Gier
fünfzehn aufgetaucht und hatte schon drei Zigaretten geraucht. Nach jeder nahm er ein Pfefferminz aus einer klappernden Dose und warf es in den Mund. Er fing an zu husten, und Wyatt, der die Verzögerungstaktik erkannte, sagte scharf: »Wo hast du’s her?«
Hobba seufzte. »Aus der Höhle des Löwen.«
»Finn?«
»Nicht er«, sagte Hobba. »Seine Partnerin. Eine Schnalle namens Anna Reid.«
»Gefällt mir nicht«, sagte Wyatt. »Wie nahe stehen sie sich?«
»Überhaupt nicht nahe. Sind nur Partner.«
Hobba befeuchtete wieder seine Lippen, zog gierig an seiner Zigarette und klopfte die Asche mit drei zierlichen Bewegungen seines Zeigefingers ab. Er trug eine Brille, wirkte zerknittert und erweckte den Eindruck von Inkompetenz. Aber Wyatt hatte schon früher mit ihm gearbeitet, hatte die ausladenden Gesten verschwinden und den unförmigen Körper über sich hinaus wachsen und rationeller werden sehen.
Wyatt fuhr fort, ihn zu beobachten. Er wartete, schwieg. Manchmal fanden Leute ihn geduldiger, als der Anlaß es rechtfertigte. Endlich kam Bewegung in Hobba als er sagte: »Kennst du Maxie Pedersen?«
Wyatt erinnerte sich an einen zähen, rotblonden Mann, der auf Safes spezialisiert war, und in geringem Umfang mit Dope dealte. »Das letzte, was ich gehört habe, war, daß er fünf Jahre für einen in die Luft gejagten TAB-Safe absitzt. Außerdem dealt er, also nein danke.«
Hobba schüttelte den Kopf. »Das hat er aufgegeben. Nur noch Safes. Wie auch immer, er ist seit einem Jahr auf Bewährung draußen. Anna Reid ist seine Anwältin. Sie hat ihm von Finns Safe erzählt.«
Wyatt gefiel das immer weniger. »Wenn Pedersen sie fickt, bin ich draußen.«
»Nichts dergleichen.«
»Aber sie macht ihn heiß auf Dreihunderttausend, die ihr nicht gehören.«
Hobba zuckte die Achseln. »Laut Max spielt sie nicht mit seinem Schwanz, das ist alles, was ich sage. Das Geld ist da.«
Stille. Wyatt schaltete den elektrischen Wasserkocher ein. Er versuchte, hinter Hobbas Geschichte zu kommen. Er wunderte sich über die Frau: Vielleicht war sie gelangweilt, machte sich vor, ein spannenderes Leben führen zu können, flirtete gerne mit harten Männern und Risiken.
Er bereitete Tee mit Teebeuteln aus dem Hotel, wartete darauf, daß das Wasser sich in ein tiefes Rotbraun verwandelte. Er warf die Teebeutel fort und reichte Hobba eine Tasse, der vorsichtig daran nippte und nach dem Zucker griff.
Wyatt blies in den Tee. »Angenommen, Pedersen sagt die Wahrheit. Die Frau beunruhigt mich. Sie hat zuviel zu verlieren. Ihr Anteil von den dreihunderttausend Dollar wird nicht so hoch sein. Woher wissen wir, daß sie nicht nur hinter einem Nervenkitzel her ist? Vielleicht verarscht sie uns. ›Euer Ehren, ich habe Mr. Pedersen bei seiner Rehabilitierung geholfen – ich hatte keine Ahnung, daß er wieder rückfällig geworden ist.‹«
Hobba verlor die Geduld. »Rede mit ihr, Kumpel. Sie hat Max Pedersen überzeugt, der kein Idiot ist, und er hat mich überzeugt.«
Wyatt sagte: »Sie hat Pedersen angesprochen, weil er sich mit Safes auskennt?«
Hobba nickte. »Sie hat ihn bei dem TAB-Safe-Job verteidigt. Jedenfalls hat er ihr gesagt, daß er es nicht allein tun kann. Sie war nicht gerade begeistert darüber, aber sie ist einverstanden, uns zu treffen.«
Er schaute auf. »Erinnerst du dich an den Geldtransporter? Oder diese Bank im Einkaufszentrum? Du hast ein paar Tage damit verbracht, herauszufinden, wo das Auto abgestellt wird, Vorder- und Hintereingänge überprüft, und als alles ruhig war, hast du blitzschnell zugeschlagen. Dieser Job könnte auch so sein, nett und einfach.«
»Ich werd’s mir ansehen«, sagte Wyatt.
»Ich meine, Max und ich brauchen es, Wyatt, wir brauchen es wirklich. Du weißt doch selbst, wie es in letzter Zeit ist. Keine anständigen Jobs mehr, kein Bargeld, alles Plastikkarten oder elektronische Überweisungen.«
Wyatt sah ihm zu, wie er sich noch ein Pfefferminz in den Mund warf. Hobba war pleite. Er gab es aus, verlor es, vergaß es, verschleuderte es an Barschlampen und Exfrauen. Aber er hatte seinen Finger auf das wesentliche Übel gelegt.
»Ich verspreche nichts«, sagte Wyatt, »aber ich möchte, daß du Pedersen und dieser Frau sagst, daß sie sich den heutigen Abend für ein Treffen freihalten.«
»Du gehst dir also den Quiller Place ansehen?«
Wyatt nickte.
Hobba seufzte. Seine Kiefer schlossen sich um das Pfefferminz.
Sieben
Um halb drei stieg Wyatt in der Toorak Road aus der Tram
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