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Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Titel: Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: St John Greene
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einholen!«
    Ich nutzte die Gelegenheit, die Jungs an Mum’s Day zu erinnern, da dies in der Aufregung von Finns Party ziemlich untergegangen war.
    »Wisst ihr noch, wie wir im letzten Jahr an Mum’s Day das Boot abgeholt haben?«, fragte ich.
    Sie nickten beide gehorsam, aber ich war nicht überzeugt, dass sie sich wirklich an den Zusammenhang erinnerten.
    »Nun, das ist jetzt ein ganzes Jahr her. Heute ist wieder Mum’s Day – ist die Zeit nicht in Windeseile vergangen?«
    »Wann kriegen wir unser großes Zimmer und den Geheimdurchgang?«, fragte Finn.
    »Bald, schon sehr bald«, versprach ich ihm. »Nach den Osterferien und vor Ende des Sommers. Bis dahin müsst ihr noch sehr oft schlafen, aber ich schätze, die Zeit vergeht wie im Flug.«
    »Können wir unsere Größentabelle am Türrahmen behalten?«, erkundigte Reef sich besorgt.
    »Aber gewiss«, versicherte ich ihm und nahm mir vor, die Bauleute daran zu erinnern, ihn nicht zu beschädigen. Der gute Reef, seinem logischen Gehirn entging kaum etwas.
    Ich küsste die Jungs zweimal und wünschte ihnen eine gute Nacht. »Passt auf, dass euch die Bettflöhe nicht beißen!«, ergänzte ich, worauf die Jungs antworteten: »Vor allem nicht die Papaflöhe!« Ich weiß nicht, wann wir mit diesen Sprüchen angefangen haben, aber sie waren Teil unseres Rituals geworden, das wir mit »Bis ans Ende der Welt« abschlossen.
    Ich schloss ihre Schlafzimmertür und ging über den Flur. Das hatte ich schon Hunderte Male getan, doch irgendwann war die schmerzhafte Leere, die mich jedes Mal erfasste, sobald ich die Jungs zu Bett gebracht hatte, verschwunden.
    Als ich jetzt allein mit meinem Tagebuch auf meinem Bett saß, musste ich an die ersten einsamen Nächte nach Kates Tod denken und sagte mir erleichtert, dass sie der Vergangenheit angehörten. Einsam fühlte ich mich noch immer, dass wir uns da nicht falsch verstehen, aber es war eine Einsamkeit, die weit weniger wehtat. Vermutlich hatte ich gelernt, damit umzugehen, obwohl ich noch immer nicht gern allein war.
    Es hatte noch eine kleine Änderung im Alltag stattgefunden. In den Wochen, die auf Kates Tod gefolgt waren, hatten Freunde und Familienmitglieder es sich zur Gewohnheit gemacht, mich nach acht Uhr abends anzurufen, weil sie wussten, dass ich dann allein war und jemanden zum Reden und moralische Unterstützung brauchen konnte. Inzwischen war die Nach-acht-Uhrzeit für Telefonate und den Austausch von Textnachrichten mit meinen Verabredungen reserviert. Es tat gut, anstatt »Wie geht es dir?«-Gespräche zu führen, ein wenig zu flirten und zu plänkeln.
    Da im März der Umbau in Angriff genommen wurde, hatte ich zum Glück viel zu tun. Der Wintergarten und der Dachboden mussten leergeräumt werden, bevor die Bauarbeiter mit der Arbeit anfangen konnten, zudem erinnerte mich mein Tagebuch daran, dass ich beschlossen hatte, am Abend nach Finns Party im Wintergarten anzufangen.
    Überall lagen Spielsachen und Bücher, Sportgeräte und Schnickschnack herum, den wir über die Jahre angehäuft hatten. Kate hätte ein klares System gehabt: »Hier drüben ›Wohlfahrtsläden/an Freunde abgeben‹, hier der Stapel ›behalten‹, ›Müll‹ dort drüben«, hätte sie gesagt und Müllsäcke und Aufbewahrungskisten verteilt, während sie zielgerichtet durchs Zimmer gerauscht wäre. Ich versuchte ihr System zu kopieren, kam aber nicht sehr weit, da ich abgelenkt und von Erinnerungen überschwemmt wurde. Zwischen einem Bücherstapel fand ich eine Nachricht zum Valentinstag, die Kate vor wer weiß wie vielen Jahren für mich in die Lokalzeitung gesetzt hatte. In einer Herzform, die sie sorgfältig ausgeschnitten hatte, stand: »Ich liebe dich bis ans Ende der Welt, Singe. Für immer die Deine, Katie.«
    Ich nahm sie mit ins Schlafzimmer und legte sie zur sicheren Verwahrung in eine unserer Kisten mit den Liebesbriefen. Dabei fragte ich mich ironisch, ob der »Behalten«-Stapel im Wintergarten nicht den für »Wohlfahrt« und »Müll« überragen würde. Da ich schon mal dabei war, konnte ich nicht widerstehen, noch mal ein paar alte Liebesbriefe hervorzuholen und zu überfliegen, wohl wissend, dass alles, was Kate schrieb, schmeichelhaft und herzerwärmend war und damals wie heute eine Seelenmassage für mein Ego.
    »Ich liebe dich, Singe, und ich will dich endlich. Ich glaube nicht, dass es ein Paar gibt, das besser zusammenpasst als wir«, schrieb sie im ersten, den ich mir ansah. »Ich will immer an deiner Seite sein. Ich

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