größer war als sein Bruder.
    »Ihr werdet mich beide bald eingeholt haben«, scherzte ich.
    »Mummy war klein«, sagte Reef mit Blick auf die kleine Markierung, die uns daran erinnerte, dass Kate nur eins fünfundfünfzig gewesen war. »Sie werden wir zuerst

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