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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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können sehr hoch sein, sicherlich.« Dann beugte er sich vor und sagte: »Soweit muß es aber nicht kommen.«
    Wyatt schien aufmerksam zu werden.
    »Einsprüche gegen Gemeinderatsentscheidungen werden vor dem Verwaltungsbeschwerdeausschuß gehört«, sagte Finn. »Viele Kläger tun das. Es funktioniert nicht wie das normale Gerichtswesen, wo Sie zahlen müssen, wenn Sie verlieren.«
    Das Wort ›verlieren‹ schien Wyatt zu beunruhigen. Stille breitete sich aus. Nach einer Weile sagte Finn: »Wie gehen die Geschäfte?«
    »Geschäfte?« fragte Wyatt.
    »Sie wissen schon, was ich meine. Hohe Zinssätze, verminderter Bargeldfluß – kleine Betriebe brechen rechts und links und in der Mitte zusammen. Hab ich recht?«
    Wyatt war peinlich berührt.
    »Es gibt Mittel und Wege«, fuhr Finn fort, »wie Sie Bargeld in die Hand bekommen, auch wenn die Entwicklung so weitergeht.«
    Ich hab dich, dachte Wyatt.
    Finn fummelte an seiner Uhr herum, ein klotziges, kompliziertes, aus Metall und Plastik geformtes Ding, das sein Handgelenk schmückte. Wyatt hätte wetten können, daß er an den Wochenenden ein Goldkettchen trug, Reeboks, enge Jeans und seinen Kaffee an einem Tisch vor einem Café trank.
    »Wenn der Einspruch einmal eingereicht ist«, fuhr Finn fort, »sind die Bauherren sehr verwundbar. Es kann bis zu acht Monaten dauern, bevor ein Fall vor dem Ausschuß gehört wird. Inzwischen eskalieren die Kosten – Zinssätze, die Kosten des Grundstücks, et cetera, et cetera. Sie können sich die seelische Verfassung von jemandem in einer solchen Zwangslage vorstellen.«
    Seelische Verfassung. Mein Gott. Wyatt bewahrte eine freundliche Miene, erwartungsvoll, naiv. Das schien Finn zu irritieren. »Mr. Lake, ich will es deutlicher formulieren. Als Entschädigung für das Zurückziehen des Einspruchs haben Bauherren schon Zehntausende von Dollars gezahlt oder Vergleiche angeboten oder Arbeiten aller Art. Vielleicht brauchen Sie eine neue Schaufensterfront?« Er zuckte die Achseln. »Irgendwas.«
    Gier flackerte in Wyatts Augen. Doch er spielte den Verantwortungsbewußten und sagte: »Ist denn das legal?«
    »Das hängt davon ab, wie Sie es sehen wollen. Ein hartnäckiger Kläger könnte etwas daraus machen, aber wozu der Ärger? Auf lange Sicht ist es leichter, sich mit der Gesetzgebung zu verbünden. Weise Leute handeln sofort.«
    Jetzt war Wyatt gierig. Da gab es einiges zu holen. »Ich muß mit den anderen reden«, sagte er.
    Finn erhob sich und sah auf seine Uhr. »Warum kommen Sie nicht alle? Sagen wir, irgendwann in der nächsten Woche. Bringen Sie alle diesbezüglichen Dokumente mit, so daß wir uns einen Plan zurechtlegen können. Ich sage Ihnen was – wenn wir uns entscheiden, so vorzugehen, werde ich Ihnen die heutige Konsultation nicht berechnen. Wie klingt das?«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen«, sagte Wyatt, stand auf und schüttelte Finns Hand.
    »Sprechen Sie auf dem Weg nach draußen mit Amber. Sie wird einen Termin mit Ihnen machen.«
    Wyatt verließ das Zimmer. Finn arbeitete schon an etwas anderem, kritzelte etwas auf die Unterlage, die Stirn gerunzelt. Anna Reids Tür war immer noch geschlossen. Wyatt konnte sie mit einem Klienten sprechen hören. Er machte sich auf den Weg zum Empfang. Bei dem Versuch, seinen Mantel zuzuknöpfen, hatte er Schwierigkeiten. Amber sah ihm dabei zu.
    Schließlich konnte sie nicht mehr an sich halten. »Nichts für ungut«, sagte sie, »aber da ist ein wenig Schmutz auf Ihrer Wange.«
    »Mein Gott, tatsächlich?« sagte Wyatt. Er ging hinaus und rieb sich die Wange.
    Von der Toorak Road aus telefonierte er mit Hobba. »So weit, so gut.«
    »Du hast es ausgekundschaftet?«
    »Finn ist ein krummer Hund. Jetzt überprüfen wir die Frau. Mein Zimmer, acht Uhr – aber sag Pedersen sieben Uhr dreißig.«

Acht
    Montag, und Sugarfoot fühlte sich immer noch schlecht. Er stand spät auf, ließ sich Zeit, verließ das Haus erst kurz vor Mittag. Es war viel Verkehr, der Customline eingeklemmt zwischen gewienerten Holden, an deren Steuer Idioten in Anzügen saßen. In der Victoria Street legte er sich auf die Hupe, um vorwärts zu kommen, dann suchte er einen Sender mit anständiger Musik. Wenn es kein Easy-Listening-Mist war, war es New-Wave-Mist. Schließlich fand er etwas, was zu seiner Stimmung paßte, Roy Orbison, ›Only the Lonely‹, die Stimme des großen O’ wurde schwächer und stärker, weil sie aus dem verschissenen Geelong gesendet wurde.
    Die Musik paßte zu seiner

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